Schwarz wie Samt
Straße standen, umarmte ich Salman und sagte: „Das ist das Wahnsinnigste, was ich je erlebt habe. Warum hast du denn den Preis noch heruntergehandelt, es war doch schon billig genug?“
Salman befreite sich aus meiner Umarmung und antwortet: „Herr Haddad hätte uns niemals ernst genommen, wenn wir nicht gehandelt hätten und die Wohnung hätten wir nicht bekommen, das kannst du mir glauben!“ Die Mentalität der Ägypter war mir ein Rätsel. Ich musste noch viel lernen, das sah ich bereits jetzt ein.
In der darauffolgenden Woche wickelte ich mit Hilfe von Salman meine Bankgeschäfte ab, so dass ich über genug Geld verfügen konnte, unsere Wohnung einzurichten. Ich telefonierte mit Frau Koch und erzählte ihr von unserer Wohnung. In Berlin war es noch immer kalt, es war schließlich erst März. Sie erzählte mir, dass sich Kongressmitglieder im Hotel angemeldet hatten, die im letzten Jahr bereits da gewesen waren und unbedingt wieder in die „Grüne Oase“ wollten. Ich war froh zu hören, dass das Hotel nach wie vor gut belegt war. Frau Koch war eine zuverlässige Frau und würde in meiner Abwesenheit gut wirtschaften. Davon war ich überzeugt. Ich hatte auch gar kein Heimweh nach Berlin. Kairo war eine faszinierende Stadt, wenn auch das Leben hier noch hektischer war, als in Deutschland.
Ich hatte das Rikschafahren für mich entdeckt und Salman machte sich über mich lustig als ich ihm sagte: „Es gefällt mir viel besser, als Autofahren in Berlin.“
Obwohl wir schon drei Wochen in Kairo waren, hatte ich noch keinen von Salmans Studienkollegen zu Gesicht bekommen. Ich fragte Salman, warum das so war und er antwortete mit einem überraschenden Achselzucken. Er war noch gar nicht auf die Idee gekommen, dass ich gerne andere Leute kennen lernen wollte und sagte nur: „Du wirst bald selbst genug Studenten kennen lernen, wenn du wieder an der Universität bist.“
Die Einrichtung unserer Wohnung war fast fertig. Ich hatte es doch geschafft, die Möbel allein auszusuchen und Salman würde erst die fertig eingerichtete Wohnung zu sehen bekommen. Es sollte ein richtiges Fest werden.
Obwohl ich viel Geld für ausgefallene Möbelstücke ausgegeben hatte, wirkten die Räume noch immer ziemlich leer. Erst als ich ein paar Teppiche bei einem Räumungsverkauf erstand und auslegen ließ, wurde es wohnlicher. Auf Vorhänge verzichtete ich ganz, da die hohen Fenster durch altmodische ausstellbare Jalousien verschlossen und beschattet werden konnten. Unsere Schlafzimmerwände ließ ich von einem Handwerker mit türkisblauer Seide bespannen, die ich im Bazar gekauft hatte. Es war der kleinste Raum in der Wohnung und die Farbe passte hervorragend zu dem Bodenmosaik, das in Blau- und Rosétönen gehalten war. Ein schlichtes Metallbett ein großer Spiegel und zwei Leselampen waren die ganze Einrichtung.
Ich versuchte mir immer wieder vorzustellen, dass ich nur zwei Jahre hier wohnen würde und dann alles wieder verkaufen musste. Salman fragte mich jeden Abend: „Na, wie kommst du voran? Wann ist es endlich soweit?“ Er hatte akzeptiert, dass ich es als meine persönliche Aufgabe sah, die Einrichtung zu besorgen, da er mit seinem Studium beschäftigt war.
Als Europäerin konnte ich mich in Kairo sehr gut bewegen und wurde nur noch selten belästigt. Ali, ein Rikschafahrer, der mich oft von einem Geschäft zum nächsten fuhr, verstand sich inzwischen als mein persönlicher Begleiter. Er kannte viele Leute und fuhr mit Stolz vor, verstaute mein Gepäck und half mir galant aus seinem Gefährt, das sehr gepflegt war und eine besonders gute Bereifung hatte. Er trug mir meine Einkäufe bis vor die Haustüre und als er einmal einen Blick in unsere neue Wohnung werfen konnte, erklärte er mir am nächsten Tag: „Meine Tochter hat zur Zeit keine Arbeit und wenn sie jemanden suchen zum Putzen oder Kochen, Shalima würde sich freuen, für sie zu arbeiten.“
Ich versprach ihm, mit meinem Mann darüber zu reden, denn daran hatte ich selbst auch schon gedacht. Ich konnte nicht kochen und wenn ich wieder studierte, hatte ich dafür auch keine Zeit. Außerdem musste diese große Wohnung in Ordnung gehalten werden, warum nicht von Alis Tochter.
Salman wollte von diesem Vorschlag zunächst nichts wissen. Natürlich war es auch in Nairobi üblich, Hausangestellte zu haben, aber er befürchtete, dass ihm das alles über den Kopf wachsen würde. Er verdiente noch kein Geld und sein Vater sandte ihm seinen monatlichen Scheck, der ihm
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