Schwarze Dynastie
Gier dieser Piraten nach den Reichtümern des Kontinents.
Hinter den Bars gab es Läden für Schiffsbedarf, denen die Wohnviertel folgten. Die Arbeit war eine erstaunliche Kombination von Mechanisierung und Muskelkraft. In einer Waffenschmiede war ein Mann dabei, einen Gewehrlauf zu ziehen, und die Drehbank wurde mit einem der ihm so wohlbekannten Ehrenhafter-Rotoren angetrieben. Daneben plagten sich zwei starke, schwitzende Männer damit ab, mit einem Bohrer eine Bronzetrommel anzubohren. Und die beiden Männer hatten nichts als schmutzige Lumpen am Leib. Dann bemerkte er auch noch die klingelnden Dinger, die ihnen von den Handgelenken hingen; die Männer waren an die Werkbank gekettet.
In halber Betäubung ging er weiter; jetzt begriff er erst die vielen Bemerkungen, die er auf dem U-Boot nicht verstanden hatte ...
Sechzehn schmutzige Halbmenschen mit verfilzten Haaren und dürftigen Fetzen am Körper krochen die Straße entlang, und jeder zog dabei an einem Seil. Sie zogen an einer Art Transportschlitten, auf dem eine riesige Turbine stand, in deren Zahnrädern sich die Nachmittagssonne fing.
Die Regierung hatte Reaktoren und Fahrzeuge – warum also dies? Nur langsam wurde er sich darüber klar, daß Metalle, Maschinen und Atomkraft für die Rüstung und die Kriegsschiffe verwendet wurden, daß gar nichts mehr übrigblieb für eine Friedenswirtschaft und für den Privatverbrauch. Die Regierung war zu einem Ungeheuer aus nebelhaften Vorzeiten geworden, das nur aus Zähnen, Klauen und Muskeln bestand, mit denen es die versklavten Menschen antrieb. Die Regierung war jetzt das, was sie immer war – die humor- und anmutslose Verkörperung einer unbarmherzigen Wildheit. Was es vielleicht noch irgendwo an Lebensfreude und Heiterkeit geben mochte, war nur das Zucken eines überflüssig gewordenen Organs.
Irgendwo begann ein Kind zu greinen, und ungewohntes, heißes Mitleid wallte in Charles auf. Zu seiner eigenen Verwunderung entdeckte er Gefühle, deren er sich im Syndikats-Territorium nie bewußt geworden war.
Armes Würmchen, dachte er, daß in einem solchen Höllenloch aufwachsen muß. Wie kannst du ein Mensch werden, wenn man dich als Sklaven herumstößt? Ich weiß nicht, was Angst oder Liebe aus dir machen können – einen Betrüger, oder ein wildes, reißendes Tier? Ein menschliches Tier, das sich später auf tierische Weise mit einem anderen menschlichen Tier in einer stinkenden Höhle paart, um weitere menschliche Tiere zu zeugen? Welches Monstrum wirst du werden, wenn man dir eine Kanone als Spielzeug gibt, die du dann als Abgott verehrst?
Reiner hatte recht, überlegte er. Wir müssen mit dieser Schweinerei aufräumen.
In einer Seitenstraße, an der er vorüberkam, kämpften ein Mann und eine Frau miteinander, und instinktiv wollte er vorübergehen, doch dann sah er, daß dies kein spielerischer Kampf war, wie er auf Syndikats-Territorium vorkam, wenn ein übermütiger Mob zuviel getrunken hatte.
Der Mann trug den Uniformpullover der Garde. Trotzdem lief Charles in die Straße hinein und riß den Mann von der Frau weg; empört drehte sich der Mann zu ihm um.
»Lauf!« rief Charles der Frau zu, warf ihr aber nicht einmal einen Blick zu, doch dann sah er aus dem Augenwinkel heraus, daß die Frau stehenblieb.
Der Mann griff nach seinem feststehenden Messer. »Verschwinde«, zischte er. »Sofort. Leg dich lieber nicht mit der Garde an.«
Charles spürte, wie seine Knie zitterten, und vom Polo her wußte er, daß nun die Spannung in ihm einen Höhepunkt erreicht hatte. »Zieh nur dein Messer«, sagte er zu dem Mann von der Garde.
Das Gesicht des Mannes wurde ausdruckslos. Er zog das Messer und kam geduckt heran. Das Messer sollte Charles in den Magen treffen; wich Charles ihm aus, dann würde er ihn wie ein Bär umklammern und ihm das Messer in den Rücken stoßen.
Als das Messer wie ein Blitz auf seine Mitte zustieß, packte Charles das Handgelenk von oben und schob es nach außen weg. Die Messerspitze verfing sich in seiner Manschette und schlitzte sie auf. Sein Gegner versuchte, ihm einen Fußtritt in die Schrittbeuge zu versetzen, doch als er einbeinig dastand, riß ihn Charles aus dem Gleichgewicht, so daß er umfiel und zappelnd auf dem Rücken lag. Charles stellte seinen Fuß auf den Ellbogen seines Gegners und verstärkte den Griff der allmählich ermüdenden linken Hand mit der kräftigen Rechten und zog. Der Mann ließ das Messer fallen. Das Ganze hatte vielleicht fünf Sekunden
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