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Schwarz

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Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Dienstvorschriften einen neuen Absatz gefunden hatte, den er als Vorwand nutzte, ihn zu drangsalieren. Doch die Anruferin stellte sich als Kati Soisalo vor, und Kara freute sich.
    »Ich rufe hoffentlich nicht zu spät an?«, fragte sie.
    »Auf gar keinen Fall, schön, dass du dich meldest. Wie du weißt, möchte ich mit dir über das Steuerungssystem Globeguide deines Arbeitgebers, der Fennica AG, reden.«
    »Ich habe schon vor längerer Zeit bei Fennica aufgehört«, erwiderte Kati Soisalo. »Weshalb beschäftigt ihr euch erst jetzt mit der Sache? Es ist schon über ein Jahr her, dass ich dem Regionalbüro des UNODC in Kenia einen Hinweis auf die Ungereimtheiten im Zusammenhang mit Globeguide geschickt habe.«
    Kara überlegte, wie viel er ihr verraten sollte, und entschied sich, nichts von Ewans Tod zu sagen. Er wollte nicht, dass sie sich deswegen Vorwürfe machte. »Ich habe den Fall erst kürzlich von meinem Kollegen gewissermaßen … geerbt. Erinnerst du dich noch an die Einzelheiten, wie Globeguide in den Sudan gelangt ist?«
    Kati Soisalo lachte trocken. »Nur allzu gut. Nach meiner Kündigung habe ich noch ein paar Wochen bei Fennica gearbeitet, als in der Fabrik ein Brand ausbrach und der erste Prototyp von Globeguide zerstört wurde. Das haben sie jedenfalls behauptet. Doch ich kannte Otto Mettälä, den damaligen Direktor von Fennica, zu gut. Er verhielt sich so, als wäre nichts geschehen, obwohl das Unternehmen bei seinem wichtigsten Forschungsprojekt einen Rückschlag erlitten und dabei Monate verloren hatte. Ich habe mich dann ein wenig in Mettäläs Zimmer umgesehen und die Kopie eines Frachtbriefs mit der Unterschrift der Firma ›Transavia Cargo‹ gefunden, die kurz vor dem Brand bei Fennica etwas abgeholt hatte, dessen Bestimmungsort der Sudan war. Natürlich habe ich Nachforschungen angestellt: Der Witwenmacher Ruslan Sokolow nutzt ›Transavia Cargo‹ als Tarnunternehmen. Aber als ich später mein einziges Beweisstück, den Frachtbrief, in Mettäläs Zimmer wiederfinden wollte, war es verschwunden. Mettälä hat die Unterlagen wahrscheinlich vernichtet, als er gemerkt hat, dass jemand in seinen Sachen gekramt hat.«
    Kara spürte, dass er auf eine Goldader gestoßen war. »Hast du davon noch irgendeiner anderen Behörde als dem UNODC berichtet?«
    Kati Soisalo überlegte einen Moment. »Leider nicht, das muss ich zu meiner Schande gestehen. Ohne den Frachtbrief hätte ich meine Behauptungen nicht beweisen können.«
    Kara stellte ihr noch einige Fragen, bedankte sich und erhielt die Erlaubnis, sie wieder anzurufen, falls ihm neue Fragen einfielen. »Dieser Zug kommt also doch ins Rollen«, dachte Kara. Er hatte einen neuen Namen, der auf die Liste der Verdächtigen kam. Otto Mettälä, der ehemalige Direktor von Fennica, wusste vermutlich mehr von den Geschäften des Witwenmachers, als Ewan in seinen Aufzeichnungen durchblicken ließ.

8
    Montag, 27. April
    Es war wie in der Sauna, nur die Birkenzweige fehlten. Leo Kara fluchte, wischte sich den Schweiß vom stoppligen Gesicht und trank gierig Wasser. Man hatte ihm das einzige Arbeitszimmer im Khartoumer Hauptquartier ohne Fenster und Klimaanlage zugeteilt, und er hatte den starken Verdacht, dass der diensteifrige Polizeichef Zbigniew Górski dahintersteckte. Die Temperatur lag garantiert bei etwa vierzig Grad, obwohl es erst kurz vor zehn Uhr vormittags war. Doch wie man sich bettet, so liegt man. Er hatte mit seinem Benehmen mehr Menschen verärgert, als er zählen konnte. Und er hatte sich schon damit abgefunden, dass er dann und wann unter den Folgen seiner Impulsivität zu leiden hatte. Kara schwang seine Faust, und damit endete der irdische Lebensweg einer Fliege.
    Er hatte den brennenden Wunsch, die Berichte der internationalen Nachrichtenkanäle über den Raketenanschlag zu verfolgen, aber nicht genug Zeit. Die Untersuchung der illegalen Raketengeschäfte und der Morde an Ewan und dem Witwenmacher hätte die besten Erfolgsaussichten, wenn sie von Khartoum aus erfolgen könnte. Allerdings hatte Birou schon gedroht, ihn aus dem Sudan abzuziehen. Und Baabas lauerte wahrscheinlich nur auf eine Gelegenheit, ihn wieder zum Verhör zu holen. Es mussten also schnell Ergebnisse her. Nach dem Raketenanschlag in Kenia ging es bei diesen Ermittlungen längst um viel mehr als nur darum, den Mörder Ewans zu finden.
    Kara war zufrieden mit seinen letzten Recherchen. Er hatte im Laufe des gestrigen und heutigen Tages genügend über den Arbeitgeber

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