Schwarze Blüte, sanfter Tod
Ihnen helfen?«
Ich bestellte mir noch ein Bier, und dann informierte ich ihn â mit gewissen Einschränkungen über meine Absprache mit Bobby Hsiang â über das, was es zu dem Mord an seinem ehemaligen Chef und die von mir vermuteten Hintergründe zu sagen gab.
Er hörte zu, ohne den Blick von mir zu lassen. Machte sich keine Notizen. Auf meine Frage winkte er ab. Notizen würden manchmal von Unbefugten gelesen. Er habe einen funktionierenden Kopf.
Ein paar Stunden später, als ich auf dem Weg zu Dr. Bu Yon war, über den in der Morgenzeitung gestanden hatte, daà in sein Büro eingebrochen worden sei, jaulte mein Handy. Ich fuhr sicherheitshalber an den StraÃenrand und hörte mir an, was mir Jerome Blondel durchsagte. Es war der Text des Aufmachers für die noch abends erscheinende Ausgabe des Island Guardian .
»Ãnderungen?«
Blondel hatte einen perfekten Angelhaken angefertigt. Als besonderen Gag machte er den Lesern weis, der Island Guardian habe herausgefunden, daà der Detektiv Lim Tok im Auftrage einer Dame arbeite, die einer nichtehelichen Beziehung des Mister Yueh Po-chai entstamme. Sie habe nun Anspruch auf das Erbe, nachdem der in einem ersten Testament bevorzugte Bruder des Ermordeten ebenfalls getötet worden sei. Ãberdies gäbe es ein an seinem letzten Lebenstag noch geschriebenes zweites Testament des Mister Yueh Po-chai, das ohnehin diese uneheliche Tochter begünstige, das sei aber gegenwärtig unauffindbar. Es bestehe der Verdacht, daà der Privatdetektiv den Verbleib kenne.
Der Island Guardian hatte in Jerome Blondel offenbar einen fähigen Nachfolger für Montgomery Fung gefunden, meinen alten Freund, der sich jetzt in Hongcouver herumschlug, wie man in Hongkong inzwischen Vancouver nannte, weil dort jeder dritte Einwohner bereits ein Chinese war ...
Dr. Bu Yon empfing mich mit besorgtem Gesicht. Keine Spur eines Lächelns.
Erst nachdem die Vorzimmerdame, die immer noch aussah wie eine FuÃpflegerin, die an Migräne leidet, uns einen bemerkenswert guten Tee serviert hatte, kam ich zur Sache, denn bei dem, was ich vorhatte, brauchte ich Bu Yon als Verbündeten.
»Ãber meine diversen Beziehungen habe ich erfahren, daà der Aufmacher im Island Guardian von heute abend das Gerücht verbreiten wird, das Testament des Mister Yueh Po-chai, das bei Ihnen gestohlen wurde, sei wertlos. Er habe noch am Tage seines Todes eine Niederschrift ausgefertigt, die eine völlig neue Verfügung darstelle, sie begünstige nicht mehr den Bruder und nach ihm die Redaktion, sondern eine bisher verschwiegene Tochter aus einer nichtehelichen Beziehung des Ermordeten ...«
Der kleine Mann des Rechts wurde immer bleicher, während ich ihm nach und nach schilderte, was der Island Guardian so alles auf der ersten Seite bringen würde. SchlieÃlich stotterte er fassungslos: »Aber ... das ist eine ... ich meine, das sind ... Lügen!«
Ich stimmte ihm zu, ohne ihm gegenüber auch nur anzudeuten, daà ich genau diese Story mit Jerome Blondel vereinbart hatte. Und dann gelang es mir, ihm klarzumachen, daà dieses Gerücht mit hoher Wahrscheinlichkeit dazu führen würde, daà sich die Leute, die hinter den Morden an den Brüdern Yueh steckten, auf mich konzentrierten, weil sie sich von mir Aufschluà über die mysteriöse Tochter erhofften.
Er knurrte noch einmal wütend etwas von Verleumdung und Klage dagegen, daà eine Zeitung sich Geschichten so einfach zurechtmachen konnte. Aber ich konnte ihn schlieÃlich damit endgültig beruhigen, daà ich eingestand: »Diese Story kommt mir geradezu gelegen!«
Er sah ein, daà der Effekt des Gerüchtes im Grunde auch ihm nützlich sein könnte. Vorausgesetzt ich überlebte das gefährliche Experiment, so dramatisierte ich meinen Part dabei, wollte ich dafür sorgen, daà das Blatt zu gegebener Zeit eine der vorbildlichsten Entschuldigungen drucken würde, die es jemals auf der Titelseite einer Hongkonger Boulevardzeitung gegeben hatte. Er überlegte: »Die Leute, die wir nicht kennen, werden Jagd auf Sie machen ...«
Als ich ihm versicherte, ich würde schon dafür sorgen, daà mir kein Fehler unterlaufe, nickte er Zustimmung. Allerdings â sehr glücklich sah er dabei nicht aus. Und in Wirklichkeit war ja auch ich mir noch gar nicht so sicher, wie die Sache ausgehen würde. Ich hoffte nur, weder Dr. Bu
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