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Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
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Bettelmönch zum Widerruf seines Gelübdes zu bringen.
    Â»Lim Tok«, stellte ich mich vor. Ich war nicht ganz sicher, was jetzt geschehen würde, deshalb fügte ich vorsichtig an: »Ich bitte tausendmal um Verzeihung für meinen Überfall, aber ich bin Privatermittler, und die Sache, in der ich unterwegs bin, ist einerseits vertraulich zu behandeln, andrerseits ist sie so dringend, daß ich, um schneller ans Ziel zu kommen ...«
    Sie machte eine ungeduldige Handbewegung und zog die Polstertür zu.
    Â»Kommen Sie zur Sache, bitte!«
    Gleichzeitig wies sie auf den Sessel vor ihrem Schreibtisch. »Ich werde die Art Ihres Eindringens nicht kommentieren. Was wünschen Sie?«
    Â»Mrs. Hsu Kwan«, begann ich, immer bemüht, so naiv wie möglich zu erscheinen, »ich ermittle im privaten Auftrag in einem Mordfall, den die Polizei wohl nicht so recht ernst nimmt. Darf ich Ihnen kurz die Sachlage schildern, damit Sie wissen, worum es überhaupt geht ...?«
    Â»Ich bitte darum.« Es klang wie das Kommando eines Sergeanten.
    Â»Ein reicher Mann, der Chef einer Zeitung, wurde ermordet. Der Erbe, sein Bruder auch. Aber dieser Bruder logierte im Hotel, und der vermutliche Mörder erkundigte sich am Empfang nach der Zimmernummer. Dabei fiel dem dort beschäftigten Angestellten auf, daß er am Finger der rechten Hand eine seltsame Tätowierung trug. Man könnte ihn vielleicht dadurch identifizieren, und ...«
    Â»Was habe ich damit zu tun?«
    Sie hatte sich in dem Sessel hinter ihrem Schreibtisch niedergelassen und blickte mich mit einem Gesichtsausdruck an, wie ihn Leute im Zoo haben, wenn sie eines der im Aussterben begriffenen Tiere betrachten.
    Ich setzte ein verlegenes Lächeln auf, in der Hoffnung, daß sie mir die Rolle des naiven, etwas unsicheren Nachfragers abnahm. »Nun, ich bin nicht sicher, ob ich Ihnen da nicht zu nahe trete, Mrs. Hsu Kwan, aber lassen Sie es mich so sagen – ich wurde aufmerksam gemacht, daß Sie lobenswerterweise gute Kontakte zu Landsleuten haben, die aus dem Mutterland nach Hongkong kamen. Aus der Gegend um Shantou, um es genauer zu benennen. Das ist der Grund, weshalb ich Sie aufsuche ...«
    Sie wich geschickt aus: »Haben Sie denn Beziehungen zu Shantou?«
    Â»Nein«, gab ich zurück. »Aber der Mann, der in dem Hotel den Erben des Zeitungsverlegers Yueh Po-chai tötete, hatte sie.«
    Â»Sagte er das?«
    Ich grinste sie vergnügt an. »Sein Finger sagte es. Der auftätowierte Fisch mit den drei Punkten.«
    Dazu äußerte sie sie sich gar nicht. Sie war schon ein zähes Stück von der selbstbewußten Art. Sah so unauffällig auf ihre Uhr, daß ich es gar nicht übersehen konnte.
    Â»Fisch mit Punkten. Gut. Und was könnte ich Ihnen in dieser Sache für Fragen beantworten, Mister Lim ...?«
    Â»Tok. Ich halte es für möglich, daß Sie mir etwas über den Mann sagen könnten, der Mister Yueh Po-chais Bruder tötete.«
    Â»Dazu müßte ich ihn kennen.«
    Â»Er hieß Ba Kwon.«
    Â»Ich heiße Hsu Kwan.« Sie ließ sich alle Schlupflöcher offen. Dementierte nicht, ihn zu kennen, operierte mit einer Namensähnlichkeit, um die es gar nicht ging.
    Â»Oh«, machte ich, »es lag mir fern, aus der Ähnlichkeit der Namen Schlüsse zu ziehen. Ich hatte lediglich damit gerechnet, daß Ihnen vielleicht auch die sonderbare Tätowierung an seinem Mittelfinger aufgefallen sein könnte, da Sie doch öfters mit Landsleuten aus dieser Gegend in Kontakt kommen ...«
    Sie blickte wieder auf ihre Uhr. Diesmal etwas weniger unauffällig. Und sie sagte gelassen: »Es tut mir leid. Ich kenne keinen Mann dieses Namens. Was die Tätowierung betrifft, so kann ich Ihnen einen Hinweis geben, wie man sie vielleicht deuten kann. Sie finden Tätowierungen aller Art in einem sehr interessanten Büchlein von Professor Wu Chan-to, der sich an der hiesigen Universität mit dem Phänomen beschäftigt. Ich empfehle Ihnen die Buchhandlung an der Ecke zur Aberdeen Street, nicht weit von hier. Kann ich sonst noch etwas für Sie tun?«
    Ich hatte den Eindruck, daß ich genügend Argwohn bei ihr geweckt hatte, und das allein war ja mein Ziel gewesen. Also sprang ich aus dem Sessel auf und verbeugte mich artig.
    Â»Ich danke Ihnen so sehr, Mrs. Hsu Kwan! Sie haben mir allein schon dadurch geholfen, daß Sie mich nach meinem

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