Schwarz
von Katarina Kraus herausgefunden. Die Security and Defence Corp. war ein privates Unternehmen, das Dienstleistungen im Bereich der Sicherheit sowie militärische Aufgaben übernahm und einen guten Ruf hatte. Die SDC erstellte Risikoanalysen, halfihren Kunden bei der Bekämpfung von Terrorismus und Industriespionage und bot Staaten und Unternehmen annähernd dieselben Dienstleistungen wie die nationalen Armeen. Die Soldaten der SDC erledigten Aufklärungsaufträge, bewachten und sicherten Produktionsanlagen multinationaler Konzerne überall in der Welt und bildeten Armee- und Polizeieinheiten aus, aber ihre Dienstleistungen wurden auch direkt für Militäroperationen gekauft. Auf den Gehaltslisten der SDC standen Tausende Berufssoldaten. Das Unternehmen besaß militärisches Gerät und Computersoftware der Spitzenklasse. Es war somit imstande, an der Seite staatlicher Armeen gegebenenfalls auch an Kampfeinsätzen teilzunehmen.
Mit dem Irakkrieg war die Anzahl der Militärunternehmen explosionsartig gestiegen: EOD Technology, Omega Risk Solutions, DynCorp International, Global Strategies Group, Special Operations Consulting, Blackwater Worldwide, Edinburgh International, Armor Group, Vinnell, Total Intelligence Solutions, Erinys … Nach Einschätzung der Zeitschrift »Jane’s Defence Weekly« waren im Irak bis zu zwanzigtausend Privatsoldaten eingesetzt.
Kara gefielen die Privatarmeen nicht. Der Krieg teilte die Menschen seiner Ansicht nach in zwei Kategorien ein: in Soldaten, die einander umbrachten, und in Zivilisten, die man aus den Kämpfen heraushalten musste. Aber zu welcher Kategorie gehörten die Soldaten, die im Auftrag privater Unternehmen kämpften? Die regulären Soldaten unterlagen dem Völkerrecht und der Militärgesetzgebung ihrer Staaten. Doch niemand schien zu wissen, wie man Privatsoldaten, die Verbrechen begangen hatten, für ihre Taten zur Verantwortung ziehen sollte. Als einige Mitarbeiter von DynCorp während des Bosnien-Krieges in einen Kinderprostitutionsskandal verwickelt waren, wurden sie zwar von ihrer Firma entlassen, aber vor Gericht kamen sie nie. Ähnliche Probleme traten auch im Irak auf.
Ein Klingelton unterbrach Karas Gedankengänge. Er wandte sich seinem Laptop zu, endlich eine E-Mail von Interpol. Bei der Security and Defence Corp. gab es Hunderte Aktienbesitzer, las Kara in der Nachricht. Die Liste der Haupteigentümer war ein echtes Sammelsurium von Stiftungen und Holdings. In der Vergangenheit von Katarina Kraus fand sich kein dunkler Punkt. Nach ihrem Lebenslaufhatte die Frau ausschließlich dank ihrer Begabung schnell Karriere gemacht. Der von ihr erwähnte Name Hofman war in vielen Ländern ein sehr häufiger Familienname. Allein aufgrund der Angabe, er sei in der internationalen Politik und im Waffengeschäft ein Drahtzieher hinter den Kulissen, war ihm Interpol nicht auf die Spur gekommen.
Gerade als Kara im Begriff war, unter die eiskalte Dusche zu gehen, erklang auf seinem Laptop das Signal der Konferenzsoftware Genesys. Generaldirektor Gilbert Birou hatte den Wunsch, mit ihm zu reden. Kurz wog Kara seine Alternativen ab und loggte sich dann ein. Diesmal stellten sie keine Bildverbindung her.
»Ewan Taylor hatte anscheinend von einem noch viel größeren Verbrechen Wind bekommen, als wir uns vorstellen konnten – vom Raketenanschlag in Kenia.«
»Als du dir vorstellen konntest«, dachte Kara und antwortete dann: »Zumindest wissen wir jetzt, warum Ewan und der Witwenmacher ermordet wurden.«
»Du musst jetzt sofort nach Wien zurückkommen. Ich habe für dich einen Platz in einer Transportmaschine des WFP organisiert, die heute Abend um sechs Uhr in El Obeid startet. Das ist zwar reichlich sechshundert Kilometer von Khartoum entfernt, aber es ist besser, du fliegst mit einer UN-Maschine. Möglicherweise haben die sudanesischen Sicherheitsbehörden dem Flughafen in Khartoum mitgeteilt, dass du das Land nicht verlassen darfst. Die UN können das Aufsehen, für das dein Prozess sorgen würde, jetzt wirklich nicht gebrauchen. Schlimmstenfalls knüpfen die Sudanesen dich auf. Du kannst einen UN-Jeep nehmen und nach El Obeid fahren, ich habe das so mit dem Leiter der Sudan-Operation abgesprochen.«
»Ich möchte lieber hierbleiben und herausfinden, wer Ewan umgebracht und wem der Witwenmacher die Raketen verkauft hat«, sagte Kara. Er hoffte immer noch, dass Herr Hofman ihm weiterhelfen würde.
Am liebsten hätte Gilbert Birou seinen eigensinnigen Assistenten auf der
Weitere Kostenlose Bücher