Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)
wir auf unseren eigenen Plantagen praktizieren.«
Wie Cargill auf den eigenen Plantagen tatsächlich produziert, hat eine Expertengruppe des Rainforest Action Network (RAN) untersucht. Die in San Francisco beheimatete Organisation hat zwischen Juli 2009 und März 2010 vier Palmölplantagen Cargills auf Borneo gründlich unter die Lupe genommen. Das Ergebnis ist ernüchternd: Cargill hat illegal große Regenwaldflächen gerodet, Torfmoore zerstört und Einheimische vertrieben. Die Experten dokumentieren, dass Cargill sowohl gegen indonesische Gesetze, als auch gegen die von dem Konzern selbst mitverfassten Standards des Runden Tisches für nachhaltiges Palmöl (RSPO) verstößt.36 Von Nachhaltigkeit keine Spur.
Der Nachhaltigkeitsdiskurs des WWF wurde auf Konferenzen und in den Medien so oft wiedergekäut und perfektioniert, dass er inzwischen Allgemeingut ist – nicht zuletzt wegen der großen Glaubwürdigkeit des Panda. Die Zertifizierungsindustrie hofft, dass eine grundlegende Tatsache in Vergessenheit gerät: Eine industrielle Monokultur, die den Regenwald ersetzt, kann per Definition nicht »nachhaltig« sein. Noch kann die große Nachhaltigkeitslüge am Leben erhalten werden, wenn auch nur mit einer gigantischen und teuren PR-Kampagne.
Champion-Kultur
Einer der größten Betreiber von Palmölplantagen ist der malaysische Konzern Sime Darby. Er hat der britischen Medienagentur FBC den Auftrag gegeben, seriös wirkende Dokumentarfilme über den Segen der nachhaltigen Palmölindustrie zu produzieren und sich zu diesem Zweck ein paar Meinungsführer »heranzuzüchten«, wie es in einem internen Konzept-Papier der Agentur heißt.
FBC Media hat den Auftrag mit Erfolg umgesetzt und nach eigener Aussage »fünf Champions kultiviert«, die bereit sind, für den Auftraggeber aus Malaysia aktiv zu werden. Auf einer Präsentation für den Kunden stellte die PR-Agentur die fünf Propagandisten der PR-Kampagne vor: Prof. Jeffrey Sachs, Direktor des Earth Institutes in New York, Dr. Tom Maddox von der Zoologischen Gesellschaft London, Dr. Charles McNeill vom Entwicklungsprogramm der Vereinten Nationen, Prof. Shahid Naeem von der Columbia Universität und Dr. Jason Clay vom WWF.37
Mit Hilfe dieser Herrschaften, so heißt es in der Präsentation von FBC Media, würden Filme und Artikel produziert, »die für das Unternehmen Sime Darby eine ›Umweltreputation‹ schaffen sollen«. Wenigstens verfügt die Agentur über so viel Selbstironie, dass sie das Wort »Umweltreputation« in Klammern gesetzt hat. Wie hoch die Honorare für die »Champions« der Kampagne sind, verrät die Agentur nicht. Das Earth Institut von Prof. Sachs hat öffentlich eingeräumt, dass es vom Sime-Darby-Konzern eine Spende von einer halben Million Dollar erhalten hat.
Ich frage beim WWF-»Champion« Jason Clay nach, ob auch er für seinen Einsatz belohnt worden ist. Die Antwort lässt Clay mir über die WWF-Zentrale in der Schweiz ausrichten: Er habe weder vom Palmölkonzern Sime Darby, noch von FBC Media »irgendeine Entlohnung« erhalten. »Obwohl er als Zielperson für die Bemühungen der Firma auf der Liste stand, hat er sich in keiner Weise an der in dem erwähnten Bericht beschriebenen Initiative beteiligt.«
Was der WWF bei dieser Antwort verschweigt, ist die Tatsache, dass er schon länger direkt und regelmäßig Geld von Sime Darby erhält – und zwar für Beratungsleistungen auf der Grundlage eines im November 2010 geschlossenen Vertrages. Bei dem Deal handelt es sich nach Angaben des Konzerns um »ein Abkommen zur Erstellung einer Studie auf ausgewählten Plantagen mit dem Ziel, Empfehlungen zu formulieren, mit denen das nachhaltige Plantagen-Management verbessert werden soll.«38
Die Partnerschaft von WWF und Sime Darby gedeiht nicht nur mit Geld; es gibt zwischen den beiden auch persönliche Bande: Die Unternehmerin Carolin Russell ist Mitglied des Aufsichtsrates von Sime Darby und gleichzeitig Schatzmeisterin des WWF Malaysias, außerdem ist sie Mitglied im WWF-Stiftungsrat.
FBC-Media hat die auf Seriosität getrimmten PR-Filme über das segensreiche Wirken von Sime Darby übrigens gut verkauft, sogar an renommierte öffentlich-rechtliche Sender wie BBC World. Die BBC hat inzwischen eine interne Ermittlung eingeleitet, um herauszufinden, wie es zu diesem journalistischen Skandal kommen konnte.39
Das gebrochene Herz Borneos
Der WWF gerät in der asiatischen Umwelt- und Menschenrechtsbewegung zunehmend unter Beschuss,
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