Schwarz wie Samt
wegretuschieren ließen. Am besten half da Schlaf. Zuerst räumte ich mein Schlafzimmer auf. Überall lagen Zeitschriften und Wäsche herum. Ich war in der letzten Zeit ziemlich nachlässig gewesen. Während ich räumte, fragte ich mich, warum ich ausgerechnet mein Schlafzimmer in Ordnung brachte. Mein Unterbewusstsein hatte wohl bereits Marek hier herauf geführt. Ich erschrak über mich selbst und nahm mir vor, es heute Abend nicht so weit kommen zu lassen. Schließlich war ich noch immer mit Salman verheiratet und liebte ihn. Ich wollte ihn nicht betrügen, obwohl ich wusste wie schwer es war, Marek zu widerstehen. Er wirkte auf mich wie ein Magnet und allein der Gedanke an seine Berührung ließ mich erschauern.
Ich legte mich angezogen auf das breite Bett und fiel sofort in tiefen Schlaf. Durch Klingeln und Klopfen an der Haustüre wurde ich wieder geweckt. Ich hatte fünf Stunden am Stück geschlafen und Marek stand vor der Türe. Ungekämmt, ungeschminkt und in einem dunkelroten Hausanzug öffnete ich ihm.
„Es tut mir leid, ich habe verschlafen“, sagte ich entschuldigend und ließ ihn eintreten. „Immerhin hast du mich klingeln hören“, sagte er, indem er mich in den Arm nahm und an sich drückte. „Schön, dass du dich bei mir gemeldet hast“, sagte er lächelnd.
„Ja, wir haben uns das letzte Mal vor einem halben Jahr gesehen“, räumte ich ein.
„Leider ist der heutige Anlass ein unerfreulicher“, fügte ich hinzu.
„Setz dich doch“, bat ich ihn. Marek ließ sich auf mein Sofa fallen. „Hier sieht es ganz anders aus, was hat sich verändert?“, fragte er, indem er den Blick durch den Raum schweifen ließ. Er war ein aufmerksamer Beobachter und sein Blick blieb am offenen Kamin hängen. „War dieser Kamin schon immer da?“, fragte er irritiert.
„Ja, der Kamin schon, aber der Fußboden ist neu“, sagte ich.
„Ach ja, der Fußboden, das hat das ganze Haus verändert.“ Ich hatte ihm gegenüber Platz genommen und versuchte, meine Haare etwas glatt zu streichen. Marek sah mich mit seinen blauen Augen strahlend an.
„Du siehst einfach fantastisch aus“, sagte er und beugte sich über den Tisch und nahm meine Hand. Ich entzog sie ihm vorsichtig wieder und antwortete:
„Danke für das Kompliment, aber ich muss mich erst noch etwas zurecht machen. Vielleicht können wir in der Stadt einen Bissen essen gehen, ich habe kaum etwas im Haus.“ Ich konnte und wollte mit ihm nicht hier bleiben, allein der Blick in seine Augen war so verhängnisvoll und jede weitere Berührung würde mich weiter in seinen Bann ziehen, so dass der Abend unvermeidlich ein Stockwerk höher enden würde.
Ich stand auf und goss ihm ein Glas Sherry ein. „Damit dir die Zeit nicht zu lange wird“, sagte ich und ging hinauf ins Bad. Ich fühlte, wie mir seine Blicke die Treppe hinauf folgten und hoffte inständig, er würde auf dem Sofa sitzen bleiben. Auf der obersten Treppenstufe drehte ich mich noch einmal zu ihm um und sagte: „Es dauert nur fünf Minuten, dann können wir gehen!“ Wir fuhren mit Mareks Auto in die Innenstadt.
Es war ein Sommerabend mit lauer Luft und hektischem Treiben. Die Stadt schien vor Betriebsamkeit fast überzukochen und Marek lenkte seinen Wagen gelassen bis nach Kreuzberg, wo er ihn an der Straßenseite parkte.
„Wir gehen ein paar Meter zu Fuß“, sagte er, „ich kenne da ein süßes indisches Lokal, wo man traumhaft gut essen kann.“
„Gut, ich lasse mich überraschen“, sagte ich.
Das „Maharadscha“ war wirklich nett, wenngleich der Eingangsbereich etwas heruntergekommen wirkte. Die Fliesen waren teilweise abgeschlagen und die Kokosteppiche schienen auch nicht die neuesten zu sein. Der Chef empfing Marek mit einem tiefen Diener und führte uns zu einem kleinen Tisch in einer Fensternische.
„Man kennt dich hier?“, fragte ich, indem ich mich auf dem zierlichen Stuhl niederließ. „Nun, wir sind Nachbarn“, sagte Marek und deutete auf ein großes Mietshaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite.“
„Seit wann wohnst du denn in Kreuzberg?“, fragte ich verwundert.
„Seit meine Frau mich verlassen hat und die große Wohnung für mich nicht mehr rentabel war.“, antwortete Marek.
„Sie hat dich verlassen?“
„Ja, schon vor zwei Monaten“, sagte Marek und fügte hinzu: „Sie hat es in Berlin nicht länger ausgehalten. Sie konnte sich einfach nicht einleben und außerdem war die Trennung zu unserer Tochter für sie unerträglich. Und meine
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