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Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Kornbluth
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einem Feldbett. Der Offizier hatte vor Schlaflosigkeit rotgeränderte Augen und ließ sich schwer auf die Zeltbahnbespannung fallen. »Morgen, Grinnel«, sagte er mühsam. »Ich glaube, allmählich werde ich für diese Schweineboote doch zu alt. Ich brauche Sonne und Luft. Glauben Sie, daß Sie Ihren Einfluß geltend machen könnten, damit man mir eine Korvette gibt?« Er fletschte seine Zähne, um zu beweisen, daß es ein Scherz sein sollte.
    Grinnel gewährte ihm das Minimum eines Lächelns. »Wenn ich Einfluß hätte, würde ich dann den Mantel mit dem Dolch auffangen, den sie mir zuwerfen?«
    Der U-Boot-Kommandant rollte sich auf den Rücken und war im nächsten Moment eingeschlafen. Alle paar Sekunden zuckte an seiner linken Wange ein Muskel.
    Grinnel zog Orsino mit sich auf die andere Turmseite. »Wir lassen ihn schlafen. Sagen Sie der Geschützmannschaft, sie sollen mit dem Drill aufhören.«
    Der Leutnant murmelte etwas von Übungssoll, sicherte aber die Kanone und ging nach unten.
    »Sie sind ein komischer Vogel, Wyman«, sagte Grinnel scheinbar zusammenhanglos. »Sie sind tauglich – aber zu nichts verpflichtet. Bleiben Sie bei mir. Wir gehen nach unten.«
    Er folgte dem kleinen dicken Commander in den Turm. »Ich übernehme die Steuerung«, sagte er zu einem Offizier. »Wyman hier macht die Radarwache.« Er warf Orsino einen Blick zu, der jeden Einwand im Keim erstickte. Grinnel mußte aber doch wissen, daß er von Radar gar nichts verstand.
    »Jawohl, Commander«, antwortete der Offizier verblüfft. Ein Seemann zog den Kopf aus dem Radarhelm. »Hier, Fremder, der gehört jetzt dir«, sagte er, und Wyman sah nur für ihn bedeutungslose grüne Kleckse, Ziffern, und um die Verwirrung vollständig zu machen eine Anzahl Pfeile.
    Grinnel verlangte von einem Seemann eine Kanne Kaffee und fauchte den Mann an, weil er den Auftrag an die Kombüse weiterleiten wollte. Der Mann verschwand eiligst über die Leiter, um ihn selbst zu holen.
    »Wenn Sie hören, daß ich über den Kaffee schimpfe, rufen Sie: ›Flugzeug 265, DX 3.000‹, aber gut und laut. Nein, nicht erst schauen, sondern wiederholen.«
    Das tat Orsino und versuchte in den grünen Klecksen eine Erklärung dafür zu finden.
    »Gut. Aber nicht vergessen«, mahnte Grinnel.
    »Kaffee, Sir«, meldete sich der Mann zurück.
    »Danke.« Grinnel nahm einen langen Schluck, dann noch einen. »Stimmt mal wieder«, knurrte er, »in den Schweinebooten gibt's den lausigsten Kaffee der ganzen Navy.«
    »Flugzeug 265, DX 3.000!« schrie Orsino.
    Der Alarm begann zu schrillen. »Tauchen!« brüllte Grinnel.
    »Tauchen, Sir«, wiederholte der Mann, der eben den Kaffee gebracht hatte. »Aber Sir, der Skipper ...«
    Orsino wußte, daß der Skipper auf seinem Feldbett lag und vor Erschöpfung schlief.
    »Verdammt, da sind doch Flugzeuge! Tauchen! « schrie er.
    Vor Orsinos Augen liefen die Leuchtkleckse, die Ziffern und die Pfeile ineinander, als die Luken sich schlossen und das Wasser in die Ballasttanks donnerte. Er taumelte und fing sich gerade noch, als das Deck sich in einem scharfen Winkel neigte.
    Jetzt wußte er, was Grinnel damit gemeint hatte, er sei zu nichts verpflichtet, aber das stimmte jetzt schon nicht mehr. Von diesem Gedanken wurde ihm momentan übel, doch das ging wieder vorüber.
    Ein paar Minuten später meldete sich Grinnel über die Sprechanlage: »An alle. Hier spricht Commander Grinnel. Wir haben beim Tauchmanöver den Skipper verloren, aber Sie alle und ich wissen, daß er es so gewollt hätte. Als ranghöchster und ältester Offizier an Bord übernehme ich für den Rest der Fahrt das Kommando. Wir werden bis zum Einbruch der Dunkelheit getaucht fahren. Die Offiziere melden sich im Wachraum. Ende.«
    Er tippte Orsino auf die Schulter. »Verschwinden Sie«, sagte er, und Orsino bemerkte erst jetzt, daß die grünen Leuchtkleckse verschwunden waren. Da erst fiel ihm ein, daß Radar für die Flugüberwachung durch eine Wasserschicht nicht arbeitet.
    Er brauchte nicht zum Wachraum zu gehen und wanderte daher ein wenig ziellos durch das Schiff. Es war unglaublich vollgestopft mit schlafenden und kaffeetrinkenden Männern und deren Ausrüstung. Zum Glück gelang es ihm aber immer, die Männer mit ausweichenden Antworten abzuspeisen, wenn sie ihn über seine Erfahrungen am Radarschirm ausfragen wollten.
    Sentimental wegen des verlorenen Skippers waren die Männer nicht. Sie überlegten nur, welchen Beuteanteil Grinnel ihnen aus dem Überfall auf Cape Cod

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