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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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Siedlungen für Weiße. Der Rest war von Schwarzen und Mulatten bewohnt. Es lebten auch viele Inder und andere Nationalitäten hier.
    Zwei schwarze Frauen kamen mir am Eingang entgegen. Beide hatten Kleinkinder auf dem Arm. Sie wirkten ärmlich und zerlumpt. Ich ging an ihnen vorbei in den dunklen Hausflur. Die schmale Treppe knarrte, als ich hinaufstieg. Essensgeruch schlug mir entgegen. Salmans Namen stand auf einem großen Messingschild, das gar nicht zu der schäbigen Tür passte. Ich klingelte. Es dauerte nur einen Moment, bis die Tür aufgerissen wurde. Dann stand er vor mir. Er sah mich ungläubig an und sagte:
    „Du, was willst du?“ „Ich muss mit dir reden“, sagte ich etwas kleinlaut. „Komm herein“, gab er zur Antwort und ging einen Schritt beiseite. Die Farbe war aus seinem Gesicht gewichen. Er war so blass, wie ein Schwarzer nur sein kann. Er ging voran in ein kleines Wohn-Esszimmer, das mit orangefarbenen Vorhängen und Decken ausgeschmückt war. Ich folgte ihm wie in Trance. Beim Anblick dieser mit Liebe eingerichteten Wohnung, fühlte ich, wie sich meine Beine verabschiedeten. Ich ließ mich auf den nächstbesten Stuhl fallen. Einen Augenblick lang konnte ich nicht sprechen. Ein Kloß saß in meinem Hals. Salman stand nur da und sah mich hilflos an. Er sagte nichts. Er wartete, was kommen würde.
    Ich fragte: „Wo ist deine Frau?“ Salman antwortete: „Sie ist bei ihrer Mutter. Sie kümmern sich um das Baby.“ Ach ja, das Baby. Das hatte ich beinahe vergessen. Ich stand wieder auf und ging auf ihn zu:
    „Du hast mich verraten, ich habe nur dich geliebt!“ Salman hob beschwörend die Hand und führte mich wieder auf den Stuhl zurück.
    „Arven, bitte! Du weißt, dass ich in einer anderen Welt lebe als du. In unserem Stamm ist es üblich, dass wir bereits im Kindesalter einander versprochen werden und daran müssen wir uns als Erwachsene auch halten. Ich musste sie heiraten. Sie wäre sonst verflucht und würde nie wieder einen Mann bekommen.“, sagte er ohne mich anzublicken.
    Ich versuchte, so ruhig wie möglich zu bleiben: „Warum hast du mir das nie gesagt?“, fragte ich und unterdrückte meine Tränen.
    „Weil ich dich liebe“ sagte er mit belegter Stimme. Er kniete vor dem Stuhl nieder und legte beide Hände auf meine Hüften und seinen Kopf in meinen Schoß. Seine Haare waren ganz kurz geschoren, sie fühlten sich störrisch an wie unser englischer Rasen. „Glaub mir, Arven, ich wollte das alles nicht.“
    „Sie hat ein Kind von dir“, brachte ich hervor. „Wolltest du das auch nicht?“ Salman erhob sich, nachdem ich ihn weggestoßen hatte. Er sah verzweifelt aus. Er antwortete mir nicht. Ich stand wieder auf und ging auf ihn zu. Er nahm mich in seine Arme, hob mich hoch und trug mich hinter einen Vorhang. Dort legte er mich auf ein Bett. Es war mit einer bunten Decke abgedeckt, die kleine Troddeln hatte. Man spürte sie überall.
    Seine Haut war glänzend schwarz wie Samt und feucht wie ein Seehundfell. Sein Geruch nach Sandelholz und Honig vernebelte mir die Sinne. Ich wollte mich nicht wehren, ich wollte, dass er mich hier nahm in diesem Raum, auf diesem Bett. Er riss mir meine Kleider vom Leib, bis ich nackt vor ihm lag. Dann warf er sich auf mich. Ohne zu zögern drang er in mich ein. Ich biss ihn in die Schulter und zerkratzte seinen Rücken. Eine Mischung aus Liebe und Hass durchflutete mich – oder war es Verzweiflung? Ich war nicht fähig, einen klaren Gedanken zu fassen. Er sollte immer an mich denken, wenn er mit seiner Frau hier schlief. Ich wollte, dass er diesen Augenblick nie vergessen würde.
    Salman hatte sich auf die Seite gerollt. Sein Rücken hatte blutige Striemen. Er hielt die Augen geschlossen. Ich stand auf und zog mein Kleid wieder an. Einen Spiegel suchte ich vergeblich, deshalb strich ich meine Haare glatt, so gut es ging. Ich drehte mich nicht nach ihm um und verließ den Raum. Im Hausgang legte ich meine Hände auf meine Wangen. Sie glühten. Würde man mir ansehen, dass ich soeben hemmungslosen Sex mit einem Schwarzen gehabt hatte? Wir hatten nicht verhütet. Draußen empfing mich gleißende Sonne. Ich fror trotzdem und ging ein paar Schritte in Richtung Bahnhof, bevor ich nach einem Taxi winkte.
    Als das Taxi vor unserer Einfahrt anhielt, sah ich meine Mutter schon im Türrahmen stehen. Sie hatte dieses rote Kleid an, das ich nicht an ihr mochte. Zu ihrem brünetten Haar sah rot immer trostlos aus. Es machte sie blass und unscheinbar. Ich

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