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Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Kornbluth
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Orsino am nächsten Morgen den Schlaf aus den Augen rieb.
    »Guten Morgen«, sagte Lee gleichmütig. Sie stand im Bug und öffnete Rationspäckchen.
    Sie mußten erst die Spannung der vergangenen Nacht abbauen und stritten erbittert um Nichtigkeiten.
    »Ich kam immer gut mit Menschen zurecht«, stellte Lee schließlich fest. »Natürlich gab es manchmal Meinungsverschiedenheiten, aber die waren nie außerordentlich wichtig. Aber über dich rege ich mich auf, weil mir deine Meinung irgendwie wichtig ist. Wenn sie von der meinen abweicht, müßte man sich verständigen können.«
    Er hörte zu essen auf und sah sie verwundert an. »Genauso geht es mir mit dir. Und du meinst vielleicht, das könnte mit unserer Konditionierung zusammenhängen oder ...«
    »Ja. Die Konditionierung oder ...«, antwortete sie. »Du hast zum Beispiel deutliche Hemmungen. Nicht einmal hast du mir wenigstens aus Höflichkeit einen unanständigen Vorschlag gemacht. Nicht, daß mir etwas daran läge, absolut nicht, aber ...« Sie tat einen seitlichen Schritt und fiel über einen Wassereimer.
    »Komm, laß mich dir helfen«, sagte er und hob sie auf. Aber er ließ sie nicht los, als sie schon stand.
    »Danke«, flüsterte sie. »Die Konditionierungstechnik hat sicher einige Mängel, aber es gibt bestimmte Grenzen ...« Und da küßte er sie. Sie küßte zurück. »Oder sind es die Drogen, die dabei benützt wurden. Oh, Charles, warum hat du nur so lange gebraucht!«
    »Das weiß ich auch nicht«, antwortete er düster. »Du bist eine Klasse höher als ich, denn ich bin ja nur ein besserer Laufbursche bei der New Yorker Polizei, und das wäre ich auch nicht, wenn nicht Onkel Frank dafür gesorgt hätte. Und du bist eine Falcaro. Eigentlich ist es eine Frechheit von mir, mich an dich 'ranzumachen. Zum Teufel. Ich wollte es nur nicht zugeben, und deshalb hätte ich mich fast zum Narren gemacht und Grinnel gesucht, um ihn zu erledigen. Aber die Kleine ist ja unwiderruflich tot.«
    »Aus dir machen wir noch einen prima Psychologen«, versprach sie ihm.
    »Wieso Psychologen? Soll das ein Witz sein?«
    »Nein, es ist mein Ernst. Und die Psychologie wird dir gefallen, Liebling. Immer kannst du ja nicht Polo spielen.«
    Liebling? In welche Sache hatte er sich da eingelassen? Guter Gott, mit dreiundzwanzig verheiratet sein? War sie schon verheiratet? Brauchte sie mehrere Männer? Das wußte er nicht und würde er auch niemals zu fragen wagen. »Zum Teufel damit!« sagte er und küßte sie erneut.
    »Was willst du zum Teufel schicken, Liebling?« fragte sie.
    »Alles. Erzähl mir was über Psychologie. Ich kann nicht ewig Polo spielen.«
    Sie hielt ihm eine regelrechte Vorlesung darüber. Die Psychologie sei eine wichtige Wissenschaft, die oft nur falsch verstanden und übertrieben worden sei. Mit der Zeit seien dann doch viele Auswüchse beseitigt worden. Sie selbst habe die Konditionierung ausgearbeitet, die an ihr und Charles angewandt worden sei und die sich ja bewährt habe. »Siehst du, Charles, daß wir da am Rande einer ganz riesigen, wunderbaren Sache stehen?« fragte sie abschließend.
    Nun verlangte das Wetter ihre volle Aufmerksamkeit, denn der Wind hatte sich gedreht, und das Boot rollte ziemlich heftig. Was ihm noch mehr Sorgen machte, war der Umstand, daß bisher kein Boot der Nordamerikanischen Navy zu ihrer Verfolgung abgestellt worden zu sein schien, denn das hieß, daß man die Erledigung der Flüchtlinge billiger und einfacher dem Wetter überlassen könne. »Bis jetzt hatten wir ja Glück«, stellte er fest.
    »Ich dachte, das Boot sei unsinkbar«, sagte Lee.
    »Gewissermaßen. Etwa so wie eine verkorkte Flasche, aber ebensowenig zu steuern wie sie, falls wir eine Panne haben, und bei dieser rauhen See ist damit zu rechnen. Mir wäre lieber, wenn das Syndikat eine Flotte auf dem Atlantik hätte!«
    »Hat leider keine«, antwortete sie. »Die nächste Flotte, von der ich weiß, ist die Mob-Erzflotte auf den großen Seen, und die werden uns ja wohl kaum aufpicken.«
    Sie hatten eine harte Zeit. Immer wieder versuchte Charles einen einigermaßen vernünftigen Kurs festzulegen, doch das war bei dem rauhen Seegang außerordentlich schwierig.
    Als er wieder einmal am Radarskop saß und die See absuchte, fiel ihm ein Objekt auf, das ein paarmal offensichtlich den Kurs änderte. Er stellte ein paar schnelle Berechnungen an, drehte das Ruder und kehrte zum Radarskop zurück. Das Objekt änderte erneut den Kurs. Er kritzelte wieder einige

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