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Schwarze Dynastie

Schwarze Dynastie

Titel: Schwarze Dynastie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: C. M. Kornbluth
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geladen.« Der Strahl der Taschenlampe erlosch, und das Tor fiel klirrend zu.
    »Und das soll ein leitender Mob-Mann sein?« fragte Charles enttäuscht. In der Dunkelheit tastete er nach ihr und faßte endlich ihre Hand. Es roch erstickend nach Benzin.
    »Halt mich fest, Charles«, bat sie. »Ja, das ist Jimmy Regan, und er wird einmal Mob-Führer werden. In Las Vegas war Jimmy ungemein charmant. Er versteht es, das Leben zu genießen. Und er ist ein außerordentlicher Feinschmecker. Auch Polospieler ist er, aber er hat einige seiner Teamkameraden schwer verletzt, weil er kein guter Spieler ist.
    Irgendwie sind die Leute komisch. Sein Vater benimmt sich manchmal recht merkwürdig. Überhaupt scheint etwas mit den Mob-Leuten nicht ganz zu stimmen. Die Menschen fürchten sie. Was würde bei uns geschehen, wenn mein Onkel plötzlich die Pistole zöge, um den Ober zu erschießen, der ihn bedient? Regans Vater soll es getan haben, und nichts geschah. Den Ober zog man stillschweigend weg und vertuschte alles. Alle Anwesenden behaupteten, Mr. Regan habe gesehen, wie der Ober die Pistole gezogen und auf Regan angelegt habe, doch der Ober hatte gar keine Pistole.
    Zuletzt sah ich Jimmy vor drei Jahren. Damals war ich zum letztenmal im Mob-Gebiet. Mir hat es dort nicht gefallen, aber den Grund dafür könnte ich auch heute noch nicht sagen. Etwas ist bei ihnen schiefgelaufen. Außer ein paar Besuchen auf höchster Ebene gibt es recht wenig Verkehr zwischen den beiden Territorien. Und die unseren kneifen drüben die Augen zu.
    Siehst du, alle sind sie so, wie dieser stinkende Frachtraum. Mein Onkel, alle Falcaros, du und ich – wir sind, verglichen mit ihnen, sonnige Felder. Oder nicht?« Ihre Finger krallten sich in seinen Arm.
    »Ruhig, nur ruhig«, redete er ihr zu. »Wir sind gesund, und bald wird alles wieder gut sein. Ich glaube, ich weiß, was hier gespielt wird. Jimmy ist auf einer privaten Schmuggelfahrt mit Benzin und Munition, und seine Ladung wird er vermutlich nach Irland oder Island bringen. Er wird es jedoch nicht wagen, uns ernsthaft etwas anzutun. Schließlich gibt es den Vertrag, und du bist eine Falcaro.«
    »Vertrag«, meinte sie verächtlich. »Ich sage dir, was daran ist. Die Mob-Leute spielen alle mit, und etwas ist faul bei ihnen. Wie er dich behandelt hat, weil er meinte, du seist ihm rangmäßig nicht ebenbürtig! Gut, mein Onkel behandelt auch manchmal von oben herab und zeigt auch, daß er der Spitzenmann im Syndikat ist, aber im Grund ist das Syndikat ein Vater für das Volk. Aber der Mob ist ein Sklavenhalter. Heißt es bei uns: Lee ist eine Falcaro, dann nicht deshalb, weil ich als Falcaro geboren bin, sondern weil ich mich würdig erweisen mußte, eine Falcaro zu sein, da man mich sonst, ehe ich noch zehn Jahre alt gewesen wäre, an einen Unbedeutenden zur Adoption gegeben hätte. Das tun die Mob-Leute nicht. Was immer er auch tut, ein Regan ist und bleibt ein Regan, selbst wenn er wie Jimmys Vater ein Paranoiker ist, selbst wenn er sich so lächerlich und pervers wie Jimmy benimmt.
    Charles, ich habe Angst ...
    Sähst du Chicago, dann würdest du verstehen, weshalb ich Angst habe. Die Paläste an den Seen sind herrlicher als die in New York, viel prächtiger und kostspieliger. Aber gelegentlich siehst du graue, düstere Ziegeltürme, Kinder mit Wieselgesichtern und Männer, die Ebern gleichen. Die Frauen haben unförmige Faßfiguren, und fährt man an ihnen vorbei, hat man das Gefühl, sie würden einem mit Vergnügen die Kehle durchschneiden. Doch das begreifst du erst, wenn du ihren Augen siehst ...«
    Charles weigerte sich, das zu akzeptieren, denn mit seinen eigenen Erfahrungen stimmte dieses Bild nicht überein, daß heißt eigentlich mit dem, was er sich unter Nordamerika vorstellte. »Es wird alles wieder gut«, tröstete er sie, weil er sie für ein wenig hysterisch hielt.
    »Ich will nicht getröstet und beschwatzt werden«, wehrte sie sich. »Sie sind verrückt, glaub's mir. Dick Reiner hatte recht. Wir müssen diese Regierung ausrotten. Auch Frank Taylor hatte recht. Wir müssen den Mob zum Teufel jagen, ehe er uns vernichtet. Diese Menschen sind zu schrecklich in ihrer Degeneration. Lassen wir sie auf unserem Kontinent, so wird ihre stinkende Krankheit auch uns vergiften. Wir müssen etwas tun.«
    »Was denn?«
    Sie sah ihn entgeistert an, und nach einer Weile lachte sie zittrig. »Das fette, glückliche, selbstzufriedene Syndikat sitzt faul herum, während die Wölfe in Übersee

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