Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Blüte, sanfter Tod

Schwarze Blüte, sanfter Tod

Titel: Schwarze Blüte, sanfter Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harry Thürk
Vom Netzwerk:
Kehle ist ...«
    Hinter mir sagte Bobby: »Verrate ihm nicht zu viel, er ist ein Privatschnüffler. Macht alles zu Geld!«
    Aber er lachte dabei. Fragte nicht einmal mehr, woher ich wußte, daß hier eine Polizeiaktion lief. Elvis Mou hatte ihn schon ins Bild gesetzt.
    Er sah zu, wie die Sanitäter die Bahre mit dem Toten wegschafften.
    Â»Warum?« versuchte ich, ihm etwas zu entlocken, das er vielleicht wußte. Aber er wußte weniger als ich. Meinte: »Keine Ahnung. Bei uns liegt nichts gegen ihn vor. Habe ich eben erfahren. Jedenfalls nichts Offizielles. Auch keine Vorstrafen.«
    Ich hätte ihm jetzt fairerweise mitteilen müssen, daß Elvis und ich soeben dieses Phantom Liao Tu zu seiner Höhle verfolgt hatten, aber dazu wäre ich, selbst wenn ich es gewollt hätte, nicht gekommen, weil Elvis bei uns erschien und sich an Bobby wandte: »Du sagtest, die Lehrer und Schüler in der Halle hätten nicht beobachtet, daß jemand hinausgegangen wäre ...?«
    Das bestätigte Bobby. »Sie übten hier ihren Sport. Niemand kam, niemand ging. Sie konnten auch nicht sehen, was in Tiger Wongs Glaskapsel da oben lief. Weil die Scheiben bis auf halbe Höhe abgedeckt sind. Nur als das Serviermädchen dem Chef den Tee bringen wollte, den er regelmäßig um diese Zeit am späten Nachmittag trinkt, sah sie ihn liegen. Weil er nicht mehr reagierte, rief sie uns ...«
    Elvis Mou erkundigte sich: »Kann man schon in die Glaskapsel da oben?«
    Man konnte. Die Spurensucher waren fertig. Hatten die Kabine, die Wongs Arbeitszimmer darstellte, wohl auch seinen Wohnraum auf Spuren untersucht, und zogen sich gerade zurück. Elvis Mou grinste schadenfroh, als er sich in dem Kabuff umsah. Dann deutete er auf eine schmale Tür: »Offen gehabt?«
    Der letzte noch herumstehende Spurensucher brummte unwillig: »Haben wir. Treppe dahinter. Abwärts. Garage. Nichts.«
    Elvis winkte uns. Hinter der schmalen Tür, die er aufzog, begann eine Stiege, die in Windungen abwärts führte. Wir folgten Elvis, und plötzlich standen wir in der geräumigen Garage, wo Wong außer seinem alten amerikanischen Straßenkreuzer, mit dem er vermutlich vor zwanzig Jahren Teenager begeistert hatte, ausgemusterte Trainingsgeräte lagerte. Mir schoß das Bild aus dem Rückspiegel durch den Kopf: Miß Silva, die, gerade während wir Liao Tu folgten, auf die Garagentür zugegangen war. Als Elvis jetzt dort ankam, konnte ich gerade noch verhindern, daß er den Drücker anfaßte.
    Bobby rief die Spurenleute, und sie fanden darauf tatsächlich den Abdruck eines Daumens. Währenddessen sah ich mich etwas um, und mir fiel plötzlich eine Ölpfütze auf, in die offenbar jemand getreten war, denn ein paar ölige Tapsen führten von ihr bis an die Tür. Auf meinen Rat ließ Bobby sie von den Spurenleuten vermessen und Ölproben nehmen. Während er sich die Spur genauer besah, konstatierte er: »Sportschuh. Nike. Tragen etwa achthunderttausend Leute in Kowloon ...«
    Ich äußerte mich dazu nicht. Ich öffnete die Garagentür und besah mir den Bürgersteig. Die Tapsen waren kaum noch zu erkennen, aber sie führten hinaus aus der Garage, in Richtung Straße. Meine Gedanken begannen um die Frage zu kreisen, warum Miß Silva, nachdem Liao Tu sie stehen ließ, auf die Garage zugegangen war. Ich stieg die gewundene Treppe wieder hinauf. In der Halle ging ich zu dem Häufchen der Kursanten, die mit ihren Lehrern in einer Ecke hockten und darauf warteten, daß die Polizei sie gehen ließ. Auf meine Frage, ob Miß Silva heute am Training teilgenommen hätte, erntete ich allgemeines Kopfschütteln. Nur zwei wußten überhaupt, wer sie war, und die gaben mir die Auskunft, sie sei heute nicht da gewesen.
    Â»Es war außer uns überhaupt niemand da«, beklagte sich einer der jüngeren Karate-Schüler. »Deswegen hält die Polizei uns ja so lange zurück ...«
    Ich sagte Bobby dann doch nicht, daß wir Liao Tu identifiziert hatten. Beschloß aber, obwohl für mich der Auftrag Ronaldo ja eigentlich abgeschlossen und bezahlt war, ihm auf meine Weise zu helfen. Den Entschluß begoß ich mit einer Flasche Pekinger, nachdem wir endlich im Hollywood angelangt waren. Elvis, der ja kein Auto zu fahren hatte, bestellte mehrere Male nach. Am Ende hatte ich den Eindruck, das Getränk stellte zumindest

Weitere Kostenlose Bücher