Schwarz
Dokumente hinterlassen, die lückenlos beweisen, dass er und der Witwenmacher Osman die Raketen geliefert haben. Die vierundzwanzig anderenStaatschefs, die an dem Plan beteiligt waren, kommen viel zu billig davon. Denn die Mitglieder des UN-Sicherheitsrates wollen nicht, dass der Erpressungsversuch an die Öffentlichkeit gelangt. Sie fürchten, er könnte Nachahmer finden. Man wird sehen, wie lange die Geschichte geheim bleibt, es wissen ziemlich viele Leute davon.«
»Und ich stehe auch nicht mehr in Verdacht, irgendeine Straftat begangen zu haben«, sagte Kara und seufzte erleichtert. »Der ehemalige Polizeichef der UN-Operation im Sudan, Zbigniew Górski, hat seinen Bericht zum Mord an Ewan Taylor der Rechtsabteilung der UN geschickt, weil Gilbert Birou überhaupt nicht reagiert hat. Und Hofman hat ein Videoband von den Ereignissen in der Villa des Witwenmachers hinterlassen, wie du weißt. Wegen der Metamphetamin-Geschichte in Finnland wird auch keine Anklage erhoben, da mich nichts mit den Drogen in dem Hotelzimmer in Verbindung bringt.«
»Und Birou?«, erkundigte sich Betha und sah den erbosten Ausdruck auf Karas Gesicht.
»Dieser verdammte Intrigant. Er hat Baabas in El Obeid auf meine Spur gesetzt und mich damit in Lebensgefahr gebracht. Und ich kann es nicht beweisen.«
»Curzon Street, Mayfair«, sagte Betha und lachte. »Diese Adresse wird Birou garantiert auch künftig im Zaum halten.«
»Was ist dort eigentlich passiert, welche Leiche hat Birou da im Keller?«, fragte Kara.
»Die Verschwiegenheitspflicht, lieber Leo. Und das Geheimhaltungsgesetz. Ich habe dir schon zu viel gesagt.«
»Und wie steht es um all das, was Hofman mir erzählt hat? Die Stiftung ›Mundus Novus‹, die Menschenversuche … Hat Hofman die Wahrheit gesagt? Welcher Verrückte würde Hunderte Menschen umbringen, um irgendeine … Zukunftstechnologie zu testen?«
Sie lachte trocken. »Solche Verrückten finden sich leider immer wieder. Es ist erst ein paar Jahre her, da hat Nordkorea in Gaskammern chemische Waffen an politischen Gefangenen getestet.«
Die Bemerkung ließ Kara verstummen.
Betha nahm seine Hand. »Diesen Fall wird man noch lange nicht zu den Akten legen. Überraschenderweise ist aus Sicht des Westensdie Zerstörung von Osmans zweiter Rakete die schockierendste Wendung in diesem verworrenen Knäuel. Irgendjemand hat eine Abwehrrakete gebaut, die in der Lage ist, einen mit Überschallgeschwindigkeit fliegenden Marschflugkörper in der Luft zu zerstören. Das dürfte eigentlich nicht möglich sein. Die USA haben jahrzehntelang vergeblich an der Entwicklung einer solchen Waffe gearbeitet, dafür wurden Milliarden Dollar rausgeschmissen.«
Dann zog sie leicht die Brauen zusammen. »Es sieht so aus, als gebe es irgendwo ein völlig einzigartiges Forschungsinstitut für Rüstungstechnologie. Und dort werden Spezialwaffen entwickelt, die alle Grundlagen der Kriegsführung revolutionieren. Das militärische Gleichgewicht der Welt ist nicht nur erschüttert. Es ist zerstört. Im schlimmsten Fall erlebt die Welt bald ein Wettrüsten, das dramatischer ist als zu Zeiten des Kalten Kriegs.«
»Hofman hat also die Wahrheit gesagt?«
»Das werden wir mit der Zeit alles aufklären. Welche seiner Behauptungen stimmt und welche nicht.«
Bethas Bodyguard, der etwa zwanzig Meter entfernt stand, machte ein paar Schritte in Richtung seiner Chefin und sorgte dafür, dass Betha auf ihre Uhr schaute. Sie erschrak. »Ich muss jetzt wieder an die Arbeit gehen. Wie lange willst du in London bleiben? Wir sehen uns doch in den nächsten Tagen?«
»Ich habe mich noch nicht entschieden, das hängt auch ein wenig von Birou ab. Aber beantworte mir noch eine Frage. Hofman hat kurz vor seinem Tod behauptet, dass ich bei weitem nicht alles darüber weiß, was im Oktober 1989 geschehen ist. Nicht über das Schicksal meiner Schwester und meiner Mutter und über so gut wie alles andere auch nicht. Das waren seine Worte. Stimmt das?«
Betha klopfte Leo aufs Knie. »Das ist wahr. Auch ich oder der SIS weiß doch kaum etwas über diese Tage, niemand weiß es. Zumindest niemand, der auf unserer Seite steht. Aber ich kann dir etwas verraten, wenn du mir versprichst, es für dich zu behalten. Das hast du dir verdient.«
Bethas Sicherheitsmann hustete in seine Faust.
»Dieser Killer, Manas, war dabei, als deine Familie ermordet wurde. Und der Name ›Mundus Novus‹ ist früher schon einmal aufgetaucht.Ich habe das dir gegenüber nie erwähnt,
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