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Schwarz

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Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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auch, dass er in die Geschehnisse verwickelt worden war. Wer steckte dahinter? Durch den Tod des Witwenmachers stand er nun mit leeren Händen da, wie sollte er den Mord an Ewan jetzt weiter untersuchen? Die Lage erschien hoffnungslos. Könnte Kati Soisalo ihm helfen? Sie hatte während seiner Inhaftierung zweimal versucht ihn zu erreichen und um einen Rückruf gebeten.
    Doch jetzt musste er mit dem Chef reden, wenn er überhaupt noch einen hatte. Vielleicht war bei Gilbert Birou das Maß nun voll. Kara biss in das dreieckige Sandwich, das er in der Kantine gekauft hatte, nahm einen kräftigen Schluck vom eiskalten Linie-Aquavit, goss etwas Schnaps auf die Wunde am Fuß, von der er dem Arzt nichts gesagt hatte, und jaulte vor Schmerz auf, gerade als der Polizeichef der UN-Operation im Sudan, Zbigniew Górski, mit wichtigtuerischer Miene hereingerauscht kam wie ein Startenor zu seinem Auftritt auf der Bühne. Es stank nach Aquavit.
    »Es ist völlig unbegreiflich, dass ein Wirrkopf wie du für den Posten des Persönlichen Assistenten des UNODC-Generaldirektors ausgewählt worden ist«, wunderte sich der polnische Polizist.
    »Wem sagst du das«, antwortete Kara und schaltete seinen Laptopein. Der pedantische Pole war so ziemlich der letzte Mensch, mit dem er sich jetzt unterhalten wollte.
    »Du hast gegen die Vorschriften verstoßen, als du das Gästehaus verlassen hast. Und was ist nun? Muss ich dich jetzt bewachen lassen, damit du nicht noch in ein drittes Verbrechen verwickelt wirst?«
    Kara antwortete nicht.
    »Ich muss dich verhören. Die Rechtsabteilung hat einen Bericht über deine Rolle bei den Morden an Ewan Taylor und an Ruslan Sokolow angefordert. Und auch der Generaldirektor des UNODC will einen Lagebericht …«
    »Gilbert Birou bekommt seinen Bericht gerade in diesem Augenblick«, sagte Kara, als sein Laptop piepte. Das war das Zeichen dafür, dass sich der UNODC-Generaldirektor in das Konferenzprogramm Genesys einloggte. »Die Tür ist da genau hinter dir. Sie geht auf, wenn du die Klinke herunterdrückst und ziehst.«
    Der polnische Polizist warf den Kopf zurück und verließ den Raum, und Kara ging in Gedanken schnell alle Punkte durch, die er als Erklärung anführen wollte, während er die Telefon- und Videoverbindung herstellte.
    »Diesmal bist du zu weit gegangen, Kara«, sagte Gilbert Birou in seinem gepflegten Französisch, sobald die Bildverbindung stand. Er starrte in die Webkamera und hatte sich so weit vorgebeugt, dass auf dem Display von Karas Laptop nur seine Augen, die Nase und das goldene Brillengestell von Cartier zu sehen waren.
    »Ich bin nur anstelle von Ewan zu dem von ihm vereinbarten Treffen gegangen, mehr war nicht«, antwortete Kara wie üblich in Englisch.
    »Ach, mehr war nicht?«, fuhr Birou ihn an. »Der Witwenmacher wurde tot aufgefunden, seine Villa ist abgebrannt, und jemand hat dir ein Messer in die Hand gestochen.«
    »Was kann ich dafür, dass …«
    »Ich hatte dir befohlen, im UN-Hauptquartier zu bleiben, und du tust so etwas«, brüllte Birou. »Hast du unsere Abmachung vergessen? Ich habe dich eingestellt, weil du mir versichert hast, dass du keine Schwierigkeiten machen wirst. Bei deiner Vergangenheit hättest du anderswo kaum eine anständige Arbeit gefunden, und ichhabe dich auch nur genommen, um Betha Gilmartin einen Gefallen zu tun. Und das ist nun der Dank.«
    »Ich kann ja kündigen, wenn du das willst«, schnappte Kara zurück. »Aber ich bin weiterhin der Meinung, dass es dumm gewesen wäre, Ewans Treffen mit dem Witwenmacher ins Wasser fallen zu lassen. Ich hatte diesem Streber Górski vorgeschlagen, zu Sokolows Villa zu gehen, aber der Herr Ortspolizist war der Ansicht, dass UN-Mitarbeiter nicht mit Waffenhändlern verhandeln dürfen. Ich war also gezwungen, die Sache selbst in die Hand zu nehmen. Jemand musste den Witwenmacher treffen.«
    »Aber nicht du.« Birou hatte große Lust, Karas Angebot, selbst zu kündigen, anzunehmen, es forderte jede Menge Selbstbeherrschung, sich das zu verkneifen. Am Ende fing Betha Gilmartin noch an, nach den Gründen für Karas Kündigung zu fragen. »Du hast meinen ausdrücklichen Befehl missachtet. Und ich werde jetzt dafür ohne eigenes Verschulden aufs Korn genommen.«
    Kara spürte, dass er gleich ausrasten würde, und wechselte schnell das Thema. »Ich konnte noch kurz in den Unterlagen des Witwenmachers blättern und habe etwas herausgefunden. Auf einer Notizbuchseite wurde das Globeguide-Steuerungssystem erwähnt

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