Schwarzbuch Scientology
Aufnahmeprogramm absolvieren: das Estate Project Force (EPF).
Die Berichte von ehemaligen Mitgliedern, die dieses Programm durchlaufen haben, variieren nur in Nuancen. Die Sea-Org-Einheiten in Großbritannien, Dänemark
oder den USA arbeiten natürlich alle nach den Vorschriften des Gründers, und damit können die Erfahrungen nur ähnlich sein.
In diesem Fall kommt die junge Frau in Kopenhagen in eine Gruppe von ca. 30 Personen zwischen 14 und 60 Jahren, wobei nach ihrer Erinnerung die meisten Teilnehmer/ innen zwischen 14 und 16 Jahre alt waren - also Kinder oder Jugendliche. Alle diese »Frischlinge« wurden einem so genannten Security-Check (Sec-Check) unterzogen, bei dem unter anderem alle Namen und Anschriften von Freunden angegeben werden mussten.
Die Unterbringung bei der Elite unterscheidet sich auch nicht von dem in anderen der Scientology-Welt, Zimmer mit 6 bis 9 Betten, Dusche/WC auf der Etage. Ein Schrank für jeden, Kontrolle der persönlichen Gegenstände und natürlich die Elitebekleidung, ein blauer Overall. Uniformierte Bekleidung, das Merkmal der Einheit. Bei ca. 300 Personen im Haus würde die Pflege der verbindlichen Kleidung schwierig bei nur fünf Waschmaschinen und einem Trockner. Die Lösung zum Waschen, nachts.
Der Tag beginnt um 6.30, Zeit zum Essen 20 Minuten, das Angebot in Fett triefende Spiegeleier, Tag für Tag. Die Kriterien sind hart, schließlich will man in die absolute Elite, also sitzt man separat zu den schon aufgenommenen Menschen. Gespräche mit diesen sind auch untersagt, es sei denn, einer von diesen »Größen« lässt sich herab, das Wort an einen zu richten. Dann allerdings bitte auch mit Respekt behandeln. »Sir« ist die Anrede, die erwünscht ist. Nach dem Frühstück die Arbeit, Renovierungsarbeiten am oder im Haus. Danach Studierzeit, kurzes Abendessen,
dann wieder Studierzeit bis spät abends. Dazwischen Appelle und Kontrolle der Anwesenheit der Teilnehmer. Aber durchaus auch Nachtarbeit, wenn angeordnet. Ein weiteres Aufnahmeritual ist, sich möglichst nur im Laufschritt bewegen, Freizeit, eigene Angelegenheiten regeln oder persönliche Bedürfnisse, keine Zeit dafür. Auch die Studierzeiten geben keine Atempause, denn was muss erlernt werden, die Hubbard’schen Lehren als Kurse. Beliebt ist der Kurs des so genannten »Wortklärens«: Hubbard Lexikon, Duden, Wahrig Wörterbuch und dann definieren und umdefinieren von Begriffen. Die von Hubbard entwickelten unterschiedlichen Methoden kommen zum Einsatz und natürlich ist jemand dabei, der die Kontrolle hat. Kann jemand bei Nachfrage über die Bedeutung eines Begriffes nicht gleich eine befriedigende Antwort bieten, gilt dieses als missverstandenes Wort. Der Teilnehmer muss mit dem gesamten Text noch einmal beginnen. Denn laut Hubbard führt schon ein Wort, das nicht richtig gedeutet ist, zum Missverständnis des ganzen Textes. So kann es Wochen dauern, bis jemand überhaupt ein paar Seiten von Hubbardtexten durchgearbeitet hat. Des Drills nicht genug. Täglich militärartige Übungen, Aufstellen, der Trainer gibt Hubbardzitate vor, und die Gruppe muss diese schreiend wiederholen.
Natürlich verfügt auch die Eliteeinheit über eine Ethik-Abteilung, die bei festgestellten Verstößen tätig wird. Das kann, wie in anderen Abteilungen der Scientology auch, darin bestehen, dass stundenlang »Overts« aufgeschrieben werden müssen. Ein Overt ist in der scientologischen Sprache eine schädliche Handlung. Laut Fachwortsammlung
L. Ron Hubbard eine gegen das Überleben oder gegen die Dynamiken gerichtete Handlung. Es genügt auch schon eine unterlassene Handlung, um als »Overt« gekennzeichnet zu werden. Nach Absolvieren der Maßnahmen der Ethik-Abteilung folgt wieder einmal ein Sicherheits-Check, zur Überprüfung der Zulassung für das Programm.
Krank werden darf man natürlich überhaupt nicht, Krankheit gilt als unethisch und damit als »gegen die Dynamiken gerichtet«. Sollte doch jemand mal einen Schnupfen oder gar Fieber bekommen, wird er von der Gruppe isoliert. Der so genannte »Medical Officer« kann beantragt werden, schriftlich. Ob es sich dabei um Ärzte oder zumindest medizinisch ausgebildetes Personal handelt, wäre mit Sicherheit eine Nachfrage wert. Die angebotene Heilung ist natürlich scientologisch. Vitamine, Vitamindrinks, die so genannten Beistände (Assists) oder - wahrscheinlich bei schlimmeren Fällen - das PTS-Handling (Potential-Trouble-Source) am Hubbard-E-Meter, denn nach den Lehren sind
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