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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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begegnen.
Seine Arbeit war für mich eine Quelle der Inspiration.
Er war ein wundervoller Autor, ein wundervoller Mensch.
Für Ihren Verlust mein tief empfundenes Beileid.
    Ein paar von ihnen schickten mir persönliche Anekdoten – gewöhnlich Geschichten über Begegnungen mit ihm bei Signierstunden oder Tagungen. Das war eigentlich der seltsamste Teil: die Erzählungen von nächtlichen Trinkgelagen, bei denen sie Hotelbars trockenlegten und um sechs Uhr morgens über die Möbel stolperten; die Abenteuer in anderen Ländern, auf gewundenen Gassen, in Tavernen und versteckten Kaschemmen. Darin wirkte mein Vater exzentrisch und exotisch, als hätte er das Leben eines Spions geführt, und es fiel mir schwer, ihre Version von Christopher Dawson mit meiner in Deckung zu bringen.
    Doch so bizarr diese Geschichten auch klangen, waren sie hilfreich. Und tröstlich. Ihre Lektüre versetzte mich in einen Schwebezustand zwischen Traurigkeit und Glück: Sie schnürten mir das Herz und die Kehle zu. Natürlich will jeder Autor gelesen werden – wozu etwas sagen, wenn niemand dich hört? Doch mein Vater hatte bei seinen Büchern immer klar unterschieden zwischen dem, was man sagt, weil die Leute es hören wollen – das Bestseller-Rezept –, und dem, was man selber sagen will, was man sagen muss  – und dann gehofft, dass es jemanden genug interessiert, um zuzuhören. Das hatte Dad sein ganzes Leben lang getan, und alle diese E-Mails stellten unter Beweis, dass Leute zugehört hatten.
    Aus dem Badezimmer hörte ich das Zischen beim Aufdrehen der Dusche und dann das dumpfe Geräusch, als der Warmwasserboiler anging.
    Ich klickte den Antwort-Button an und tippte.
    Sehr geehrter Mr. Cartwright,
    danke für Ihre E-Mail. Die Beisetzung meines Vaters findet am Freitag, dem 24. September um 13 Uhr im Krematorium Longwood statt. Wenn Sie daran teilnehmen wollen, kommen Sie bitte dazu. Anschließend gibt es einen Empfang im Regency. Die entsprechenden Wegbeschreibungen finden Sie in den Anlagen.
    Spenden statt Blumen zugunsten der Krebsforschung Vereinigtes Königreich.

    Danke, und auch mein Beileid für Ihren Verlust.
    Neil
    Blumen.
    Einen Moment musste ich an das Buch denken, das ich im Haus meines Vaters gesehen hatte, mit der gepressten Blume, die sich zwischen den Seiten verbarg.
    Als ich die E-Mail von Joseph Cartwright in den Ordner verschob, in dem ich all die Nachrichten gespeichert hatte, ging ich die Liste der Namen durch. Natürlich gab es keinen Grund, ihn dort zu vermuten, und er war auch nicht darunter. Bei keinem der Leute, die mir eine E-Mail geschickt hatten, handelte es sich um Robert Wiseman.

    Ich träumte, ich wäre wieder vier Jahre alt und hätte Angst vor der Dunkelheit.
    Mein Schlafzimmer befand sich etwa in der Mitte des langen Flurs. Jeden Abend knipsten meine Eltern, nachdem sie mich zugedeckt hatten, das Licht aus, gingen zum Wohnzimmer am Ende des Flurs und zogen die Tür hinter sich zu. Die Decke bis unters Kinn, lag ich da und hörte das gedämpfte Geräusch des Fernsehers wie auch die Stille aus der anderen Richtung. Aus dem leeren Teil des Hauses. Nur dass er mir, je länger ich horchte, umso weniger leer erschien. Es fühlte sich an, als nähme dort in den dunklen Ecken etwas Gestalt an, um den Flur entlang immer näher heranzukriechen. Ich starrte auf den Türrahmen und wartete darauf, dass dort jeden Moment so etwas wie Finger erschienen. Und dann ein Gesicht, das mir entgegenstarrte. Und wenn es so weit war, wären meine Eltern zu weit weg, um rechtzeitig bei mir zu sein.
    Bei anderer Gelegenheit gelang es mir einzuschlafen, doch dann schreckte mich später irgendetwas auf, und ich lag wieder wach. Ich träumte von einer dieser Nächte.
    Etwas hatte mich geweckt.
    Etwas war passiert.
    »Dad!«, rief ich.
    Dann horchte ich angespannt, so dass mir das Herz bis zum Halse schlug. Normalerweise hörte ich aus dem Wohnzimmer gedämpfte Gespräche – war das Neil?  –, bis früher oder später die Tür aufging. An diesem Abend nicht. Stattdessen hörte ich zuerst Stille, jemanden, der dastand und sich nicht rührte, und dann leise Schritte derselben Person, die sich meinem Zimmer näherte. Aus irgendeinem Grund war einer meiner Eltern bereits im Flur gewesen.
    Es war mein Vater. Er erschien jetzt, das Buch, in dem er gerade las, noch in der Hand, in der Tür und kam herüber, um die Lampe mit den Fransen anzuknipsen. Er sprach ruhig und leise.
    »Was hast du, Neil?«
    »Ich weiß nicht«,

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