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Schwarz wie Samt

Schwarz wie Samt

Titel: Schwarz wie Samt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maya Trump
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meiner Gesundheit, die ich alle mit „gut“ oder „sehr gut“ beantworten konnte. Frau Koch sagte am Ende der Befragung: „Ich habe dir im zweiten Stock ein Zimmer herrichten lassen, bis dein Häuschen wieder bewohnbar ist.“
    Entsetzt sah ich sie an und schüttelte den Kopf: „Was heißt wieder bewohnbar?“ Ich hatte nicht vor im Hotel zu wohnen.
    „Im Winter gab es einen Wasserrohrbruch im Obergeschoss und wir mussten die Wände und Böden teilweise aufreißen lassen. Aber in ein paar Tagen sind die Handwerker fertig.“, teilte mir Frau Koch mit.
    „Warum haben Sie mir davon nichts erzählt?“, fragte ich etwas verwundert.
    „Ich wollte Dich nicht unnötig aufregen, es war nicht so schlimm.“, gab sie zur Antwort. So blieb mir nichts anderes übrig, als in ein Hotelzimmer zu ziehen. Am nächsten Morgen sah ich mir die Baustelle an. Es war wirklich nicht so schlimm, nur der Fußboden im Wohnzimmer war noch nicht ausgebessert. Ich war ganz froh darüber und sprach mit dem Bodenverleger. Ich wollte einen ganz neuen Belag und keine Ausbesserung. Der Handwerker war begeistert von meinem Vorschlag und holte sofort Muster. Ich entschied mich für ein altmodisches Fischgrat Parkett in Eiche. Ich fand, dass dieser Belag viel schöner war und das Haus aufwerten würde, als der braune Fliesenbelag. Natürlich würde ich dann ein paar Tage länger im Hotel wohnen müssen, aber das nahm ich gerne in Kauf. Die Angestellten im Hotel behandelten mich wie ein Familienoberhaupt. Jeder versuchte es mir besonders recht zu machen. Frau Koch sagte: „Die Küche spielt wegen dir völlig verrückt. Sie haben den gesamten Speiseplan umgeworfen, um dir etwas Besonderes zu bieten.“ Es war mir schon aufgefallen, dass es nur ausgefallene und besonders schön dekorierte Speisen gab. Aber dass es wegen mir war, fand ich ziemlich albern.
    Frau Koch bemerkte dazu: „Du bist so schlank, dass es ein Anliegen der ganzen Belegschaft ist, dich wieder in Form zu bringen.“ Es war mir selbst auch aufgefallen, dass ich immer schlanker geworden war. Ich konnte essen was ich wollte, die Waage zeigte immer weniger Gewicht an. Meine Hosen musste ich mit Gürteln enger schnallen und ich trug inzwischen gefütterte Büstenhalter, um die fehlenden Rundungen auszugleichen. Trotzdem hatte ich das Gefühl, dass es mir gut ging. Meine knochigen Schultern versteckte ich unter weiten Blusen und Shirts.
    Mein Schokoladenkonsum war, seit ich in Deutschland war, fast ins Unermessliche gestiegen. Ich konnte schon zum Frühstück eine ganze Tafel essen und Pralinen hatte ich mir auch in großen Packungen gekauft. Schließlich gab es in Afrika solche Dinge nicht und ich hatte einen großen Nachholbedarf. Trotz dieser Schokoladengier nahm ich jede Woche ein Kilo ab.
    Gleich nach meiner Ankunft in Berlin hatte ich mich komplett neu eingekleidet und jetzt nach einigen Tagen schlotterten die Hosen und Röcke schon wieder um mich, als ob ich sie eine Nummer zu groß gekauft hätte. Meine Wangenknochen standen hervor und meine Augen wirkten auch ohne Schminke noch größer.
    Frau Koch, die mir gestern Morgen das Frühstück selbst gebracht hatte, sagte: „Sieh zu, dass du ordentlich isst, damit du wieder zu Kräften kommst.“ Als ich die Silberhaube auf dem Tablett entfernte, kamen darunter Rühreier mit Schinken hervor, die für eine ganze Mannschaft gereicht hätten. Ich aß alles bis zum letzten Rest auf.
    Durch meine sonnengebräunte Haut genügte es, einen kräftig roten Lippenstift aufzutragen, damit sah ich dann richtig gut aus. Wenn man mich weiterhin so verwöhnte, würde ich bald wieder zunehmen, da war ich mir sicher.
    Nach einer Woche konnte ich endlich wieder in mein Haus einziehen. Es hatte sich durch den neuen Fußboden in ein Luxushaus verwandelt. Frau Koch war begeistert, als sie es sah und gratulierte mir zu meinem guten Geschmack. Die einfachen Möbel kamen auf dem edlen Boden besonders gut zur Geltung.
    Als ich die hintere Terrassentür öffnete, kam mir fauchend ein Schwan entgegen. Dieses Paar hatte sich während meiner Abwesenheit häuslich eingerichtet. Am Ufer der Spree hatten sie ein stattliches Nest gebaut. Auf dem Wasser schwammen vier junge Schwäne mit der Mutter. Ich musste vorsichtig den Rückzug antreten, denn mit diesem Burschen war nicht zu spaßen. Salman hätte seine wahre Freude daran gehabt, er hatte sie schließlich immer gefüttert.
    Mir fiel ein, dass ich Salman unbedingt anrufen musste wegen des Autos. Er hatte es

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