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Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Titel: Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Huismann
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Unternehmen zu den selbstkritischen Köpfen. Als Biologe ist ihm klar, dass die Branche dem Ökosystem der chilenischen Fjorde schweren Schaden zugefügt hat: »Wir haben viele Fehler gemacht, aber wir und John Fredriksen persönlich sind entschlossen, daraus zu lernen. Man kann Profit mit Nachhaltigkeit durchaus vereinbaren. Wir können jetzt nicht aufgeben, denn wir haben eine Verantwortung für die Ernährung der Menschheit. Die Kleinfischer können nicht genug fangen, wir brauchen Aquakultur.«
    Der WWF schaut bisher zu bei den Umweltvergehen des chilenischen Arms seines Partners, Direktor Alvial übt wohldosierte Selbstkritik und John Fredriksen bleibt gelassen – alles halb so wild. Weil Lachs wegen der Krise in Chile auf dem Weltmarkt knapp geworden ist, sind die Preise gestiegen und Marine Harvest hat die Produktion in Norwegen hochgefahren. In Chile verhält sich das Unternehmen beim Sterben der Industrie wie ein Geier: Es hat begonnen, die Anlagen kleinerer Unternehmen aufzukaufen, die wegen der Lachskrise pleitegegangen sind. Nach der Krise wird Fredriksen das globale Geschäft mit dem Lachs noch mehr beherrschen als vor ihrem Ausbruch. Und auch die Millionen notgeschlachteter Lachse schlagen nicht zu Buche: Sie waren gut versichert.
    Vor einem McDonalds-Restaurant in Oslo flattern Werbebanner mit der neuesten Kreation der amerikanischen Feinschmecker-Kette: Ein Lachswrap von Marine Harvest. Damit will Fredriksen in neue Märkte vordringen und das junge, urbane Publikum für ein hippes und »nachhaltiges« Produkt begeistern.
    In Oslo sind wir mit Maren Esmark verabredet. Sie ist WWF-Abteilungsleiterin für Meeresschutz und hat den Partnerschaftsvertrag mit Marine Harvest ausgehandelt. Ich frage sie nach der moralischen Grundlage für die Kooperation mit einem Unternehmen, das sich als janusköpfiges Monster erweist: In Norwegen gebärt es sich grün und transparent, in Chile zerstört es die Meeresökologie und das Leben der Menschen. Frau Esmark reagiert gelassen und diplomatisch: »Die Partnerschaft mit Marine Harvest ist noch jung, und sie gilt nur für Norwegen. Die Lage in Chile ist bedauerlich, doch sie ist nicht Gegenstand unseres Partnerschaftsvertrages.« Wie praktisch! Obwohl es um denselben Konzern geht. Das nenne ich Doppelmoral. Maren Esmark ist ein wenig genervt: »Was wollen Sie? Wir könnten den Dialog mit Marine Harvest beenden, aber denken Sie, die Welt würde dadurch besser?«
    Sie glaubt fest daran, Marine Harvest sei durch die Partnerschaft mit dem WWF schon jetzt »besser« geworden, zumindest in Norwegen. Gemeinsam werde man den »ökologischen Fußabdruck« des Konzerns »reduzieren«. Unter anderem sollen Maßnahmen ergriffen werden, damit nicht mehr so viele Lachse aus den Käfigen entkommen. Denn wenn sie sich mit den wilden Lachsen paaren, geht die genetische Vielfalt verloren. Auch möchte der WWF in der Partnerschaft das Problem der Lachsnahrung lösen. Bislang verfüttert der Konzern auch in Norwegen Lachsfutter, das zum Teil aus Nordseeheringen produziert wird. Der Hering solle möglichst durch Eiweiß aus nicht essbaren Fischen ersetzt werden.
    Ich hake nach: Gibt es verbindliche Vereinbarungen in dem Kooperationsvertrag? Wer kontrolliert, ob der Konzern seine Versprechungen einhält? Die WWF-Vertreterin bleibt vage: Im Augenblick gehe es noch darum, die Partnerschaft »auszuloten« und »gemeinsame, nachprüfbare Ziele festzulegen«. Ich verstehe nur Bahnhof und bitte um eine Kopie des Vertrages. Maren Esmark muss passen: »Der Vertrag ist zur Überarbeitung bei Marine Harvest. Ich schicke ihn, sobald er fertig ist.« Auch mehrere Nachfragen bewirken nichts: Ich habe den Vertrag nie erhalten. Vielleicht handelt es sich dabei eher um eine unverbindliche Absichtserklärung als um einen belastbaren Vertrag. Für das Unternehmen wäre das eine kostengünstige Art, sein ramponiertes Ansehen »anzugrünen«.
    Aber was hat der WWF davon? Fließt Geld? Maren Esmark wird bei dieser Frage ein bisschen verlegen und zögert mit der Antwort: »Ja, in dem Vertrag geht es auch um Geld, wir bekommen finanzielle Unterstützung für unsere Arbeit beim Meeresschutz.« Wie viel Geld der WWF von Fredriksens Imperium bekommt, will ich wissen. Sie blickt hilfesuchend um sich, aber da ist niemand, der ihr beistehen könnte. »Also, das sind ... in Euro oder in Kronen?« – »Egal, die Währung spielt keine Rolle« – »Nun ja, der WWF bekommt pro Jahr ungefähr 100.000 Euro.«
    Trifft auf den

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