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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Lotterielose.
    Pipi, die wieder mal frei hatte, empfing mich auf der Dschunke mit in der Mikrowelle aufgewärmten kantonesischen Frühlingsröllchen, geschnetzelter Schweineleber, Garnelenklößchen und Bohnenquark. Das alles hatte sie in einem neuen Menüladen gekauft, um mich zu überraschen, und wie alles was Geschäfte in den ersten Tagen ihrer Existenz anboten, war es außerordentlich gut.
    Es wurde ein nahrhafter Spätabend. Nur erwies sich der Gedanke eines weisen Vorfahren aus der Zunft der chinesischen Philosphen wieder einmal als zutreffend. Er hatte seinen Zeitgenossen mitgeteilt, daß ein allzu wohlgefüllter Magen schlecht für die Liebe sei.
    Für die Denkfähigkeit war er weniger schädlich, jedenfalls bei mir. Das stellte sich am Morgen heraus, als mir ganz plötzlich, nachdem Pipi in Richtung Kai abgedüst war, Louis Mountbatten Fung einfiel, mein alter Freund in der Redaktion des Island Guardian . Wir hatten uns schon so manches Mal Bälle zugespielt, und ich hielt es für möglich, daß er mich auch diesmal bei meinen Ermittlungen einen Schritt weiter bringen könnte.
    Es hatte sich für mich bisher immer gelohnt, mit Fung zusammenzuarbeiten. Denn wenn der Island Guardian – genau wie die Pacific Voice auch – geradezu ein Meisterstück für jene Art von Garbanzo-Journalismus ist, der Hongkongs Boulevardblätter weltberühmt (zumindest in ganz Asien!) gemacht hat, so gab es doch immer wieder einmal Situationen, in denen er überraschend nützlich sein konnte.
    Â»Mister Fung?« fragte die Telefonistin zurück, als hätte ich darum gebeten, mit der minderjährigen Tochter des Chefredakteurs verbunden zu werden. Ich buchstabierte ihr den Namen.
    Â»Sie meinen Louis Mountbatten Fung?«
    Als ich das etwas ungeduldig bejahte, klärte sie mich im Tonfall der badenden Lady, die in einem Reklamestreifen die Qualität von Wu Tings Bubble Bath rühmt, auf: »Ich bin untröstlich, Ihren Wunsch nicht erfüllen zu können, Mister Fung ist ... eh, Verzeihung, sind Sie eine Amtsstelle?«
    Â»Ich bin ein Mann, der nicht den ganzen Tag Zeit hat, darauf zu warten, daß Sie endlich das Gespräch zu ihm durchstellen!« Das klang nicht mehr freundlich, und das war beabsichtigt.
    Ungerührt gab sie zurück: »Also keine Amtsstelle?«
    Â»Ich bin ein Scharfrichter, und wenn Sie mir jetzt nicht Fung geben, komme ich bei Ihnen vorbei und erdrossle Sie mit meinem Bruchband!«
    Sie machte: »Huh!« Dann knackte es in der Leitung, und die forsche Stimme eines Mannes wollte von mir wissen, was mein Problem sei.
    Ich brachte es fertig, nochmals einigermaßen gesittet Louis Mountbatten Fung zu verlangen. Und endlich erfuhr ich: »Das tut mir leid. Mister Fung hat sich verändert ...«
    Â»Hat er grüne Haare?«
    Ein Lachen. Dann: »Ich liebe Spaßvögel, Mister! Nein, er lebt seit einigen Wochen nicht mehr in Hongkong, sondern in Vancouver.«
    Â»Kanada?«
    Â»Sie sagen es, Mister! Ausgewandert. Ich habe seinen Job hier übernommen. Darf ich erfahren, mit wem ich das Vergnügen habe? Ob ich Ihnen vielleicht helfen kann ...«
    Als ich meinen Namen sagte, stieß er einen leisen Pfiff aus und verriet mir: »Sir, ich bin sehr erfreut! Mister Fung hat mir von Ihnen erzählt. Und er sagte, wenn Sie sich melden sollten, lohne es sich, hinzuhören. Darf ich hoffen ...«
    Â»Sie haben Fungs Job?«

»Bingo, Sir.«
    Â»Siren Sie mich nicht! Kennen Sie den April Moon?«
    Â»Ich kenne sogar die Dame hinter dem Tresen. Sie hat einen allerliebsten Leberfleck direkt auf der linken ...«
    Â»Okay«, unterbrach ich ihn, »das können Sie mir im April Moon erzählen. Ich werde in einer Stunde dort einen Tee trinken ...«
    Der Bursche schien zu wissen, wo Flohpulver billig war, denn er sagte sofort zu.
    Der April Moon lag nicht weit von der Redaktion des Blättchens. Eine winzige Spelunke, in der Tee das Getränk war, das am seltensten verlangt wurde, wie ich sehr gut wußte. Und die Dame hinter dem Tresen, die mich von verschiedenen Gelegenheiten her kannte, wenn ich hier mit Fung konferiert hatte, blinzelte zuerst mir zu, als ich eintrat, und dann einem jungen Mann, der an dem scheinbar vom Island Guardian gemieteten Ecktisch bei einem Bier saß.
    Â»Star?« fragte ich die Leberfleck-Schönheit. Sie nickte und griff nach einem Glas.
    Â»Ich habe

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