Schwarzbuch ÖBB
-Holding trotz Vorliegens entsprechender Gutachten nicht geprüft habe, ob ÖBB -Generaldirektor Huber und ÖBB -Finanzchef Erich Söllinger ihre Pflichten grob verletzt hatten und deshalb keinen Anspruch auf Abfindungen gehabt hätten. Und entgegen der Empfehlung des Rechnungshofes wurden sowohl die verantwortlichen Vorstände als auch die Aufsichtsräte nicht verklagt. Warum?
Begründung von Aufsichtsratschef Horst Pöchhacker vor dem Untersuchungsausschuss des Parlaments. »Eine derartige Unruhe in der Bahn hätte dem Unternehmen geschadet.«
Der jetzige ÖBB -Generaldirektor Christian Kern und die verantwortliche Ministerin Doris Bures seien laut einem parlamentarischen Minderheitenbericht der Grünen aus dem Jahr 2011 nicht bereit gewesen, sich als Privatbeteiligte einem von der Staatsanwaltschaft betriebenen Verfahren gegen insgesamt zehn damals verantwortliche ÖBB -Manager anzuschließen.
Für Andreas Fuchs
Andreas Fuchs, der als Lehrling bei den ÖBB begonnen hatte und es im Lauf von 28 Jahren bis zum Finanzchef der ÖBB -Gütersparte Rail Cargo Austria gebracht hatte, wurde im Sommer 2012 vorzeitig abgelöst. Und soll laut verschiedenen Medienberichten 1,6 Millionen Euro Abfertigung erhalten haben. Die ÖBB bestreiten allerdings, dass die Abfertigungszahlung so hoch sei. Fuchs selbst wollte dazu nichts sagen.
ÖBB -Aufsichtsratschef Horst Pöchhacker erklärte Ende Juni 2013, Fuchs habe 28 Jahre bei den ÖBB gearbeitet und das bekommen, was ihm zustand. Außerdem werde Fuchs bis Ende 2013 als Berater für die ÖBB tätig sein. Im Widerspruch dazu erklärten die ÖBB in einer offiziellen Stellungnahme vom 9. Juli 2013, Fuchs sei derzeit nicht für die ÖBB tätig.
Warum wurde Fuchs vorzeitig abgelöst? Angeblich gab es schwerwiegende Differenzen mit ÖBB -Chef Christian Kern über die strategische Ausrichtung der Gütersparte. Diese ist seit längerem ein Problemfall im ÖBB -Konzern, weil sie in den vergangenen Jahren enorme Schulden anhäufte: 2010 330 Millionen Euro, 2011 54 Millionen Euro. 2010 erzielte sie jedoch einen kleinen Gewinn.
Die ÖBB erklären, dass es inhaltliche Dispute zwischen Fuchs und Generaldirektor Kern gegeben habe, sei eine Mystifikation, durch wen auch immer.
Für Rüdiger vorm Walde
Nachdem die schwarz-blaue Regierung 2001 an die Macht gekommen war, wurde der Vertrag mit dem SPÖ -nahen ÖBB -Generaldirektor Helmut Draxler nicht mehr verlängert, und der deutsche Manager Rüdiger vorm Walde übernahm den Posten. Fast von Beginn an wurde dessen fachliche Kompetenz in Zweifel gezogen. Anfang 2005 musste vorm Walde ohne Angabe von Gründen vorzeitig gehen. Er habe »glücklos« agiert, hieß es in diversen Medien. »Glück« oder wie immer man das nennen mag, hatte vorm Walde zumindest bei seinem Abgang. Sein bis Ende Juli 2006 laufender Vertrag soll ihm laut einem Bericht im Format genauso ausbezahlt worden sein wie die Abfertigung in der Höhe einer Jahresgage. In Summe rund 1,2 Millionen Euro. Er selbst wollte diese Summen nicht kommentieren. Die ÖBB ebenfalls nicht.
Siemens und die ÖBB
Innerhalb des Weltkonzerns Siemens gilt die österreichische Tochterfirma als hochprofitabel. Das hat wohl auch damit zu tun, dass diese hierzulande sehr viele öffentliche Aufträge erhält.
Für Siemens ist es deshalb von entscheidender Bedeutung, an der Spitze Leute mit erstklassigen politischen Kontakten zu haben. Das beste Beispiel dafür ist Brigitte Ederer – ihr Wechsel von der Politik zu Siemens war für den Konzern wohl ein Geschenk des Himmels. Ederer war von 1977 bis 1992 zunächst in der »roten« Arbeiterkammer tätig und wechselte 1992 in die Politik, wo sie als Staatssekretärin mit dem berühmten »Ederer-Tausender« für den Beitritt Österreichs zur EU warb.
Von 1994 bis 1997 war sie Bundesgeschäftsführerin der SPÖ , und danach wurde sie Finanzstadträtin von Wien. Im Jahr 2000 gab sie einem Lockruf von Siemens Österreich nach, wurde in den Vorstand berufen und im Dezember 2005 zur Generaldirektorin und Vorstandsvorsitzenden gekürt. 2010 holte sie der Konzern in die Zentrale nach Deutschland. Seither ist sie europaweit für das Siemens-Personal zuständig.
Und immer wieder SPÖ
Nach Ederers Wechsel in die deutsche Siemens-Zentrale bestellte Siemens Österreich im Jahr 2010 einen Mann an die Spitze, der ebenfalls über erstklassige politische Kontakte verfügte: Wolfgang Hesoun. Im Unterschied zu Ederer hatte der seine Karriere in der »roten« Baugesellschaft
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