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Schwarz

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Titel: Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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Clearing-Handel hörte auf, der Staat verlor seine Rolle als Vermittler der Geschäfte … Aber die einzige wirklich wesentliche Veränderung bestand darin, dass an die Stelle des Kommunismus die Marktwirtschaft trat. Die Waffenfirmen der Sowjets wurden privatisiert, aber von denselben Leuten geleitet wie vorher, die meisten blieben auch an ihren alten Standorten. Und nachdem man 1992 begann, das Eigentum der Sowjetunion gnadenlos zu realisieren, fehlte es den Russen wahrhaftig nicht an Geld. Das floss auch nach Finnland. So verschafften sich die Russen erhebliche Entscheidungsbefugnisse in der finnischen Wirtschaft. Es ergab sich nämlich zufällig, dass genau zu der Zeit, als die Russen über Bargeld verfügten, an dem man sich leicht die Finger verbrennen konnte, Finnland eine Bankenkrise und die schlimmste Wirtschaftskrise seiner Geschichte erlebte. In jenen Jahren war in Finnland alles für einen Spottpreis zu haben, Banken und Unternehmen wechselten mir nichts, dir nichts den Besitzer. Niemand weiß, wie viele Tausend finnische Unternehmen die Russen derzeit kontrollieren. Sie haben finnische Firmen oder deren Aktien meist über ausländische Strohmänner gekauft und tun das auch weiterhin.«
    »Du verfügst anscheinend über besonders gute Beziehungen sowohl früher zur Sowjetunion als auch jetzt zu Russland«, stellte Kara fest.
    »Daran war nichts Außergewöhnliches. Die Kontakte kamen in den Sechzigern zustande, während der Studienzeit, als ich mich für Politik interessiert habe. Viele finnische Unternehmenschefs der letzten zwanzig Jahre waren zu jenen Zeiten junge und erfolgshungrige Studenten, und die Sowjetunion hat damals in Finnland wirklich aggressiv Kontaktpersonen angeworben. Niemand hat sich gewundert, wenn sich Aktivisten der Jugendbewegung oder Studentenpolitiker mit sowjetischen Diplomaten oder Journalisten trafen.«
    »Und die Behörden haben das erlaubt?«, fragte Kara.
    »Das war in unserem Land so üblich und entsprach dem Zeitgeist.«
    »Du hast angedeutet, dass sich ein Teil der Projekte von Sibirtek im Grenzbereich der Legalität bewegte«, sagte Kara.
    »Mit der Sowjetunion war doch alles mehr oder weniger erlaubt, niemand wollte die Beziehungen zum großen und mächtigen Nachbarn beeinträchtigen. Aber nach 1991 änderte sich die Lage allmählich, man fing an, vor allem die Kooperationsprojekte, die mit Waffen zusammenhingen, genauer zu kontrollieren. Es gibt in Finnland schließlich Gesetze zur Herstellung von Waffen und zum Export von Spitzentechnologie. Zu der Zeit forcierte man die Aktivitäten von Sibirtek. In Finnland wurden nur noch Hightech-Komponenten bestellt, die man in Russland nicht selbst produzieren konnte. Die finnischen Firmen hatten ja immer die Möglichkeit, den Behörden gegenüber zu behaupten: ›Wir wussten doch nicht genau, für welchen Zweck die Erzeugnisse bestimmt waren.‹«
    Kara wurde auf dem Sofa langsam ungeduldig. »Kannst du uns Namen und Fakten nennen? Welche Unternehmen arbeiteten mit Sibirtek zusammen, was für Kooperationsprojekte hatten sie, welche davon waren gesetzwidrig?«
    Mettälä rutschte auf seinem Sessel hin und her. »Die Firmenchefs, die mit Sibirtek zusammengearbeitet haben, kommen ganz schön in die Bredouille, wenn ich alles erzähle. Das kann vieles nach sich ziehen: polizeiliche Ermittlungen, Prozesse, Gefängnisstrafen und Vermögensverlust. Es könnte auch gut sein, dass mich jemand ausfindig macht, um sich zu rächen.«
    Kara blickte den Gastgeber beschwörend an.
    »Wie wäre es, wenn ihr heute Abend noch mal vorbeischaut. Ich krame solange ein bisschen in meinem Gedächtnis und in meinen alten Unterlagen. Vielleicht fallen mir auch ein paar Namen ein. Offen gesagt muss ich erst ein wenig abwägen, wie viel und was ich euch erzählen soll.«
    ***
    Otto Mettälä saß auf der Terrasse seiner Villa, die auf felsigem Untergrund stand. Kara und Kati Soisalo waren vor etwa zwei Stunden gegangen und würden am Abend wiederkommen. Mettälä konnte sich nicht erinnern, wann der Frühling Ende April das letzte Malschon so weit gewesen war. Nach seiner Pensionierung hatte er den größten Teil seiner Zeit der Renovierung der Villa in Suvisaaristo gewidmet. Seine verstorbene Frau hatte ihn für verrückt erklärt, als er Anfang der achtziger Jahre all seine Ersparnisse in dieses Grundstück am Meeresufer in Espoo investiert und für den Bau der Villa sogar noch einen Kredit aufgenommen hatte. Jetzt müsste man für die Immobilie

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