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Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Schwarze Blumen: Thriller (German Edition)

Titel: Schwarze Blumen: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Steve Mosby
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und trat bedächtig über die Schwelle. Sie zwang sich, ihm nicht ihrerseits einen Schritt entgegenzukommen. Er war immer noch weit genug weg, und Barnes war an und für sich kein bedrohlicher Mann. Er war kleiner und viel älter als sie. Physisch sollte sie, wenn es hart auf hart kam, in der Lage sein, ihn zu überwältigen, selbst ohne Schlagstock, den Barnes entweder nicht bemerkt oder geflissentlich übersehen hatte.
    »Danke«, sagte er.
    Während er sprach, schlug ihr eine kräftige Fahne entgegen. Whisky. Er hatte also heute Morgen getrunken – noch etwas, das sie registrierte. Der DCI war am Haus ihres Vaters erschienen, benahm sich seltsam und war höchstwahrscheinlich betrunken.
    Hannah lehnte sich mit der Hüfte an die Küchentheke.
    Für einen Moment hatte Barnes das Interesse an ihr verloren. Er hatte das Fotoalbum entdeckt, das sie gestern Abend offen liegen gelassen hatte. Er stützte sich zu beiden Seiten mit den Händen auf und sah sich die Bilder interessiert an.
    »Reizend.«
    Er betrachtete das Foto, auf dem ihr Vater sie im Krankenhaus hielt.
    »Ja«, sagte sie.
    »Ich war übrigens da.«
    »Sie waren …?«
    »Na ja, nicht da. Aber Ihr Vater und ich waren Freunde. Ich gehörte zu den Ersten, die nach der Entbindung im Krankenhaus waren. Wir sind hinterher zusammen rausgegangen, haben uns eine Zigarre angezündet und Champagner getrunken. Damals durfte man auf dem Flur noch rauchen.«
    Er lächelte traurig bei der Erinnerung.
    »Ja, ich kann mich genau an den Tag erinnern. Wie ich auf den Anruf wartete. Colin war so überaus stolz. Darf ich?« Er sah plötzlich auf. »Einmal durchblättern?«
    Sie nickte.
    »Danke.«
    Und Barnes betrachtete nacheinander jede einzelne Seite des Albums. Er schien es geradezu ehrfürchtig in den Händen zu halten.
    »Es muss schön sein, sich das noch mal ansehen zu können«, sagte er. »Ich meine, alles vor sich Revue passieren zu lassen. Die Geschichte Ihres Lebens.«
    Sie merkte, wie sie sich verspannte.
    »Ja.«
    »Colin war in diesen Dingen umsichtig. Er war ein sehr kluger Mann.«
    »Ja«, sagte sie. »Das war er.«
    Barnes war zu dem Foto gelangt, auf dem sie ohne Stützräder auf dem Fahrrad saß und ihr Vater grinsend im Hintergrund stand.
    »Das ist es wahrscheinlich«, sagte er.
    »Wie bitte?«
    »Das ist ungefähr die Zeit, in der es passiert ist.«
    »Sir, geht es Ihnen … geht es Ihnen gut?«
    Es war unter den gegebenen Umständen eine lächerliche Frage, aber was hatte sie für eine Wahl? Dieser Mann, der vor ihr stand, hätte – obwohl sie ihn kannte – ebenso gut ein Fremder sein können. Sie musste die Situation wieder irgendwie in normale Bahnen bringen oder aber das Befremdliche daran offen zur Sprache bringen, um damit umgehen zu können.
    »Ich fürchte, nein.« Barnes, der immer noch auf das Album starrte, sah sie zum zweiten Mal mit diesem traurigen Lächeln an. »Sie waren gestern schon wieder vor meinem Haus.«
    »Vor Ihrem Haus?«
    »In der Mulberry Avenue.«
    Eine stinknormale, ruhige Anliegerstraße, dachte sie. Nichts Ungewöhnliches zu sehen; relativ wohlsituiert; keine unbebauten Flächen. Dort könnte jeder wohnen.
    »Und ich hab Sie gestern Abend an dem alten Bauernhaus gesehen.«
    Hannah merkte, wie sie die Luft anhielt. Sie zwang sich auszuatmen und sagte:
    »Das waren Sie, Sir?«
    »Ja.«
    »Was haben Sie dort gemacht?«
    »Dieselbe Frage könnte ich Ihnen stellen, Hannah. Genauso wie ich Sie fragen könnte, wieso Sie den Fundort Dawson anonym gemeldet haben. Oder was Sie überhaupt da draußen am Viadukt verloren hatten.«
    Sie war drauf und dran, alles abzustreiten, doch Barnes las es ihr vom Gesicht ab und schüttelte den Kopf. Hier sind nur du und ich, schien die Geste zu sagen, und wir wissen beide, dass es stimmt.
    Eine ganze Weile sah sie ihn nur an.
    »Ich wollte die Wahrheit wissen«, sagte sie.
    »Ah – die Wahrheit.« Er nickte. »Das kann ich verstehen; eine gute Antwort. Manche Dinge sind wichtiger als das Gesetz, nicht wahr? Die Wahrheit ist eines davon.«
    »Vielleicht.«
    »Nein, ich kenne Sie, Hannah. Sie haben Colins Karte gefunden, stimmt’s? Ich weiß, was Ihnen durch den Kopf gegangen sein muss. Sie haben Ihren Vater sehr geliebt; er bedeutete Ihnen alles, folglich wollten Sie unbedingt wissen, was er getan hatte. Sie mussten es einfach wissen. Das Gesetz blieb da außen vor.«
    Nur ungern räumte sie innerlich ein, wie recht er hatte.
    »Wieso waren Sie dort, Sir?«
    »Um Buße zu tun«, sagte

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