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Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition)

Titel: Schwarzbuch WWF: Dunkle Geschäfte im Zeichen des Panda (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wilfried Huismann
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»vermiedene Kohlenstoff-Emissionen« belohnt werden – im Rahmen des so genannten REED-Programms des Weltklimarates. Die Verschmutzungsgutschriften können dann an der Klimabörse in Paris gegen Cash verkauft werden.
    Es gibt noch eine attraktive und gern genutzte Möglichkeit, an Geld aus dem Klimahandel zu kommen: Wer im Palmölsektor in »klimaschonende Techniken« investiert, kann Emissionsgutschriften aus einem anderen UN-Programm erhalten, dem Clean Development Management Mechanism (CDM). So bekommt der Wilmar-Konzern beispielsweise Emissionszertifikate, weil er für den Betrieb seiner Ölmühlen statt Dieselöl nun Palmöl verbrennt.
    Als würde das alles noch nicht reichen, hat sich das Agrobusiness noch eine dritte Möglichkeit ausgedacht, an Geld aus dem Klimahandel zu kommen: Wenn Konzerne wie Sinar Mas, Wilmar oder Cargill Ölpalmen auf zuvor gerodetem Land und brachliegenden Waldflächen anpflanzen, wollen sie sich das als »Wiederaufforstungsmaßnahme« anerkennen lassen und dafür eine Belohnung in Form von Emissionsgutschriften kassieren.
    Diese skurrile und dreiste Idee hat es 2010 bis in eine Gesetzesvorlage der Europäischen Kommission geschafft. Als dies durch eine Indiskretion bekannt wurde, liefen die Naturschutzverbände Sturm: Wenn industrielle Monokulturen in ihrer Bedeutung für den Klimaschutz einem richtigen Wald mit seiner ganzen Artenvielfalt gleichgesetzt werden, dann gibt es für die Expansion der Plantagenwirtschaft kein Halten mehr. »Das wäre das Todesurteil für die restlichen Regenwälder gewesen«, urteilt Nina Holland, Geschäftsführerin der European Corporate Observatory. Diese als NGO registrierte Expertengruppe beobachtet und überwacht das Lobbygebaren globaler Konzerne in Brüssel.
    Nina Holland war dabei, als sich die Führungen der großen Umweltverbände trafen, um den Vorstoß der EU-Bürokratie abzuwehren. Dabei erlebte sie ihr grünes Wunder: »Laszlo Mathe war dabei; er ist der internationale Bioenergie-Koordinator des WWF. Er meldete sich zu Wort und warb dafür, den Vorschlag der EU-Beamten nicht gleich zu verwerfen, sondern ihn auf seinen positiven Gehalt abzuklopfen. Alle anderen sahen einander ungläubig an, aber er meinte es ernst damit. Wir waren schockiert, wie weit der WWF bei seiner Unterstützung für die Palmölkonzerne geht.«
    Die EU-Kommission zog die brisante Vorlage als Folge der Proteste zurück, aber die Wiederaufforstungsidee als solche ist noch immer in der Welt und hat gute Chancen, vom Weltklimarat anerkannt zu werden, denn nach den Kriterien der UN-Organisation für Ernährung und Landwirtschaft (FAO) lässt sich eine Palmölplantage durchaus als »Wald« definieren: Die ausgewachsenen Bäume werden größer als 5 Meter und die Baumkrone überschirmt mindestens 10 Prozent des Bodens. Damit sind alle Kriterien erfüllt. So könnte die Palmölindustrie am Ende für ihren unermüdlichen Einsatz bei der Vernichtung der grünen Lungen der Erde mit Emissionsgutschriften belohnt werden.
    Das Wunder zu Köln
     
    Trotz seiner aufwändigen PR-Kampagnen hat der Runde Tisch für nachhaltiges Palmöl einen Dämpfer erhalten. Der Terror gegen die Zivilbevölkerung und die Bilder der brennenden Wälder Indonesiens und Malaysias haben Palmöl öffentlich so in Verruf gebracht, dass viele europäische Blockheizkraftwerke kein Palmöl aus Indonesien oder Malaysia mehr verheizen wollen, auch dann nicht, wenn es sich mit der grünen Palme des Runden Tisches schmückt. Unter dem Eindruck der öffentlichen Kritik wurde auch die EU-Kommission vorsichtig und lehnte die Zulassung des Greenpalm-Siegels im Herbst 2011 vorläufig ab. Der »Runde Tisch« müsse seine Standards verschärfen, um mit der EU-Richtlinie »Regenerative Energien« kompatibel zu werden.
    Ein Rückschlag für den Runden Tisch, aber kein Grund zum Jammern, denn der WWF lässt seine Partner nicht im Stich und hat noch einen Joker in der Tasche: ein nagelneues Nachhaltigkeitssiegel mit dem komplizierten Namen International Sustainability and Carbon Certification, kurz ISCC. Es ist für alle Biomasse-Produkte anwendbar, aus denen Treibstoff hergestellt werden kann. Sitz des ISCC-Vereins ist Köln am Rhein, und Martina Fleckenstein vom WWF ist die stellvertretende Vorsitzende. Neben ihr sitzen alte Bekannte im Vorstand, zum Beispiel Manager der Agromultis Cargill und ADM. Die Entwicklungskosten des Siegels sind vom deutschen Landwirtschaftsministerium finanziert worden, und die Europäische Union

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