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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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vergessen, welche Backe das war, mit dem Fleck ...«, begrüßte ich den Burschen.
    Er antwortete sachlich: »Links hinten, Mister Lim Tok. Übrigens, mein Name ist Jerome Blondel ...«
    Er merkte, daß ich stutzte, erhob sich, hielt mir die Hand hin und bemerkte grinsend: »So ist das! Bei mir setzte sich damals der Vater durch, was den Namen betrifft. Ich bin sehr froh, daß ich Sie kennenlerne. Mein Vorgänger meinte, es wäre das beste, was mir passieren könnte ...«
    Er machte einen ausgeschlafenen Eindruck. Streichholzlanges Haar, wache Augen, die Figur eines nicht sehr üppig essenden Collegestudenten. Als ich genauer hinsah, stellte ich fest, daß auf dem Bierfilz unter seinem Glas bereits drei Striche waren.
    Â»Hat sich der gute Fung denn verfolgt gefühlt?« fragte ich, noch bevor Leberfleckchen mir das Bier brachte. Sie ließ sich Zeit an unserem Tisch, denn in der kleinen Kneipe war um diese Zeit nicht viel los. Mir wurde klar, daß die Dame den jungen Mann von der Radaugazette die pikante Besonderheit in ihrem Teint offenbar freiwillig hatte betrachten lassen. Aber ich hielt mich schließlich für einen Gentleman, und so kam ich nicht darauf zurück.
    Als sie wieder hinter den Tresen geschlendert war, erzählte mir Blondel: »Keine Rede von verfolgt! Eine von den Jahrhundertchancen eben. Kennen Sie Vancouver?«
    Â»Nie da gewesen.«
    Â»Nun, da gibt es eine Menge Chinesen. Die sind nach und nach tatsächlich dorthin ausgewandert. Aus dem Mutterland. Aus Hongkong. Aber auch aus den Vereinigten Staaten sind welche hinzugekommen. In Kanada können Leute wie wir gut leben. Außerdem ist die Grenze zu den Vereinigten Staaten nahe – muß ich Ihnen die Vorteile erläutern?«
    Â»Danke. Ist Fung Kaufmann geworden? Oder Schmuggler?«
    Er grinste wieder. »Keines von beiden. Er begründet dort eine Kanada-Ausgabe des Island Guardian . Hat schon einige tausend Besteller inzwischen. Ich habe Ihnen seine jetzige Adresse aufgeschrieben. Auch das Telefon. Für den Fall ...«
    Er schob mir den Zettel über den Tisch. Ich nahm erst einmal einen Schluck Bier zu mir, dann kam ich ohne weitere Umschweife zur Sache, weil ich den Eindruck hatte, mit diesem francophonen jungen Mann war ein Spiel zu machen. Also erkundigte ich mich zuerst, ob er schon einmal von der Pacific Voice gehört habe.
    Ohne zu erröten, klärte er mich auf: »Mister Lim Tok, ich habe bis vor einem Monat in diesem Blatt gearbeitet!«
    Und als ich daraufhin leicht verdutzt war, setzte er wieder sein jungenhaftes Grinsen auf. Bis ich nachfragte, ob er eine Ahnung habe, wer Miß Alma Tsao sei. Da hörte er auf zu grinsen.
    Â»Wollen Sie wissen, ob sie mit dem so tragisch zu Tode gekommenen Chef ein Verhältnis hatte?«
    Â»Das weiß ich bereits.«
    Â»Daß sie eine ungemein leistungsfähige Frau in unserer Branche ist, und daß die besten Beiträge meist von ihr kamen?«
    Â»Das habe ich mir schon gedacht.«
    Â»Daß ihre Familie aus Shantou hierher flüchtete, vor längerer Zeit, daß sie sehr ehrgeizig ist und man sie hinter ihrem Rücken die Kaiserin der Pacific Voice nennt?«
    Als er ihre Herkunft erwähnte, verschluckte ich mich an meinem Bier. Ich ließ ihn ausreden, und dann vergewisserte ich mich: »Sagten Sie Shantou?« »Swatou, wenn Sie mit dem älteren Namen mehr anfangen können.«
    Ich holte tief Luft. »Lieber junger Freund, Sie können mir nicht rein zufällig sagen, ob bei Miß Tsao an der gleichen Stelle, wo bei der reizvollen Zapferin da hinter dem Tresen der Leberfleck sitzt, etwa die Tätowierung eines Fisches mit drei Punkten zu finden ist?«
    Er gab sich Mühe, ernst zu bleiben, als er mich aufklärte: »Tut mir leid, Mister Lim Tok, aber die fragliche Körperstelle bei Miß Tsao kenne ich leider nicht. Sie bevorzugt ältere Herren. Allerdings – solch einen Fisch trägt man nicht auf dem Hintern, sondern auf dem Mittelfinger, und er ist das Zeichen ...«
    Ich unterbrach ihn: »Was für ein Zeichen das ist, weiß ich. Sagen Sie mir bitte, würden Sie etwas tun, in der Art, wie es Fung öfters tat, wenn wir eine Sache vorwärts bringen wollten, die für ihn eine saftige Story abwarf, und für mich ...«
    Â»Ich bin dabei!« erklärte er sich sofort bereit. »Von Monty weiß ich, daß da immer viel herauskam. Wie kann ich

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