Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)
angeblich handelte es sich um »Bestechungsgelder«. Vor Gericht stellte sich heraus, dass der Bürgermeister vollkommen unschuldig war. Jemand hatte das Geld in seinem Büro deponiert, um ihn zu diskreditieren.
Weil das Unternehmen mit Terror und Einschüchterung nicht weiterkomme, so Feri Irawan, will es die Bauern jetzt mit der Kreditforderung in die Knie zwingen. Die HSBC-Bank vertritt den Rechtsstandpunkt, die Bauern müssten den Kredit zurückzahlen, weil sie ja schließlich dessen Nutznießer geworden seien – wenn auch nicht aus freien Stücken. Feri Irawan sieht keine Lösung des Konfliktes: »Die Bauern haben vor Gericht kaum eine Chance, aber sie können nicht zahlen, wie sollten sie eine so große Summe auch aufbringen? Der Kredit hängt wie ein Damoklesschwert über dem Dorf.«
»Eigentlich bin ich Naturschützer«, sagt Feri Irawan, so, als müsse er sich von Zeit zu Zeit selbst daran erinnern. Denn zum Einsatz für die gefährdeten Gorillas und Tiger seiner Heimat kommt der Mitbegründer von Friends of the Earth in Sumatra eigentlich kaum noch. Die »Palmölmafia« zwinge ihn zum politischen Widerstand. Nur wenn die Bauern und die Indigenen sich zusammentun und für ihr Recht kämpfen, haben sie seiner Ansicht nach eine Chance.
Holzdiebe mit Lizenz
Feri Irawans Duell mit dem mächtigen Sinar Mas-Konzern hat eine lange Vorgeschichte, die vor etwa 20 Jahren begann. Damals war das Unternehmen noch ein reiner Holzkonzern und ließ mitten im geschützten Regenwald Sumatras Urwaldriesen fällen – oftmals illegal und ohne Genehmigung. Feri Irawan rief die Hamburger Filmemacherin Inge Altemeier zu Hilfe und gemeinsam verfolgten sie die mit Baumstämmen beladenen Trucks. Bei diesem gefährlichen Unterfangen stellten sie fest, dass die wertvollen Baumstämme in einer neu errichteten Zellulosefabrik landeten.
Inge Altemeier recherchierte und kam zu dem verblüffenden Ergebnis, dass die Papierfabrik einst ein volkseigenes Werk der DDR war: »Nach der Wende wurde sie stillgelegt, weil sie die Umwelt verpestete. Mit deutschen Entwicklungshilfegeldern ist sie in Sumatra wieder aufgebaut worden. Sinar Mas erhielt dann auch noch Hermes-Bürgschaften aus Deutschland, um Akazienplantagen anzulegen, weil die Fabrik ja mit Holz gefüttert werden muss. Aber so eine Plantage braucht ein paar Jahre, bevor sie die ersten Baumstämme liefert. Als wir vor Ort recherchierten, holte sich Sinar Mas das fehlende Holz einfach aus dem Urwald. Auf den illegal gerodeten Flächen legte der Konzern dann Akazienplantagen an – und später Palmölplantagen.« Der Konzern lässt sich seine Aktivitäten im Regenwald mit Nachhaltigkeitszertifikaten veredeln. Seine Baumplantagen bekamen das FSC-Siegel für »nachhaltiges Tropenholz« und auch die meisten Palmölplantagen des Konzerns haben sich mit der grünen Palme bestätigen lassen, dass ihr Öl aus »nachhaltiger Produktion« stammt.
Für Feri Irawan fördert der WWF mit seiner »Grünwasch-Politik« die Geschäfte der Industrie. In allen Konflikten habe er sich im Zweifel stets auf die Seite der Unternehmen gestellt, nie auf die Seite der Bauern. Auch die Tatsache, dass bei den Deals zwischen Industrie, Provinzregierung und WWF in seiner Heimat Sumatra zwei Nationalparks herausgesprungen sind, kann ihn nicht mit dem WWF versöhnen: »Die Nationalparks sind Teil einer Landnutzungsplanung, bei der die Regierung und der WWF hinter verschlossenen Türen über die Aufteilung unseres Landes entscheiden: Der größte Teil darf gerodet werden, als Feigenblatt werden ein paar Nationalparks geschaffen. Das Problem dabei ist, dass die Menschen auch dort vertrieben werden. Ich habe es im Nationalpark von Kerinci Seblat miterlebt: Der WWF legte gemeinsam mit der Weltbank die Grenzen des Parks fest. Zehntausende Menschen wurden umgesiedelt. Ich kann bezeugen, dass auch nach der Massenumsiedlung der Bewohner im Nationalpark weiterhin abgeholzt worden ist, selbst die Zahl der Tiger ging weiter zurück. Das Projekt ist ein kompletter Misserfolg. Am Ende waren die Menschen in der Gegend so wütend, dass sie die Autos der WWF-Funktionäre anzündeten.«
In Sumatra gibt es viel zu holen. Nach dem großen Geschäft mit Tropenholz und Palmöl haben die Agrarkonzerne ein ganz neues Geschäftsfeld entdeckt, auf dem der WWF sie ebenfalls berät – den Klimahandel. Und das geht so: Konzerne, die Wald roden, aber einige besonders hochwertige Flächen stehen lassen, können jetzt mit Gutschriften für
Weitere Kostenlose Bücher