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Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Kornbluth
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meinst du dazu?«
    »Fein«, murmelte Charles, und Kennedy strahlte.
    Aber Charles wußte nun, daß sein vermeintlicher Verbündeter total verrückt war ...

 
13.
     
    Es stellte sich heraus, daß Kennedy bis vor zwei Jahren, als man ihn einfing, Waffenmeister bei der Nordamerikanischen Navy gewesen war. Man gab ihm nur Fleischabfälle zu essen und schlug ihn, wenn er seine tägliche Quote an Speer- und Pfeilköpfen nicht schaffte. Völlig von intelligenten Menschen abgeschnitten, zog er sich immer mehr in sich selbst zurück. Charles konnte ihm höchstens immer ein paar vernünftige Worte entlocken, ehe ihn die Wolke des Wahnsinns einhüllte.
    Charles Orsino benützte die langen Sprechpausen mit dem Wahnsinnigen, um durch die Balkenritze die Wilden draußen zu beobachten. Es waren etwa fünfzig, und der Rest schien auf einer ziemlich primitiven Stufe der Kindlichkeit stehengeblieben zu sein. Mangel an Nahrung konnte der Grund dafür nicht sein, denn es gab reichlich Wild, sie hatten auch ihr Vieh, und Kartoffeln brauchten sie nur auszugraben.
    Nach einer Woche rollte man die Steine vom Eingang weg und rief ihn hinaus. »Nimm's nicht schwer, mein Freund, ich komme zurück«, sagte er tröstend zu Kennedy.
    Dieser sah lächelnd auf. »Das ist eine so allgemein gehaltene Feststellung, Charles. Was genau willst du damit sagen?«
    Charles zuckte hilflos die Achseln.
    »Ich habe dir zugehört«, sagte das Hexenmädchen zu ihm. »Du hast deine Brüder verraten. Warum?«
    Unwillkürlich lachte er laut. Am liebsten hätte er Kennedys Lieblingsspruch von der allgemein gehaltenen Feststellung wiederholt, doch er versagte sich dieses Vergnügen. »Ich verstehe nicht recht«, sagte er. »Ich habe keine Brüder.«
    »Die in Portsmouth. An der See. Sie sind deine Brüder, denn sie alle sind Kinder deiner Regierung. Warum bist du ihnen untreu geworden?«
    Jetzt begann er zu begreifen. »Ich bin nicht Kind der Regierung, sondern einer anderen Mutter, auf der anderen Seite des Ozeans. Sie heißt Syndikat.«
    Für einen Augenblick sah sie verwirrt, fast menschlich aus. Dann fiel das Visier der Unmenschlichkeit wieder über ihr Gesicht. »Das ist richtig. Hier gibt es Arbeit für dich. Du mußt einer gewissen Person die Bedienung des Jeeps und der Waffen beibringen, aber gut. Sie muß ihre Hände richtig an das Metall legen und in Fett und Schmutz tauchen.« Sie wandte sich an die Speerträger: »Bringt Martha.«
    Martha war ein halbnacktes zehnjähriges Mädchen, das sich krampfhaft bemühte, nicht zu weinen.
    Die Wachen brachten Charles und Martha zum Dorfrand, wo der Jeep stand. Um ihn herum hing eine lächerlich anmutende Rankengirlande, die von den Speerträgern wie eine Hochspannungsleitung gefürchtet wurde.
    »Du durchbrichst das«, befahl einer von ihnen gereizt. Das tat Charles, und die Speerträger seufzten vor Erleichterung. Martha sah nicht mehr so finster drein und schaute erstaunt die im Staub liegende Ranke an.
    »Und er steht noch immer da«, sagte sie zu den anderen.
    »Ja, weil er von draußen kommt. An denen kannst du die Kraft der Gottheit nicht anwenden. Da braucht man das hier.« Er stach Charles leicht mit dem Speer in die Sitzfläche. Alle brüllten vor Lachen, auch das kleine Mädchen lachte. Doch dann fiel ihr plötzlich ein privater Kummer ein, und in ihren Augen standen Tränen.
    »Bring ihr was bei«, befahl einer der Männer Charles. »Solltest du versuchen, den Jeep zu starten, kriegst du den Speer in den Bauch.« Er und die übrigen setzten sich auf den Boden, aber das Mädchen versuchte davonzulaufen, als Charles nach der Hand der Kleinen griff. Einer der Männer packte sie und warf sie gegen den Jeep. Wie versteinert und sehr blaß lehnte sie daran.
    »Martha, du brauchst keine Angst zu haben«, sagte Charles geduldig. »Ich bringe dir bei, wie du den Jeep fahren und die Waffen bedienen kannst, und dann kannst du alle, die du nicht magst, erschießen. Mit dem Jeep kannst du schneller fahren als das schnellste Tier läuft.«
    Aber sie murmelte nur vor sich hin und starrte ihren Arm an, mit dem sie an den Jeep geknallt war. »Das war's. Die Kraft ist weg. Die Göttin soll sie zum Teufel schicken. Die Kraft ist weg. Ich hab es gespürt, wie sie aus mir herausgeflossen ist.« Dann wandte sie sich ziemlich ruhig an Charles. »Du fang jetzt an, mich zu lehren. Zeig mir alles. Und streng dich dabei an.«
    »Wovon redest du eigentlich, Martha?«
    »Meine Schwester hat Angst vor mir. Deshalb nimmt sie mir

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