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Schwarz

Schwarz

Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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erwartungsvoller Miene an? Und warum sah er jetzt so aus, als würde er gleich ausflippen? Plötzlich kapierte Kara, was der Mann mit dem Gewehr wollte. Er holte aus seinem Portemonnaie einen Fünf-Dollar-Schein, schaute den Soldaten an und bemerkte sein enttäuschtes Gesicht. Als er zwei Zwanzig-Dollar-Noten herausnahm, hellte sich die Miene des Mannes auf, und er winkte seinen Gefährten an der Straßensperre zu. Als Kara noch überlegte, gegen wie viele UN-Regeln er in den letzten Minuten verstoßen hatte, gaben die Männer die Straße frei.
    Die endlose Wüstenlandschaft wirkte auf niederschmetternde Weise monoton und leer, aber Kara kannte die Gefahren einer solchen Fahrt. Im Sudan waren im Laufe des letzten Jahres viele UN-Mitarbeiter umgekommen: Ein LKW-Fahrer des WFP wurde in einem Hinterhalt auf der Straße zwischen Juba und Torit erschossen, ein anderer zwischen Nyala und El Fasher. Ein zum Minenräumen eingesetzter Blauhelmsoldat der UNMIS wurde in der Nähe der Stadt Magwe erschossen, ein ägyptischer Oberstleutnant der UNMIS wurde bei einem Raubüberfall in seiner Wohnung in El Fasher getötet, und am schlimmsten war, dass zwei LKW-Fahrer, die Güter nach Ed Daien gebracht hatten, auf ihrer Rückfahrt nach El Obeid erschossen wurden. Ganz zu schweigen davon, dass in Darfur während der letzten zwei Jahre fast zwanzig Blauhelme ums Leben gekommen waren.
    Endlich sah Kara das Hinweisschild des Welternährungsprogramms WFP und bog auf die zum Flugplatz führende Straße ein. Die größte Gefahr war nun vermutlich vorüber. Vor ihm in der Wüste lag etwas, doch dass er den Rand des Flüchtlingslagers von El Obeid erreicht hatte, wurde ihm erst klar, als er näher kam und die Hütten des riesigen Dorfs erblickte. Seine Neugier war geweckt. Er parkte den Jeep am Straßenrand und wurde sogleich von Dutzenden halbverhungerter Menschen umringt, die hofften, dass der Wagen Lebensmittel oder Wasser brachte. Die Flüchtlinge, deren Sprache sich interessant anhörte, versuchten ihn zu berühren. Diese Menschenhatten ihr Zuhause auf der Flucht vor den Kämpfen verlassen, aber auch, um nach dem außergewöhnlich heißen und trockenen Winter und Frühjahr etwas zu essen und Wasser zu suchen. Überrascht stellte Kara fest, dass er Schuld an ihrem Elend empfand.
    Er packte den Proviant und die Wasserration, stieg aus und betrat das Dorf. Die Hütten waren aus Ästen errichtet und mit Stoff- und Plastikfetzen bedeckt, in der Luft hing ein stechender Geruch. Es musste sich um Zehntausende von Flüchtlingen handeln. Die meisten saßen im Schatten herum, manche lagen auf dem Boden und starrten ins Leere oder waren schon auf ihrer letzten Reise. Die Hütten nahmen kein Ende. Immer mehr Menschen liefen hinter ihm her, Kara wusste selbst nicht, wohin er ging.
    Einige der fast zum Skelett abgemagerten Kinder schafften es noch zu spielen, die meisten Knirpse waren jedoch halbverhungert und konnten nur noch im Schoß ihrer Mütter sitzen und darauf warten, dass irgendetwas den Hunger aus ihrem Bauch vertrieb. Ein paar Meter von Kara entfernt hockte sich ein großgewachsener Mann mitten auf den Weg, zog sein Gewand hoch und entleerte sich. In diesem Lager grassierten sicher Krankheiten, von denen er noch nicht einmal gehört hatte. Kara blieb einen Augenblick stehen, als er eine Frau erblickte, die vom selben Teller aß wie ein großer Hund mit glänzendem Fell.
    Plötzlich griff ein vielleicht dreizehnjähriger Junge nach Karas Arm. Seine Rippen und das Brustbein zeichneten sich unter der dünnen, schwarzen Haut ab wie ein Spinngewebe.
    »Ich heiße Kafi, ich habe in der Schule etwas Englisch gelernt.« Kafi deutete auf eine wenige Meter entfernte armselige Hütte.
    Kara folgte dem Jungen, schaute kurz in die Hütte hinein und sah eine ganze Schar von Kindern und eine kranke, verzweifelte Frau. Er stellte den Proviant und den Wasserkanister auf den Sandboden der Hütte, und der Junge dankte ihm überschwänglich.
    Kara ging zu seinem Jeep zurück, fuhr langsam weiter und versuchte das Gesehene zu verdauen. Es schien ihm, als wäre die Welt so unsinnig und so absurd, dass alles doch wieder Sinn ergäbe. Nach einer Fahrt von wenigen Minuten erkannte er die Umrisse des größten Gebäudes auf dem Flugplatz von El Obeid, des UN-Logistikzen trums .Dagegen wirkte das Gebäude der Flugsicherung bescheiden, ihr Tower war niedriger als die Transportmaschine, die auf der Rollbahn stand, eine gewaltige viermotorige Iljuschin 76. Kara parkte

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