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Schwarz

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Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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dass auch ich Fennica kurz danach verlassenhabe.« Mettälä redete und stellte dabei die Zuckerdose und das Milchkännchen auf den Couchtisch und goss Kaffee in drei unterschiedliche Becher.
    »Ich erinnere mich nicht sehr gern an diese Zeiten«, erwiderte Kati Soisalo, hob die Handtasche auf ihren Schoß und suchte in ihren Unterlagen.
    »Das kann ich verstehen. Die Sache mit deiner Tochter hat uns alle erschüttert. Manchmal wundert man sich wirklich, was für ein verrücktes Tier der Mensch ist«, sagte Mettälä und beschloss, das Thema zu wechseln, als er ihren gequälten Gesichtsausdruck sah.
    »Du hast am Telefon erzählt, dass du über irgendwelche alten dienstlichen Dinge reden willst.«
    Kati Soisalo erklärte ihm, dass sie Kara und dem UNODC behilflich war, und erzählte, warum sie sich für Globeguide interessierten. »Das heißt, wir möchten gern alles hören, was du über die Entstehungsphase des Globeguide-Projekts und vor allem über die russische Firma weißt, die an seiner Finanzierung beteiligt war.«
    Mettälä lachte. »Ich verspreche, alles zu erzählen, was mich nicht ins Gefängnis bringt oder den Kurs von Fennica abstürzen lässt. Ich habe immer noch einen ganzen Haufen Aktien der Firma.«
    Kara räusperte sich. »Fangen wir mit dieser russischen Firma an.«
    »Ihr Name ist Sibirtek.« Mettäläs Antwort schlug ein wie eine Bombe.
    »Was?« Vor lauter Überraschung rutschte Kara die Frage heraus, obwohl er sehr gut verstanden hatte. Sibirtek, der Geldgeber finnischer Waffenunternehmen, war einer der letzten Kunden des Witwenmachers. Das hatte Ewan in seiner Zusammenfassung auf dem Speicherstick geschrieben. Endlich ein Durchbruch.
    »Sibirtek«, wiederholte Mettälä langsam. »Sibir steht für Sibirien und tek für Technologie. Ich bin mir nicht ganz sicher, ob das eigentlich eine Firma oder nur eine Art Konsortium russischer Investoren ist. Kati kann bezeugen, dass mich Nebensächlichkeiten nicht sonderlich interessieren. Aber eins wusste ich: Die Leute von Sibirtek hatten Kisten voll Geld wie die Seeräuber. Sibirtek arbeitet mit fast jedem finnischen Unternehmen der Rüstungsindustrie zusammen oder hat es zumindest getan. Und einige der von Sibirtekorganisierten Geschäfte und Projekte vertragen bestimmt kein Tageslicht.«
    »Wer hat Sibirtek vertreten«, unterbrach ihn Kara. »Erinnerst du dich an irgendeinen Namen?«
    Mettälä zögerte ein wenig und schüttelte dann den Kopf. »Deren Namen finden sich ja in den Verträgen. Die Leute von Sibirtek hatten erstaunlich gute Beziehungen, egal was für Widrigkeiten auftauchten, sie konnten die Probleme immer mit ein paar Anrufen klären. Als wir damals über die Finanzierung des Globeguide-Projekts verhandelten, musste Fennica mal jemanden ganz eilig nach Moskau schicken. Das war garantiert das einzige Mal, dass die Konsularabteilung der russischen Botschaft in Finnland ein Visum nur eine Stunde nach dem entsprechenden Anruf auf den Flughafen Seutula gebracht hat. Ein Kollege, ein Generaldirektor, hat mal erzählt, dass die Leute von Sibirtek auch mit harten Bandagen kämpften. Als der Direktor eines Zulieferunternehmens zu hohe Aufpreise herausholen wollte, wurde sein Haus in Brand gesteckt. Aber das kann natürlich auch bloß ein Gerücht sein.«
    »Wussten die finnischen Firmen nicht, dass Sibirtek gesetzwidrig handelte? Warum willigten sie dann in die Zusammenarbeit ein?«, fragte Kati Soisalo.
    Mettälä breitete die Arme aus. »Aufgabe von Aktiengesellschaften ist es, Gewinn zu machen. Der Direktor einer Firma, die Verlust bringt, wird gefeuert und verliert die repräsentativen Villen, die Auslandsreisen, das unbegrenzte Spesenkonto, die Jahresboni … Niemand war daran interessiert, in Bezug auf Sibirtek überflüssige Fragen zu stellen. Sibirtek agierte schließlich ganz offen, und auch die Behörden scherten sich nicht um Sibirtek. Solange ein Unternehmen Gewinn bringt, fragt niemand nach der Moral.«
    »Wie begann die Zusammenarbeit von Fennica und Sibirtek? Und wann?« Eine Flut von Fragen schoss Kara durch den Kopf.
    »Das weiß ich nicht mehr genau, wann Sibirtek auf der Bildfläche erschien, vielleicht irgendwann Anfang der Neunziger. Die Firmennamen haben nach dem Fall der Sowjetunion häufig gewechselt.«
    »Hat Sibirtek sowohl im Auftrag der Sowjetunion als auch später Russlands agiert?«, fragte Kati Soisalo.
    »Natürlich haben sich manche Dinge im Osthandel nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion auch geändert: Der

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