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Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Kornbluth
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Clique, die mit Vorliebe die Ingenieure und Notdienstmänner der Regierung aufnahm. Das war der Grund für die Beseitigung des Kapitäns. Die Konstitutionisten waren in der Regel die Kommandanten von U-Booten und Flugzeugen, während alle übrigen Schiffe und die Küstenstützpunkte in den Händen der Soziokraten waren; man hatte vor langer Zeit darüber einen Kompromiß geschlossen.
    Commander Grinnel erklärte Charles fröhlich, ein soziokratischer Seeoffizier warte schon darauf, das Kommando des U-Bootes zu übernehmen. Die Konstitutionisten würden sich zwar mit Nägeln und Zähnen dagegen wehren, schließlich aber doch nachgeben. Wenn danach die Konstitutionisten noch glauben sollten, je wieder auf diesem Boot etwas zu sagen zu haben, so würde man ihnen sehr bald alle Illusionen zerschlagen.
    Das war natürlich nur eine karge Information für einen, der auf Landurlaub in die lärmende Stadt New Portsmouth kam.
    Es war eine merkwürdige Stadt; alles sah improvisiert aus. Etwa alle hundert Meter gab es einen Sanitärreaktor, aber die offenen Kanäle, die von da zu den Häusern führten, wirkten wenig vertrauenswürdig. Es gab unendliche Mengen von Fliegen, die er haßte. Jeder zweite Schuppen am Kai war eine Bar oder eine Kneipe. Die Waren, die es zu kaufen gab, waren teuer und von miserabler Qualität.
    Die Bordelle – es gab fast ebenso viele wie Bars – ekelten ihn an. Im Syndikats-Territorium ging ein Mann dorthin, der zu faul war oder zuwenig Zeit hatte, sich selbst nach einem Rock umzusehen; die Frauen, die dort arbeiteten, verdienten in einigen Jahren ein nettes Sümmchen und hatten interessante Erinnerungen, von denen sie während der folgenden Jahre neben einem langweiligen Ehemann zehren konnten.
    Hier waren es schlampige Weiber, die einen vorübergehenden Mann aus allen Fenstern und Türen anriefen. Entweder mußten die Frauen sehr knapp sein, so daß auch die schlampigen ihre Freier fanden, oder die Männer der Regierung hatten keinen Geschmack.
    Aus einem offenen Abwasserkanal stieg ein fürchterlicher Gestank auf, vor dem er in einen Saloon floh. Dort lehnte er sich ziemlich benommen an die Bartheke. Eine hübsche Brünette fragte ihn nach seinen Wünschen.
    Er bestellte Gin, und als er ihn bezahlte, fiel ihm auf, wie hübsch die Brünette war. In aller Unschuld stellte er ihr eine Frage, die er an jedes hübsche Barmädchen gerichtet hätte, und sie hätte darauf mit »ja«, »nein«, »vielleicht«, oder »was bringt es mir?« antworten können.
    Sie nannte ihn statt dessen einen lausigen Bastard und griff nach einem Bierkrug, um ihn auf seinem Kopf zu zerschlagen. »Halt, Mabel«, trat einer dazwischen und fing ihre Hand ab. »Der da ist von meinem Schiff. Er ist gerade aus den Staaten gekommen und weiß es nicht besser.«
    »Dann erklär's ihm besser sofort, mein Freund«, fauchte sie. »Er kann doch anständige Frauen nicht einfach so anöden.« Wütend goß sie für einen anderen Gast Gin ein und verschwand.
    Charles goß ein wenig zitternd den Gin in sich hinein und drehte sich zu seinem Retter um. »Danke«, sagte er und sah einen Reaktorspezialisten vor sich, den er ein paarmal auf dem U-Boot gesehen hatte. »Dann erzähl mir mal besser, was hier gespielt wird. Ich hab' nur zu ihr gesagt: ›Darling, willst du ...‹«
    »Eben das läßt du hier besser sein, wenn du nicht willst, daß dir mit der Axt ein Scheitel gezogen wird«, unterbrach ihn der andere.
    »Und was soll das?« fragte Charles hitzig. »Sie hätte nur nein zu sagen brauchen. Ich hätte sie bestimmt nicht hier im Lokal vergewaltigt.«
    »Ich hab's zwar öfter gehört, daß es in den Staaten so üblich ist, aber geglaubt hab ich's nicht«, antwortete der Spezialist. »Kann man dort wirklich ...?«
    »In bestimmten Grenzen, jawohl.«
    »Und tun sie's auch?«
    »Einige. Andere werden natürlich auch wütend, so wie sie.«
    »Ja, wie sie. Die Freiheit ...« Und der Reaktormann erzählte ihm eine lange, verwirrende Geschichte von den anständigen Frauen der Regierung.
    Als Charles ging, war er sich darüber klar, daß die Werte hier ziemlich vertauscht waren. Das begriff er nun einigermaßen, daß die Männer hier sich mit schlampigen Weibern, die unter den Türen herumlungerten, begnügen mußten, und da bekam er Heimweh.
    Allmählich zeichnete sich ein bestimmtes Muster ab: Prüderie, Vergewaltigung, Frigidität, intrigante Machtkämpfe – und Mord?
    Nichts wäre also für Grinnels Bande natürlicher und logischer als die

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