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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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Bewegung ab, konnte jedoch nichts entdecken. Derjenige, der sich dort versteckte, musste eine Taschenlampe haben, oder nicht? Ohne Licht konnte man sich nicht bewegen. Doch sie sah nirgends Licht. Und außer den Geräuschen des Waldes blieb es still.
    Sie wog ihre Möglichkeiten ab. Selbst mit dem Schlagstock und der Taschenlampe verspürte sie wenig Lust, sich noch viel weiter ins Dunkel zu trauen. Die Alternative bestand darin, abzuwarten und zu sehen, wer von ihnen beiden die größere Geduld besaß. Oder aber sie machte sich so schnell wie möglich vom Acker. Sie dachte gar nicht daran.
    Also Flucht nach vorn.
    Dann mal los. Sie stand auf, um ihr Vorhaben in die Tat umzusetzen, als in geringer Entfernung vor ihr zwischen den Bäumen rote Rücklichter aufblitzten. Und dann hörte sie das Geräusch. Ein Automotor.
    Das Knirschen von Kieselsteinen.
    Mist. Sie knipste die Taschenlampe an und huschte hastig durchs Unterholz. Sie hatte keine Angst mehr, sondern war wild entschlossen. Doch vergeblich. Sie trat auf einen breiten, unbefestigten Weg mitten durch den jetzt wieder dunklen, verlassenen Wald, auch wenn der Benzingeruch noch in der Luft hing.
    Der Blitz, dachte sie. Als sie den Mann neben sich stehen sah, hatte es aufgeblitzt. War das eine Taschenlampe gewesen, die er in der Hand hielt? Hatte sie sich das Ganze nur eingebildet?
    Oder war es etwas anderes gewesen?
    Hannah stand eine Weile mit Herzklopfen da, als ihr eine schreckliche Möglichkeit dämmerte.
    Hatte da vielleicht eine Kamera geblitzt?

17
    Z um allerersten Mal wachte Cartwright von den Schmerzen auf.
    Er hatte von einem Baum geträumt. Der Baum war alt und knorrig, er wuchs wie ein dickes, silbriges Seil gewunden aus dem Boden. Sein Vater hatte ihn gepflanzt oder sein Großvater oder vielleicht sogar der Großvater seines Großvaters. Der Baum war am unteren Ende dick und stark, so dass man sich vorstellen konnte, wie sich seine Wurzeln unter der Erde über mehrere Meter ausbreiteten, sich durch die Erde züngelten und den Baum fest verankerten. Doch weiter oben verkümmerte er, und je höher der Stamm reichte, desto dünner wurde er. Die Zweige hatten keine Knospen. Hier und da flimmerten dürftige, winzig kleine Blätter auf. An der Spitze, wo der Stamm einem abgebrochenen Knochen ähnelte, ragten ein paar hoffnungslose Zweige höher und endeten in tückischen Spitzen.
    Im Traum sah sich Cartwright den Baum an, und es erinnerte ihn an ein missgebildetes Skelett, das sich vergebens für ein wenig Anerkennung zu den Göttern emporreckt. Er stand reglos vor einem blauen Himmel, an dem im Zeitraffer weiße Wolken vorbeizogen.
    Cartwright wurde abrupt von dem neuen Leben geweckt, das dem Baum fehlte.
    Der Haupttumor pulsierte ihm so heftig gegen die Rippen, dass er drohte, sich zwischen ihnen hindurchzudrücken und an seiner Seite neu zu sprießen.
    Diese Schmerzen waren zu stark, um sie ignorieren zu können. Er richtete sich auf und fasste sich zuerst an die Brust, dann an den Leib. Er krallte die Finger hinein, als suchte er nach der Quelle. Immerhin schaffte er es, nicht aufzuschreien und die anderen schlafenden Gestalten im Zimmer nicht zu wecken. Er rang nach Luft und atmete den Verwesungsgeruch seiner Krankheit ein, der den Raum erfüllte. Er dünstete ihn aus. Das stinkende Federbett unter ihm auf dem Boden war schweißgetränkt.
    Er war in Auflösung begriffen.
    Cartwright wartete, bis der Schmerz verebbte. Es dauerte deutlich länger als gewöhnlich. Als er sich endlich zur Seite drehen konnte und die Fersen ungelenk auf die nackten Dielenbretter trafen, drang die Morgendämmerung durch die Fensterläden an der Eingangsseite des Hauses. Er stand mühsam auf. Seine Glieder fühlten sich schwer an, auch wenn er inzwischen nur noch Haut und Knochen war. Er wischte sich den klebrigen Schweiß von der Stirn, stieg zitternd und schwankend über die schlafenden Gestalten seiner Familie und trat in den Flur.
    Im Erdgeschoss öffnete er, wieder einigermaßen Herr über seinen Körper, die Haustür und trat in den dämmrigen Nebeldunst auf der Veranda. Dann blieb er einen Moment stehen und horchte. Die Welt war betäubt, auf dem Hof war es fast vollkommen still. Selbst die Hühner gaben keinen Laut von sich. Doch in der Dunkelheit konnte er einen Schatten ausmachen.
    Sein Ältester pirschte sich mit einem Holzklotz auf der Schulter durch die Bäume zum Haus zurück. Er patrouillierte oft nachts rund ums Gehöft. Manchmal ging er zur Jagd auf die

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