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Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Schwarze Blumen auf Barnard Drei

Titel: Schwarze Blumen auf Barnard Drei Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alfred Leman
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energischer Wiederholungen, ehe der Judys Kabine verließ. Der Leutnant hatte nur nach Blicher gerufen, aber die Leute gingen einfach mit, Anas wegen, die sie mochten, standen nun in der Enge, selbst Lampoo traf ein, blütenweiß, verbindlich blickend und mit in den Taschen versenkten Händen.
      Er habe auf Sicht im Infrarot gesetzt, was nahelag, mit enttäuschendem Erfolg aber, denn die Bildwandler lieferten nichts, rein nichts, was er hätte erkennen können, teilte Blicher mit. Umständlichkeiten seiner Erklärungen, mit welchen Mitteln er der Blindheit zu entgehen suchte, gewisse von diesen Mitteln hervorgerufene Effekte, Ratlosigkeiten, die Art seiner Bemühungen, Unbeschreibbares zu beschreiben, riefen Orlow auf den Plan und den Verdacht auf Zusammenhänge.
      Während Blicher durch den Nebel irrte, war im Hause erneut die Endstufe des Abwassercleaners ausgefallen. Nachfolgedefekte, Trubel, kein Eis, denn die Wirbelströme funktionierten zu gut, und ein absurder Sachverhalt. Im Cleaner, und nur dort, weigerte sich das Wasser zu fließen. Tschuks Feststellung: Es sei geliert, man könne es in Scheiben schneiden. Jermakows Weisungen riefen Unmut hervor, Widersätzlichkeit, eine disziplinarische Krise. Er forderte, den Cleaner in Gang zu setzen, und unterband die Erkundung von Ursachen außer Haus. Man hätte wahrscheinlich auch keine gefunden; eine solche Erscheinung war einfach nicht bekannt.
      Orlow suchte dennoch weiter und äußerte später, das Wasser im Cleaner sei, chemisch gesehen, Wasser wie jedes andere auch, nur – so bestimmt und so vage drückte er sich aus –, es enthalte »mehr Energie«. Damit konnte niemand etwas anfangen. Indessen war der Mann auf gewisse Nadelimpulse gestoßen, die auf die Anwesenheit ultravioletten Lichtes so geringer Bandbreite zurückgingen, wie sie irdische Technik nur mit Gaslasern zu erzeugen vermochte. Diejenigen, die zur Sache sprachen, sahen derartige Technologien hierorts für abwegig an. Doch die Indikation war da.
      Während Blichers bemühter Rede fiel sie Orlow wieder ein, und er überraschte die Leute mit ebenjenem Zusammenhang: Ultraviolett der vorgefundenen Wellenlänge rege Eiweiß vom Typ der Keratine, die im Auge vorkommen, zur Fluoreszenz an. Das Auge selbst beginne zu leuchten, er vermute, mit rosafarbenem Licht. Die Netzhaut empfange nur diesen Farbimpuls und kaum noch Bilder. Für die Dauer der Anregung sei man so gut wie blind. Der Nebel? Nun, der beseitige nur Schatten. Er streue das anregende Licht in alle Richtungen, damit man blind sei, wohin man auch blicke. Unverhohlen drückte Orlow das Wirken einer Absicht aus.
      An dieser Stelle der Orlowschen Ausführungen flogen Jermakows Hände in die Luft. Grau im Gesicht, hatte er schweigend zugehört, Blicher mit dienstlichem Interesse, Orlow mit anschwellendem Verdruß. Jetzt schnitt er dem Mann die Rede ab, wandte sich nachdrücklich an Blicher und fragte den Mann, wie er denn Ana gefunden habe.
      Das Manöver des Leutnants stieß ins Leere. Die Leute standen plötzlich da wie auf dem Bild eines angehaltenen Films; Stille mit gleichsam beschleunigtem Puls. Die Szene dauerte nur Sekunden. Tschuk rieb sich den Nacken, murrte: »So ein Unsinn.«
      Jermakow wiederholte seine Frage.
      Blicher fuhr herum, sagte, auf einmal sanftmütig: »Ana? Gefunden? Ich habe sie nicht gefunden«, und verstummte.
      »Es war kalt«, fuhr er dann fort. »Ich mußte schon Energie sparen, es war sehr kalt. Man hat sie mir zugespielt.«
      Jemand blies eine Menge Luft durch die Zähne. »Man?«
    Jermakow schwieg und blickte scharf und ausdauernd zu Blicher hin.
      »Wer schon, Boolies«, sagte Blicher müde. »Ich habe die nicht gesehen, wenigstens nicht gleich, ich konnte nur eine Spanne weit blicken. Ich weiß nicht, wie sie es gemacht haben, ich weiß auch nicht, wie ich’s gemacht habe. Der Wagen fuhr nur dahin, wohin die wollten. Es müssen da schon sehr viele gewesen sein. Ich fuhr lange so herum. Ich weiß nicht, wie lange. Dann hielt ich an. Nun, sie hielten an. Ich kletterte raus, und da waren es wirklich sehr viele. Sie lagen dort in einem Haufen übereinander, schnauften und angelten, wie sie’s immer machen, in die Luft.«
      Blicher schwenkte die Arme, um darzutun, wie das Angeln ausgesehen habe und wie hoch der Haufen gewesen sei, und fuhr dann in seinem Bericht fort mit einförmiger, seltsam geglätteter Stimme, die nicht die seine schien. »Wie verrückt angelten sie, als sie

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