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Schwarz

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Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Hängematte auf, es ist Frühling; lass die eiserne Reserve auf dem Konto; steh mit breiter Brust vor deinem Bett, jeden Morgen.«
    »Wie schnell kann man damit fahren oder sollte man fahren? Die kommen einem auf der Autobahn ja ziemlich selten entgegen«, fragte Kara, als Kati Soisalo den Smart am Anfang des Länsiväylä auf achtzig beschleunigte.
    Als Antwort trat Soisalo auf das Gaspedal, und Kara beschloss, sie nicht mehr zu foppen.
    »Wer von uns führt das Gespräch, oder reden wir beide?«, fragte Kati Soisalo eine Weile später.
    »Vielleicht ist es besser, wenn du das Wort führst, zumindest am Anfang, du hast doch ein gutes Verhältnis zu Mettälä, oder?«, schlug Kara vor. »Wir versuchen einfach aus dem Mann alles herauszuholen, was er über das Globeguide-Projekt weiß, vor allem über die Geschichte seiner Entstehung und diese russischen Geldgeber.«
    Kati Soisalo nickte. »Otto Mettälä vertraut mir. Ich war noch nicht einmal dreißig und erst einen Monat als Juristin bei Fennica, als wir die Verhandlungen zu unserem ersten gemeinsamen Vertrag führten: Wir wollten Geschütztürme für hundert Millionen Euro nach Slowenien verkaufen. Der vorherige Jurist von Fennica hatte einen Superjob im Ausland bekommen, er war noch vor Ablauf der Kündigungsfrist gegangen und hatte die Tür hinter sich zugeknallt. Mettälä fürchtete, dass ich mit der Rolle des Chefunterhändlers nicht klarkäme, ich sehe Otto noch vor mir, wie er auf dem Flur vor dem Beratungsraum auf und ab ging und sich vor lauter Nervosität fast die Schuhsohlen durchgelaufen hat. Und als der Vertrag dann unterschrieben war, hat er mich in ein Sportartikelgeschäft mitgenommen und zum Verkäufer gesagt: ›Bringen Sie meiner Tochter die besten Skistiefel, die Sie haben.‹ Und bezahlt hat er sie dann auch. Irgendwann hatte ich ihm nebenbei erzählt, dass ich mir in Slowenien für wenig Geld hochwertige Skistiefel kaufen wollte. So hat unsere Zusammenarbeit angefangen.«
    Amüsiert stellte sich Kara die beiden in dem Geschäft vor. »Bist du in deinen Jahren bei Fennica selbst auf Bestechung gestoßen?«, fragte er.
    »Das ist ein ganz normaler Bestandteil des Geschäftslebens. In vielen Ländern kommt man gar nicht an den Verhandlungstisch, solange man dem Sohn des Präsidenten oder seinem Schwiegersohnoder dem Broker des Haupteigentümers der Käuferfirma nicht eine Million oder zwei gezahlt hat. Das ist doch nur Kleingeld, wenn man bedenkt, dass es bei den Geschäften der Schwerindustrie oft um Summen von mehreren Hundert Millionen Euro geht. Niemand erfährt etwas, wenn sich zwei private Unternehmen gegenseitig schmieren. Und die Bestechungsgelder kann man leicht zum Beispiel als Vermittlerhonorare tarnen, ganz typisch ist, dass ein bis zwei Prozent vom Kaufpreis an den Broker gezahlt werden. Und es geht die Behörden nichts an, wem der Broker das Geld weiterreicht oder welche Leistungen er dafür erbringt oder ob er gar nichts tut.«
    »Fennica hat man jetzt aber erwischt«, bemerkte Kara.
    Kati Soisalo zischte abfällig. »Fennica wurde nur deshalb überprüft, weil der finnische Staat zehn Prozent der Aktien des Unternehmens hält und weil die Firmenleitung so blöd war, Politiker und Beamte zu bestechen. Amateure sollte man nie an große Transaktionen heranlassen. Wenn jemand einem Beamten ein Werbegeschenk für fünfhundert Euro gibt, kann das zu einem großen Skandal führen. Und was ist, wenn die Chefs privater Firmen Geschenke im Wert von Tausenden Euro austauschen, wer erfährt überhaupt davon?«
    »Eine tolle Villa«, sagte Kara voller Bewunderung, als Kati Soisalo den Smart vor Otto Mettäläs Garage in Suvisaaristo parkte.
    »Otto hat dieses Grundstück irgendwann in den Achtzigern gekauft, bevor die Preise für Immobilien am Wasser in schwindelerregende Höhen geklettert sind«, erwiderte Kati Soisalo, führte Kara zum Haupteingang und klingelte.
    »Kati, meine alte Mitstreiterin!« Ein Mann in Flanellhemd und Cordhosen, der sich aufrichtig zu freuen schien, umarmte Kati Soisalo und drückte Kara fest die Hand.
    »Kommt nur rein, Kaffee habe ich schon gekocht«, sagte Mettälä und führte seine Gäste ins Wohnzimmer. Auf den Fußbodendielen wirbelten Flusen herum, an den Wänden lagen hohe Zeitungsstapel, und die Fenster bedeckte eine dicke Staubschicht.
    »Es ist schon über ein Jahr her, seit wir uns das letzte Mal getroffen haben. Das dürfte auf deiner Ausstandsfeier in Porkkala gewesen sein. Du hast sicher gehört,

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