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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Gedanken kreisten immer wieder um meinen Vater, und jedes Mal zog sich mir die Brust zusammen. Ich merkte, wie ich innerlich auf ein Crescendo zusteuerte. Mein Unterbewusstsein hatte bereits entschieden, was ich machen würde, und mein Kopf musste nur noch folgen; je länger es dauerte, desto ungeduldiger wurde mein Unterbewusstsein. Schließlich erreichte die Fieberkurve, kurz nachdem wir die Einkäufe ausgepackt hatten, die kritische Grenze, und ich sagte:
    »Ich glaube, ich geh noch mal für eine Weile raus, wenn es dir nichts ausmacht.«
    »Natürlich.«
    Ally klang, als hätte sie damit gerechnet. Sie fragte nicht einmal, wohin, und wusste es vermutlich schon, doch ich sagte es trotzdem – mindestens so sehr zu mir wie zu ihr.
    »Zum Haus meines Vaters.«

6
    D ie Videoüberwachungsanlage für Whitkirk befand sich in einem kleinen Raum an der Rückseite des Reviers. Der Raum selbst war sehr alt und offensichtlich renovierungsbedürftig. An einer Wand blätterte die Farbe ab, und an der Decke waren einige der Styroporplatten eingerissen. In einer Ecke fehlte eine der Platten ganz, so dass in dem dunklen Hohlraum unter dem Geschoss darüber ein dichtes Netz aus Rohren zum Vorschein kam. Wenn die Heizungen angingen, schepperten und rumpelten sie, und dank der staubigen Gitter darüber roch es nach langsam siedendem Rost.
    Wenigstens war die Überwachungsausrüstung auf dem neuesten Stand. Eine Reihe Monitore, sechs quer, vier längs, war in eine Holzverkleidung eingelassen, die an einer Wand ein wenig zurücktrat und unter der Decke wieder nach vorne ragte. Auf jedem Bildschirm war ein Standbild von einer Straße oder einer Kreuzung zu sehen. Auf dem Schreibtisch davor, der in die Wandverkleidung integriert war, befanden sich weitere Monitore, und hier konnte sich ein diensthabender Beamter einen Ausschnitt mit größerer Bildschärfe ansehen, oder er zoomte sich mit Hilfe eines Joypads die laufende Kamera heran.
    Hannah saß an einem Schreibtisch auf der anderen Seite des Zimmers vor einem eigenen Monitor und sah sich älteres Filmmaterial an. Die Archive.
    »Noch kein Glück?«
    »Nee.«
    Sie drehte sich nicht zu Ketterick um. Der breitschultrige Sergeant war der einzige diensthabende Kollege. Whitkirk war eine Touristenstadt, folglich gehörte Taschendiebstahl zu den häufigsten Delikten, und derzeit war an dieser Front nicht viel los. Sobald später die Pubs gut besucht waren, würde wahrscheinlich ein zweiter Beamter zur Unterstützung dazukommen. Jedenfalls hoffte sie das, falls sie dann immer noch hier war.
    Ketterick lachte leise.
    »Also, Sie wollen’s aber wirklich wissen, das muss man Ihnen lassen.«
    Vor allem in Ruhe lassen sollst du mich. Das war nicht die erste Bemerkung dieser Art; wenn er doch einfach den Mund halten würde. Es gab nichts Schlimmeres als Leute, die redeten, ohne dass sie etwas zu sagen hatten, und davon abgesehen, spulte der Film mit einer Geschwindigkeit von 105 ab, bei der sie leicht etwas verpassen konnte, wenn sie sich für ein bisschen Smalltalk herumdrehen würde.
    Was genau konnte ihr entgehen?
    Sie wusste es immer noch nicht.
    Offiziell tat sie so, als wollte sie die anonyme Anruferin ausfindig machen, sie war allerdings in Wahrheit nicht an einer vergeblichen Suche nach sich selbst interessiert. Inoffiziell bemühte sie sich viel mehr, die letzten Schritte von Christopher Dawson zu rekonstruieren. Hannah wusste, wieso sie zum Viadukt gegangen war. Jetzt wollte sie sich ein klareres Bild davon verschaffen, was Dawson hier in Whitkirk gewollt hatte und wieso er ausgerechnet an einen so entlegenen Ort gegangen war, um zu sterben. War seine Wahl des Schauplatzes nur Zufall, oder bestand dabei irgendeine Verbindung zu ihrem Vater und seinen Kreuzen?
    Es war schwerer, als sie vorhergesehen hatte.
    Sie wusste, dass Dawson im Hotel Southerton gewohnt hatte, bevor er am Viadukt endete. Dagegen wusste sie nicht, wann er dorthin gegangen war oder von wo aus er aufgebrochen war. Vielleicht war er zuerst woandershin gefahren. Es war nicht einfach, seine Spur zu verfolgen: Da die Videoüberwachung sich auf bestimmte Teile des Stadtzentrums beschränkte, entwischte der Kerl überall vom Filmmaterial. Jedes Mal, wenn das passierte – es sei denn, sie erhaschte einen Zufallsblick auf ihn –, musste sie zu der Kamera am Hotel zurückkehren und hoffen beziehungsweise darauf warten, dass er erneut erschien.
    Sie hatte das Bild so weit herangezoomt, wie es ging, ohne Einzelheiten zu

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