Schwarz
Bilder von den Fluren des Gebäudes, aus der Garage, vom Hinterhof … Als er auf dem Monitor den Haupteingang sah, stockte ihm kurz der Atem – ein Mann mit schiefem Hals! Oberst Baabas gestikulierte heftig, während er dem Polizeichef Zbigniew Górski etwas erklärte. Kara ahnte, was für ein Anliegen Baabas hatte. Er sah, wie Górski dem Sudanesen zunickte und in das Hauptquartier zurückkehrte. Kara wandte sich dem nächsten Monitor zu, auf dem der Pole durch das Hauptfoyer lief. Der dritte Bildschirm zeigte, wie der Polizeichef vor Karas Tür stehen blieb und klopfte. Baabas wollte ihn zum Verhör holen! Er musste sich jetzt sofort entscheiden.
»Wo befindet sich das Büro des Fuhrparkchefs?«, fragte Kara den Mann, der gerade das Telefonat beendet hatte. Mit der Auskunft verließ er die Zentrale, wobei er die Schirmmütze des anderen Wachmanns unauffällig mitgehen ließ. Die Zeit drängte. Górski würde nicht lange an der Tür klopfen, sondern sich auf die Suche nach ihm machen. Er hastete die weißen Flure entlang, rannte über den heißen Innenhof und verlangsamte sein Tempo erst vor dem Büro des Fuhrparkchefs. Die Tür stand offen, er klopfte an und trat ein.
»Kara vom UNODC, für mich ist ein Jeep bestellt. Ich muss zum Flughafen von El Obeid fahren.«
Der Japaner wirkte überrascht, und Kara erschrak, womöglich war der Mann nicht instruiert und würde nun anfangen, im ganzen Hauptquartier herumzutelefonieren.
»Der Generaldirektor Gilbert Birou hat die Sache geregelt«, fügte Kara in schroffem Ton hinzu.
Da kam Leben in den Fuhrparkchef, und er lächelte. »Ach, diese Geschichte, allein nach El Obeid.« Er angelte die Autoschlüssel von der Wand und drückte sie Kara in die Hand.
»Ein brandneuer Jeep Wrangler mit Allradantrieb. Und Klimaanlage. Die Landstraße zwischen Khartoum und El Obeid hat überall Belag und ist in ziemlich gutem Zustand, eine einfache Geschichte, Hauptsache, du vergisst nicht, über die Stadt Kusti zu fahren. Die Route ist auf der Karte eingetragen, die auf dem Fahrersitz liegt. Es sind insgesamt sechshundertsiebenundzwanzig Kilometer, die fährstdu, ohne dich sonderlich zu beeilen, in ungefähr sieben Stunden. Der Tank ist voll und auf der Ladefläche findest du zwei gefüllte Benzinkanister, zwei Ersatzreifen, Wagenheber und Radschlüssel, einen Ölfilter, einen Lüfterriemen, einen Kraftstofffilter, Werkzeug, Motoröl, Kühlflüssigkeit und eine Taschenlampe. In der Fahrerkabine hast du ein Satellitentelefon, GPS, einen Kompass und außerdem Proviant und Wasser für zwei Tage.«
»Eine Unterschrift.« Der nun übers ganze Gesicht lächelnde Fuhrparkchef legte die Quittung auf den Schreibtisch und reichte Kara einen Kugelschreiber. »Na dann viel Glück, das wird schon alles klappen. Auf der Route nach El Obeid sind unsere Autokonvois seit vielen Wochen nicht angegriffen worden«, sagte der Japaner und runzelte dann die Stirn, als er Karas verbundene Hand sah.
»Endlich funktioniert mal was, wenn man es braucht«, dachte Kara, kritzelte seinen Namen aufs Papier und eilte zu dem Geländewagen. Er setzte die kürzlich in einer Wiener Tankstelle gekaufte Sonnenbrille und das hellblaue UN-Basecap auf, warf einen Blick auf die Karte, und dann heulte der Jeepmotor auf.
Der erste Rückschlag erwartete ihn bereits auf dem Innenhof des Hauptquartiers. Ein fünfzehn Meter langer Sattelschlepper war im Hoftor stecken geblieben und hing auf beiden Seiten am Torrahmen fest. Drei LKW-Fahrer ereiferten sich lauthals darüber, was nun getan werden sollte. Kara schlug mit der Faust aufs Lenkrad und fluchte.
Er war gezwungen, zum Haupteingang an der Ebeid-Khatim-Straße zu fahren, bevor Górski seine Flucht bemerkte. Kara wendete, fuhr zum vorderen Hof und überlegte, wie groß seine Chancen waren. Als er hinter dem gelben Strich am Haupteingang anhielt, standen die Männer von Baabas immer noch vor dem Tor für Fußgänger. Jetzt wurde in der Wache das Kennzeichen des Jeeps überprüft und sichergestellt, dass für den Geländewagen die Genehmigung des Fuhrparkchefs zum Verlassen des Hauptquartiers vorlag.
Das Haupttor öffnete sich quietschend, und im selben Augenblick wandte einer von Oberst Baabas’ Helfern den Kopf und schaute in die Richtung des Jeeps. Kara hob die Hand vors Gesicht und zeigte der Überwachungskamera am Tor den Daumen. Er gabGas, fuhr auf die Ebeid-Khatim-Straße, steuerte den Jeep scharf nach links, weg von Baabas und seinen Leuten, beschleunigte und
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