Schwarze Diamanten (Bruno Bd 3)
wütend. Manche der verheirateten Männer
nahmen ihre Kinder auf den Arm und zogen ab.
Dann öffnete sich plötzlich die Tür zum Ausstellungsraum, und Boniface
Pons selbst erschien, kraftvoll und aufrecht trotz seiner siebzig Jahre. Sein
breites Kreuz zeichnete sich unter dem Jackett ab und erinnerte Bruno daran,
dass Pons in seiner Jugend Kapitän der städtischen Rugbymannschaft gewesen
war. Er gehörte immer noch dem Clubvorstand an und war Geschäftsmann durch und
durch, was sich auch in seinem Äußeren spiegelte. Er trug Anzug und ein weißes
Hemd mit Fliege. Sein kahler Kopf schimmerte in der Herbstsonne. Höflich
nickte Pons zwei Sekretärinnen zu, die ihren Arbeitsplatz eilig durch das
Seitentor verließen, und verriegelte die Tür eines Unternehmens, das er geerbt
und ausgebaut hatte. Gelassen blickte er auf die Menschenmenge.
„Pons raus, Pons raus.“ Es war der erste, fast unsichere Ruf aus den
Reihen der ecolos, der nicht durch irgendein Megaphon
verstärkt war. Bruno bemerkte, dass Pons' Sohn dem Blick des Vaters ruhig
standhielt. Die Haltung der beiden war fast identisch. Guillaume hatte sein
Megaphon gesenkt und rührte sich nicht, als die Grünen hinter ihm dem
Geschäftsmann ihre Buhrufe entgegenjohlten.
Schnellen Schrittes ging Bruno durch das Tor auf Pons senior zu und
sprach ihn an, weniger als cbef de police von
Saint-Denis, sondern eher freundschaftlich, hatten sie doch bei vielen
Clubfesten nebeneinander am Tisch gesessen. „Ihr Mercedes steht dahinten, mein
Lieber. Ich rate Ihnen dringend, sofort wegzufahren, bevor es Ärger gibt. Es
sind Frauen und Kinder hier.“
„Sagen Sie mir nicht, was ich tun soll, Bruno, nicht auf meinem eigenen
Grund und Boden“, erwiderte Pons ruhig, den Blick unbeeindruckt auf die
Menschenmenge vor dem Tor gerichtet. „Ich habe dieses Affentheater nicht
gewollt und werde hocherhobenen Hauptes hinausgehen.“
„Dann werde ich Sie begleiten müssen.“
„Wie Sie wollen.“
Pons ging mit großen Schritten auf das Tor zu. Die Buhrufe wurden
lauter, und einige der ecolos rückten
bedrohlich näher. Mit ausgestreckten Armen versuchte Pons junior, die Menge
zurückzuhalten. Er lächelte frostig, als sein Vater sich ihm näherte.
Viel zu schnell, als dass Bruno hätte eingreifen können, eilte der Alte
auf seinen Sohn zu und schlug ihm so wuchtig ins Gesicht, dass er nach hinten
kippte und in die Knie ging. Das Megaphon fiel ihm aus der Hand. Einige der ehemaligen
Angestellten klatschten Beifall und klopften dem Alten auf die Schulter, als er
sich der Menge zuwandte und seinen Sohn nicht weiter beachtete.
Guillaume, weiß im Gesicht bis auf den brennend roten Fleck auf seiner
Wange, schüttelte den Kopf und schnellte hoch, um mit ungestümer Wut über
seinen Vater herzufallen. Bruno bekam Guillaume zu fassen und hielt ihn zurück.
„Du Dreckskerl!“, schrie der Sohn. „Du verfluchter Dreckskerl!“
Bruno spürte Hände an seinem Hals und an seinen Armen zerren. Es waren
Guillaumes Mitstreiter, die versuchten, ihren Anführer zu befreien. Zwei der
jungen Arbeiter aus dem Sägewerk mischten sich ein, gefolgt von Axelle, die
sich kreischend in das Getümmel warf und Guillaume mit den Fingernägeln durchs
Gesicht kratzte, ihn am Revers packte, mit der Faust zulangte, zurückstieß und
bespuckte. Aus Guillaumes malträtierter Nase sickerte Blut.
Bruno rammte seinen Ellbogen in den Mann, der ihm am Hals hing. Er
drehte sich um, packte Axelle bei der Taille und schleuderte sie hinter sich,
wo sie mit Montsouris zusammenprallte, der gerade mit Marcel und ein paar
jüngeren Arbeitern angelaufen kam, um sich an der Schlägerei zu beteiligen.
Plötzlich tauchten der Bürgermeister und der Baron auf. Mit hocherhobenen Armen
bildeten sie eine Gasse zwischen den beiden aufgebrachten Gruppen und forderten
lautstark Ruhe. Bruno versuchte, Montsouris in Schach zu halten, als er
plötzlich das Krächzen einer Krähe aus den Eichen hörte. Darauf breitete sich
eine Stille aus, die allen Zorn verebben ließ.
Alle schienen wieder zur Besinnung zu kommen. Axelle weinte stumm, als
Pater Sentout sie zu Emile zurückbrachte, der auf den Knien hockte und seine
verängstigten Kinder umarmte. Der Priester half Bruno dabei, die Demonstranten
entlang des Zauns auf die Straße zu leiten, die zur Stadt führte.
„Schrecklich, Vater und Sohn so zerstritten zu sehen“, sagte Pater
Sentout. „Aber bei dieser Vorgeschichte...“
„Klären Sie mich auf. Was ist passiert?“,
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