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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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allein in die Pedale treten konnte. An diese Dinge musste sie sich erinnern: Er hatte sie ein Leben lang so geliebt, dass er sie, wenn nötig, losließ, sie ermunterte, sich der Welt zu stellen und keine Angst zu haben, weil sie alles schaffen konnte, was sie wollte. Das hieß, er war ein guter Mensch gewesen – egal, was er sonst getan haben mochte – egal, was die Leichen im Wasser zu bedeuten hatten und was auch immer sie heute Abend oder später herausfinden würde. Und dieses Wissen ließ sie sich von nichts und niemandem nehmen; innerlich hielt sie es mit Zähnen und Klauen fest.
    Du warst ein guter Mensch.
    Der Kaffee in ihrer Hand war lauwarm, sie überlegte, ob sie sich frischen kochen sollte, doch es war fast Mitternacht, und im Grunde war es nur der plumpe Versuch aufzuschieben, was ihr Angst bereitete. Das fändest du nicht richtig, Dad, hab ich recht? Also schüttete sie den Rest in den Ausguss, stellte den Henkelbecher weg und ging ins Wohnzimmer hinüber.
    Heute Abend war es hier drinnen warm. Zuvor hatte sie aus dem Gartenschuppen, in dem sie sich erst einmal durch die Spinnweben kämpfen musste, Holzscheite geholt und sorgsam über die alte Asche auf dem Rost gelegt. Jetzt loderte das knisternde, flackernde Feuer und warf durch das Kamingitter Licht und Schatten bis hin zu dem leeren Sessel ihres Vaters. Wenn sie vor dem Feuer stand, quoll ihr die Wärme wohlig ins Gesicht.
    Ganz hinten auf dem Rost war die Landkarte bereits verbrannt. Als sie Feuer fing, hatte sich der Beweisbeutel, in dem der Hammer steckte, eine Sekunde aufgebläht, bevor er zusammenschrumpfte und der darin befindliche Hammer zu blankem, schwarzem Metall verglühte. Seine Beweiskraft hatte sich zischend in Nichts aufgelöst.
    So, Dad, das hätten wir.
    Aller Wahrscheinlichkeit nach hatte er eine Straftat begangen oder gedeckt – vielleicht sogar etwas richtig Schlimmes –, doch nachdem sie den ganzen Nachmittag gründlich darüber nachgedacht hatte, war sie zu dem Schluss gekommen, dass niemand davon erfahren musste. Jedenfalls nicht, wenn es sich irgendwie vermeiden ließ. Falls die offiziellen Ermittlungen zu den beiden Leichen auf eine Verbindung zu Colin Price hindeuteten, würde sie sich damit auseinandersetzen, doch sie dachte nicht daran, eine solche Verbindung selber aufzudecken. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt verband ihn kein greifbares Indiz mit dem Viadukt, und abgesehen von ein bisschen Asche auf einem Rost hatte sich die Welt, in der sie sich geborgen und sicher gefühlt und in der sie gewusst hatte, wer sie war, nicht verändert.
    Nichts Greifbares  – nur dass sie es eben wusste. Fragte sich nur, ob sie lernen würde, damit zu leben, oder ob die Erinnerung an ihren Vater unwiederbringlich ruiniert war.
    Sooft sie sich einreden mochte, er sei ein guter Mensch gewesen, konnte sie nicht sagen, ob sie je wieder daran glauben würde. Dazu musste sie erst die ganze Wahrheit darüber wissen, was er getan hatte oder auch nicht.
    Hannah wärmte sich die Hände am Feuer und betrachtete die Gegenstände, die sie zusammengetragen hatte. Im Moment war unmöglich abzuschätzen, was sie brauchte, da sie keine Ahnung hatte, was sie vorfinden oder zu welchen Schritten sie auf ihrer Suche bereit sein würde. Sie hatte sich auf das Schlimmste gefasst gemacht. Abgesehen von der starken Gummi-Taschenlampe ihres Vaters hatte sie den Garten, die Garage und den Vorratsraum nach anderen nützlichen Dingen durchforstet und sich am Ende mit einem großen Eimer, einem längeren Abschleppseil und Müllbeuteln gewappnet; dazu mit mehreren Kleiderbügeln wegen ihrer kräftigen Haken aus Metall.
    Der Spaten lag bereits auf dem Rücksitz ihres Wagens. Zu schwarzen Jeans und Sweatshirt, die sie schon trug, hatte sie dunkle Handschuhe und ein Paar Gummistiefel eingepackt, um sie anzuziehen, wenn sie dort war.
    Am Gürtel trug sie einen ausziehbaren Schlagstock.
    Sonst noch etwas?
    Im Moment fiel ihr nichts ein. Immer noch starrte sie in die Flammen. In der Gluthitze des Kamins platzte ein Holzscheit, und ein Funkenregen wirbelte in den Rauchfang.
    Jetzt oder nie.
    Hannah machte sich daran, die Sachen in den Eimer zu stapeln.

    Eine halbe Stunde später fuhr sie rückwärts in die geschotterte Ausweichbucht gegenüber dem verfallenen Wetherby Cottage.
    Hinter ihr dehnten sich kreuz und quer bis an den Horizont die nachtschwarzen Wiesen und Felder. Die Sterne, die den Himmel spickten, waren im Rückspiegel verschwommen zu erkennen. Vor ihr

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