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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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an.
     
    Es ist bereits früher Morgen, als sie nach rechts abbiegen und auf dem langen, holprigen Feldweg zum Viadukt aufbrechen. Der Wald ringsum ist schwarz. Sullivan hat das Gefühl, dass es hier spukt. Manchmal ist er fast bereit, ans Übernatürliche zu glauben, und falls es Gespenster gibt, dann wäre das hier ein Ort, an dem sie sich versammeln könnten.
    Es ist höchstwahrscheinlich die Stelle, an der Anna Hansons geschundener lebloser Körper über die Brüstung geworfen worden und in den schäumenden Strudeln des Flusses untergegangen ist. Von dieser Stelle aus wurde sie ins Meer gespült, bevor die Strömung sie erneut erfasste und an einem Ende des Strands von Faverton auf den Felsen warf.
    Der Transporter ruckelt und schlingert bei jeder Bodenwelle, und als die Reifen im pappigen Lehm ihre Furchen graben, klingt es, als zöge man ganz langsam ein Klebeband von einem Paket.
    Im Unterschied zu dem kleinen Mädchen, das er letztes Jahr ermordet hat, wird Clark Poole mit dem Gewicht, das ihn in seinem Sack beschwert, nicht ins Meer entkommen; er wird weder wieder an Land gespült werden noch im Meer verschwinden. Stattdessen wird er auf den Grund des Flusses sinken und so lange dort verweilen, bis das Wasser seine Knochen glatt und sauber gewaschen hat wie die Steine in seinem Bett.
    Das erscheint Sullivan angemessen. Ein Akt der Reinigung gewissermaßen. Die Sühne für die Schmach, die dieser Ort erlitten hat.
    Sie sind fast da. Sullivan glaubt, dass er vor sich das Wasser tosen hört, auch wenn er weiß, dass es in Wahrheit nur das Blut in seinem Kopf ist. Neben ihm wirkt der hagere Pearson wild entschlossen. Er beißt die Zähne zusammen, hat das Lenkrad fest im Griff.
    In diesem Moment ertönt knisternd der Polizeifunk.
    Sullivan greift zum Gerät und zieht das Spiralkabel lang, an dem es mit der Konsole verbunden ist.
    »Sullivan.«
    »Wir haben hier einen Notruf«, sagt die Zentrale. »In der Bracken Road eins-achtzehn. Das ist ein geheimer Unterschlupf. Fällt in eure Zuständigkeit, Jungs.«
    Ein Alarmschalter.
    Es ist die Adresse von Mrs. Fitzgerald.

19
    D anke«, sagte Hannah, »ich komme, sobald ich kann. Stoßen Sie denen schon mal Bescheid, dass sie die Akten zusammensuchen.«
    Sie legte auf.
    Mist.
    Hannah trat aus der Tür, die von der Küche ihres Vaters aus auf die kleine natursteingepflasterte Terrasse führte. Von irgendwo hinter den Bäumen hörte sie die Motorsäge eines Nachbarn. Über ihr lag ein strahlend klarer Himmel.
    Sie atmete tief ein.
    Zu glauben, sie könnte das Ganze vor sich herschieben, war naiv gewesen. Nachdem sie in den frühen Morgenstunden heimgekommen war, hatte sie sich im Revier für heute krankgemeldet – weniger wegen physischer als vielmehr seelischer und geistiger Erschöpfung. Sie kam zu dem Schluss, dass sie den Komplikationen dieses Falls heute nicht gewachsen war. Doch einer ihrer Sergeants hatte sie trotzdem gerade auf dem Handy angerufen. Sie musste also zum Dienst.
    Inzwischen hatten sie eine Liste mit sämtlichen vermissten männlichen Personen in der Gegend von Huntington seit 1950. Sie kamen auf über fünfhundert Namen. Während sie immer noch auf den Zahnstatus zu Opfer A warteten, hatten sie einen Teil seiner Kleider bergen können – immerhin ein Anfang. Die konnten die Kollegen jetzt in der Hoffnung auf eine Übereinstimmung mit den Vermisstenmeldungen abgleichen. Opfer B war schwieriger, doch auch auf diesen Mann würden sie stoßen. Die Berichte der Pathologie zu beiden Toten erwarteten sie im Laufe des Tages, und der forensische Anthropologe hatte die Altersspanne eingegrenzt, nach der sie suchen mussten. All das bedeutete, dass sie früher oder später mindestens einen, vielleicht sogar beide Namen haben würden.
    Und dann?
    Das war die Frage – oder besser gesagt, das letzte Hindernis. Bevor die Identität der Leichen nicht geklärt war, konnte sie nicht mit Sicherheit wissen, womit sie es hier zu tun hatte. Es war durchaus denkbar, dass keiner der beiden Toten mit ihrem Vater irgendwie in Verbindung stand. Sie hielt die Überlegung auch nicht für reines Wunschdenken, denn was sollte, nachdem die Beweismittel vernichtet waren, die er hier aufbewahrt hatte, noch ans Licht kommen? Im schlimmsten Fall, an den sie gar nicht zu denken wagte, würde sie es darauf ankommen lassen. Immerhin leitete sie die Ermittlungen, und so ließen sich vielleicht gewisse Details unter den Teppich kehren. Doch vorerst konnte sie nichts dergleichen

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