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Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Kornbluth
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alles, was sie gesagt hatte, der Wahrheit entsprach. Und doch ... Warum fühlte sie sich als Mörderin? Warum dachte sie unaufhörlich an Selbstmord?
     
    Die Dämmerung kam ganz langsam; erst zeichneten sich die Baumwipfel vor dem Himmel ab, dann ließ sich das Terrain erkennen, schließlich sah er die beiden halbnackten Leichen. Eine war die einer von MG-Kugeln durchsiebten Frau, die andere war jener bärtige Riese gewesen, mit dem sie in der Finsternis gekämpft hatten.
    Charles kroch hinaus und untersuchte ihn. Klar, er hatte einen Schuß in den Oberschenkel bekommen. Die Frau war eine alte, dürre, weißhaarige Vogelscheuche gewesen, und sie hatte sich mit Sehnen einen Tierschädel auf den Kopf gebunden. Sie war am ganzen Körper mit blauen Halbmonden tätowiert.
    »Eine der Hexen«, erklärte der Leutnant dazu. »Gehört zu ihrer Religion, wenn man so sagen will. Es ist eine sehr alte Religion. Vorchristlich. Sie blieb im Untergrund erhalten und flammte wieder auf, als die großen Schwierigkeiten einsetzten. Jeden Monat gibt es Tieropfer, zweimal im Jahr auch Menschenopfer. Was kann man schon von solchen Leuten erwarten?«
    Charles dachte an die Sklaven, die von des Leutnants Mitbürgern in siedendes Wasser geworfen wurden, sobald sie sich eine Widerspenstigkeit erlaubten. »Ich seh mal zu, was ich mit dem Jeep machen kann«, lenkte er ab.
    »Wozu denn?« fragte der Leutnant. »Selbst wenn du ihn zum Laufen kriegst, selbst wenn wir zum Lager zurückkommen – was nützt es dir? Du wirst erschossen. Und wenn sie meinen Vater umgebracht haben, blüht es mir auch.« Er lächelte angestrengt. »Gangster, hast du vielleicht noch ein As im Ärmel?«
    »Vielleicht«, antwortete Orsino langsam. »Was weißt du von einer Frau namens Lee ... Bennet? Die für die ONI arbeitet?«
    »Geschmuggelt von der D.A.R. Eine Goldmine an Informationen. Ein bißchen verrückt ist sie auch. Was willst du von ihr?«
    »Ist sie wichtig? Ist sie eine Bürgerin? «
    »Unwichtig. Der Geheimdienst benützt sie nur zur Abrundung seines eigenen Bildes vom Syndikat. Eine Frau muß einen Bürger heiraten, wenn sie naturalisiert werden will. Aber was hast du mit ihr zu schaffen? Kanntest du sie drüben? Sie kann für dich nichts tun. Für das Syndikat ist sie so was wie der Tod.«
    Charles hörte ihm kaum mehr zu. Der Auslöser bei Lee Falcaros Konditionierung mußte der Treueid des Bürgers sein, genau wie für ihn. Und die Piraten wollten keine Frauen als Bürger, deshalb war der Auslöser noch nicht eingeschnappt. Lügentests und Skopolamin überstand sie ohne weiteres, doch einen Bürgereid gab es für eine Frau kaum.
    Lee Falcaro war also eine Zeitbombe im Nervenzentrum der Nordamerikanischen Navy. Wie konnte man sie unschädlich machen?
    »Ich bin ihr in New Portsmouth in die Hände gelaufen«, erzählte er dem Leutnant. »Sie kannte mich von drüben und hat mich dann verraten ...« Er kniete vor einer Pfütze und trank gierig. Das Wasser linderte ein wenig die Hungerkrämpfe. »Ich seh mal zu, daß ich mit dem Jeep etwas tun kann.«
    Er hob die Motorhaube und beobachtete Van Dellen aus den Augenwinkeln. Der Leutnant lag im nassen Gras und schien eingeschlafen zu sein. Charles arbeitete scheinbar fieberhaft, hämmerte ein wenig und lachte innerlich über den Offizier, der einen gesunden Zylinderblock nicht von einem gesprungenen unterscheiden konnte. Wenn ich je aus diesem Schlamassel herauskomme, schwor er sich, dann werde ich dafür sorgen, daß diese idiotischen Soziokraten und Konstitutionisten vom Erdboden weggefegt werden. Und auch diese Gardebastarde. Eine elende Bande. Hoffentlich sterben sie bei den Kämpfen den Heldentod. Mit dem Rest kann man dann vielleicht noch etwas anfangen.
    Am Rücken kitzelte ihn etwas; er griff nach hinten und spürte kaltes Metall.
    »Langsam umdrehen, sonst wirst du geschlachtet wie ein Schwein«, warnte eine Baßstimme.
    Das kalte Metall war eine blattförmige, sehr scharfe und gefährlich aussehende Speerspitze. Ein rothaariger, rotbärtiger Riese mit einer Brust wie ein Kleiderschrank funkelte ihn aus eiskalten, blaugrauen Augen an.
    »Fesseln«, sagte jemand, und ein halbnackter Wilder riß ihm die Handgelenke auf den Rücken und band sie mit Schnüren zusammen.
    »Füße zusammenbinden«, hörte er eine Frauenstimme. Man legte ihm eine Hoppelfessel an, die ihm nur kurze Schritte erlaubte, aber rennen konnte er damit nicht. Der Riese senkte seinen Speer und trat zur Seite.
    Als nächstes bemerkte

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