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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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sehr zu schaffen machte – und ging weiter in das Arbeitszimmer meines Vaters, das Zimmer aus meiner Kindheit. Ich öffnete die Gardinen. Widerstrebend fiel das spärliche, trübe Licht des späten Nachmittags herein, Staubkörnchen hingen schwerelos in der Luft. Ich plumpste auf den Drehstuhl, so dass er ein wenig nach vorne rollte, und strich langsam mit der Fingerspitze durch den Staub auf der Platte des Schreibtischs, bis ich in die saubere Mitte kam.
    Ich klopfte mit der flachen Hand auf den Tisch.
    Wo war sein Laptop?
    Irgendwann würde ich seine letzte Habe von der Polizeiwache in Whitkirk abholen müssen, doch dabei handelte es sich nur um seinen Wagen und die Kleider, die er im Hotelzimmer gelassen hatte. Der Laptop fehlte. Wenn ich der Polizei glauben sollte, so war er für immer verloren – entweder schwer genug, um sich in dem Flussbett festzusetzen, oder aber mit der Strömung ins offene Meer getrieben und vielleicht irgendwo an einem Felsen zerschellt. So oder so würde niemand danach suchen.
    Nur konnte ich mir nicht vorstellen, dass er, während er sprang, daran festhielt. Wieso sollte er? Auch wenn ihn das Schreiben vielleicht im Stich gelassen hatte, so schien es mir trotzdem undenkbar, dass er absichtlich etwas, woran er gerade arbeitete, vernichtet hätte …
    Aber du kannst dir nicht einmal vorstellen, dass er überhaupt sprang.
    Nein, konnte ich nicht. Was mir wie eine gefährliche Idee erschien, weil sie emotional so gelegen kam: Falls er es nicht getan hatte, brauchte ich mir auch nicht vorzuwerfen, ihn vernachlässigt zu haben; ich hätte mir keine Unterlassungssünden vorzuwerfen. Und so wälzte ich diesen Gedanken immer wieder hin und her, um mir sicher zu sein, dass ich aus den richtigen Gründen zweifelte und nicht nur, um mein Gewissen zu erleichtern.
    Es war nicht nur das schlechte Gewissen.
    Ich nahm mir den Kalender an der Wand noch einmal vor. Angenommen, es handelte sich bei seinen Einträgen um Namen, dann hatte sich mein Vater, bevor er zum Southerton fuhr, mit »Haggerty A.« und möglicherweise mit »H Ellis« getroffen, bevor er im Hotel eintraf. Und danach hatten in Whitkirk die Ereignisse ihren Lauf genommen. Es war ganz offensichtlich ein Terminkalender, und so stellte ich mir erneut die Frage von gestern Abend. Wieso sollte sich jemand mit Leuten verabreden, wenn er plante, sich anschließend das Leben zu nehmen?
    Was waren das für Leute? Und woran hatte er gearbeitet? Hatte es etwas mit Die schwarze Blume zu tun? Wisemans Buch lag immer noch am hinteren Schreibtischrand, wo ich es liegen gelassen hatte. Ich rollte den Stuhl ein wenig nach vorn, um danach zu greifen – und schlug dabei mit dem Knie an die einzige Schublade unter dem Tisch.
    Ich lehnte mich zur Seite und starrte sie an, bevor ich mich hinunterbeugte. Sie öffnete sich mit einem schabenden Geräusch. Mir schlug ein Geruch nach altem Holz entgegen, wie nach Bleistiftspänen. Ein einziger Gegenstand war hier untergebracht: ein schwarzes Buch. Ein Tagebuch, dachte ich, doch dann wurde mir bewusst, dass es dafür zu klein war. Ein Adressbuch.
    Fast genauso nützlich.
    Der Einband bestand aus rauhem Leder, und an der Rückseite lugte ein Blatt Papier hervor: zusammengefaltet und in den Umschlag des Einbands gesteckt. Ich zog es heraus und legte es auf den Schreibtisch, bevor ich die Seiten des Adressbuchs selber durchsah. Offensichtlich war es schon lange im Besitz meines Vaters gewesen, da ein Teil der Einträge schon fast gänzlich verblasst war. Er hatte sie mit verschiedenen Kugelschreibern, Blei- und Filzstiften in unterschiedlichen Farben vorgenommen – was auch immer gerade zur Hand war, wenn er sich etwas notieren wollte.
    Ich warf wieder einen Blick auf den Kalender und ging danach die Einträge durch.
    Weder unter E noch unter H etwas Entsprechendes zu »H Ellis«. Dafür war Andrew Haggerty da – in leuchtend schwarzer Tinte unter H, dem Anschein nach ein Eintrag aus jüngerer Zeit. Es stand keine Telefonnummer dabei, nur die Adresse, doch die Postleitzahl war nicht weit von hier – südlich vom Stadtzentrum. Ein leichter Schauer überlief mich. Damit hatte ich also den ersten Kontakt meines Vaters ausfindig gemacht. Auch wenn ich nicht wusste, wer Andrew Haggerty war oder wieso mein Dad sich für ihn interessiert hatte, wusste ich immerhin, wo er zu finden war. Das hieß: Wenn ich der Sache nachging, konnte ich fragen.
    Und was war mit dem Blatt?
    Ich nahm es und stellte fest, dass es

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