Schwarze Dynastie
Geheimdienst der Garde wird es sich zweimal überlegen, eine Bürgerin entführen zu wollen. Wenn wir den Eid in der Öffentlichkeit leisten lassen, werden sie das verhindern wollen. Bist du bereit?«
»Oh, wie dramatisch«, höhnte sie. »Fangt endlich damit an.«
»Bist du, Lee Bennet, bereit, allen früheren Bindungen abzuschwören und der Nordamerikanischen Regierung ausschließlich Treue zu geloben?«
»Ja.«
Martha tat einen erstickten Schrei. »Oh, zum Teufel«, sagte sie. »Das ist ja schlimmer als ein Beinbruch.«
»Was sagst du da, Kleine?« fragte Lee mißtrauisch.
»Ist schon gut«, versuchte Charles abzulenken. »Du kennst doch meine Stimme. Ich bin Orsino. Du hast mich verraten, weil man Frauen kaum einmal die Bürgerschaft verleiht, und deshalb warst du nicht entsprechend konditioniert. Ich habe mich in den Wald durchschlagen können, wurde von Eingeborenen gefangen, aber mit Marthas Hilfe brannte ich durch. Martha kann unter anderem Gedankenlesen. Wie geht es dir?«
Lee schwieg, aber Martha antwortete halb erstaunt, halb verächtlich: »Ah, ihr geht es gut, aber sie weint.«
»Tu ich nicht«, behauptete Lee Falcaro und schluckte heftig.
Verlegen wandte sich Charles von ihr ab und um zu Martha.
»Was ist mit dem Boot?«
»Noch da.«
»W-w-welches B-b-boot?« fragte Lee Falcaro.
»Martha hat ein Patrouillenschnellboot mit Reaktorantrieb am Landesteg ausgemacht, das nur einen Posten an Bord hat. Ich glaube, das können wir erreichen, und wenn wir einen guten Vorsprung haben, können sie uns mit nichts mehr einholen. Und wenn uns das Wetter günstig ist, entdecken uns auch ihre Flugzeuge nicht.«
Lee Falcaro stand auf und wischte sich die Tränen ab. »Gut, dann gehen wir«, sagte sie gleichmütig.
»Wie sieht es unten aus, Martha?«
»Posten schläft noch.«
Charles ließ das Schloß wieder einschnappen, und als sie am Posten unten vorbeikamen, schlief er so fest, als könne ihn höchstens ein Erdbeben aufwecken. Aber Martha stolperte auf einer schadhaften Stufe draußen, fluchte fürchterlich darüber und stellte fest, daß der Posten aufgewacht war.
»Schnell unter die Veranda«, wisperte Charles, und sie krochen in den engen Raum zwischen Verandaboden und Erde. Martha fluchte noch eine ganze Weile weiter, und als sie plötzlich schwieg, wußte Charles, daß die Dinge nicht gut standen.
Durch die Dunkelheit schimmerte geisterhaft ihr blasses angestrengtes Gesicht. »Er benützt etwas, in das man spricht, und jemand, der weit weg ist, hört es«, flüsterte sie. »Der Bastard muß dich gesehen haben, abgerissen wie du bist, Charles. Er sagt, es ist ein wilder Mann aus dem Wald. Oh, verflucht!«
Sie kauerten sich in die dunkelste Ecke, und Charles nahm Lees Hand. Sie war kalt und zitterte. Dann griff Marthas entschlossene Hand nach seiner anderen.
»Der fette kleine Mann, der tötet, Charles«, hauchte sie.
Er nickte. Er wußte, daß sie Grinnel meinte.
»Zehn Männer wachen auf. Bridget und Patrick sollen sie verrotten lassen! Ah, wenn nur meine Flüche bei euch Ausländern wirken würden! Dann wären wir sofort in Sicherheit. Charles, erinnerst du dich noch an den Weg zum Landesteg?«
»Klar«, erwiderte er. »Aber wir werden uns nicht trennen. Wir stehen das alle zusammen durch.«
»Das sind gemeine Männer und sehr blutrünstig. Am schlimmsten ist der kleine Dicke.«
»Tragen sie Pullover? Schwarze Pullover, die den Hals bedecken?«
»Ja, das sind sie.«
Dann hörten sie stampfende Füße und Stimmen. »Ruhig, Männer«, mahnte Grinnels klarer, resonanter Tenor. »Vielleicht ist er noch in der Gegend.« Die Füße donnerten über die Veranda.
»Der Mann, der geschlafen hat, sagt ihnen, es sei nur einer gewesen, und er hat nur nackte Haut und langes Haar gesehen«, flüstere Martha fast unhörbar. »Und der Dicke sagt, er wird ihn finden und ... er wird ihn finden.« Ihre kleine Hand schloß sich verzweifelt um die Charles', ließ sie dann aber plötzlich fallen.
Dann waren die Stiefel wieder über ihnen. »Die Hälfte nimmt die eine Straßenhälfte, die andere geht zur anderen Seite. Alle Seitengassen durchsuchen. Ihr wißt schon selbst, was ihr tun müßt. Wenn wir den verdammten Bastard nicht sofort finden, hetzen wir das ganze Bataillon der Garde hinter ihm drein, und wenn es die ganze Nacht dauert. Also haltet die Augen offen.«
»Vergiß den Weg zum Landesteg nicht«, mahnte Martha. »Leb wohl, Lady. Paß gut auf ihn auf.« Sie kroch unter der Veranda heraus und
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