Schwarze Engel
Stunde in Howard Elias’ Kanzlei eine Pressekonferenz anberaumt. Wissen Sie, was Sie sagen wird, und möchten Sie einen Kommentar dazu abgeben?«
»Nein. Inspector Entrenkin untersteht nicht dieser Behörde. Sie ist mir gegenüber nicht weisungsgebunden, und infolgedessen habe ich keine Ahnung, was sie sagen wird.«
Der Tonfall des Polizeipräsidenten ließ keinen Zweifel daran, daß er nicht damit rechnete, irgend etwas von dem, was Entrenkin sagen würde, könnte für die Polizei positiv sein.
»Damit möchte ich diese Pressekonferenz beenden«, fuhr der Polizeipräsident fort. »Aber vorher möchte ich noch dem FBI und insbesondere Special Agent Spencer für die geleistete Unterstützung danken. Wenn sich aus all dem irgendein Trost gewinnen läßt, dann der: Die Bürger dieser Stadt können gewiß sein, daß diese Behörde fest entschlossen ist, verfaulte Äpfel auszusondern, und zwar ganz gleich, wo sie sich befinden mögen. Diese Behörde ist außerdem bereit, ohne Beschönigung die volle Verantwortung für das Vorgehen ihrer Mitarbeiter zu übernehmen, mögen auch die Einbußen, die unser Stolz und unser Ansehen dadurch erleiden, noch so hoch sein. Ich hoffe, die guten Bürger von Los Angeles werden sich daran erinnern und meine aufrichtige Entschuldigung annehmen. Ich hoffe, die guten Bürger von Los Angeles werden ruhig und besonnen auf diese Mitteilungen reagieren.«
Seine letzten Worte gingen im Scharren von Stühlen und Equipment unter, als die Journalisten alle gleichzeitig aufstanden und zum Ausgang strömten. Es galt, eine Story zu verbreiten und an einer weiteren Pressekonferenz teilzunehmen.
»Detective Bosch.«
Bosch drehte sich um. Irving kam auf ihn zu.
»Irgendwelche Probleme mit diesen Verlautbarungen? Haben Sie oder Ihr Team irgendwelche Probleme damit?«
Bosch studierte das Gesicht des Deputy Chief. Was er damit meinte, war klar. Sollten Sie irgendwelche Wellen schlagen, ist es Ihr Boot das kentert und sinkt – und Sie ziehen andere mit sich in die Tiefe. Immer schön mit den Wölfen heulen. Das Vereinsmotto. Das war es, was auf den Türen der Polizeiautos stehen sollte. Von wegen schützen und dienen!
Bosch schüttelte nur den Kopf, obwohl er Irving am liebsten an die Gurgel gegangen wäre.
»Nein, absolut keine Probleme«, erwiderte er gepreßt.
Irving nickte und spürte instinktiv, daß es höchste Zeit war, sich zurückzuziehen.
Bosch sah, daß der Ausgang inzwischen frei war, und ging mit gesenktem Kopf darauf zu. Er hatte das Gefühl, nichts und niemanden mehr zu kennen. Seine Frau, sein alter Freund, seine Stadt. Alles war ihm fremd. Und angesichts dieses Gefühls von Verlassenheit glaubte er langsam verstehen zu können, was in Kate Kincaid und Frankie Sheehan kurz vor dem Ende vorgegangen war.
34
B osch war nach Hause gefahren, um sich alles im Fernsehen anzusehen. Er hatte seine Reiseschreibmaschine auf dem Couchtisch stehen und tippte mit zwei Fingern seinen Abschlußbericht. Er wußte, er hätte Rider alles mit dem Laptop machen lassen können, und es wäre mit einem Zehntel des Zeitaufwands erledigt gewesen, aber Bosch wollte den zusammenfassenden Abschlußbericht selbst schreiben. Er hatte beschlossen, alles genau so darzustellen, wie es passiert war – ohne jemanden in Schutz zu nehmen, weder die Kincaids noch sich selbst. Er würde den Abschlußbericht Irving aushändigen, und wenn ihn der Deputy Chief neu schreiben, bearbeiten oder sogar in den Reißwolf stecken wollte, war das seine Sache. Bosch fand, solange er es schilderte, wie es war, und so zu Papier brachte, konnte man immer noch von einem gewissen Maß an Integrität sprechen.
Als nach den Meldungen über vereinzelte Unruhen und Krawalle eine Zusammenfassung der wichtigsten Tagesereignisse kam, hörte er zu tippen auf und sah auf den Fernseher. Es kamen mehrere Ausschnitte der Pressekonferenz – Bosch sah sich hinter dem Polizeipräsidenten stehen und mit seiner Miene alles Lügen strafen, was gesagt wurde. Und dann wandte sich die Berichterstattung Carla Entrenkins Pressekonferenz im Foyer des Bradbury Buildings zu. Sie gab ihren sofortigen Rücktritt als Inspector General bekannt und daß sie in Absprache mit Howard Elias’ Witwe die Kanzlei des ermordeten Anwalts übernehmen werde.
»Ich glaube, daß ich in dieser neuen Funktion am meisten dazu beitragen kann, die Polizei von Los Angeles zu reformieren und die korrupten Elemente in ihren Reihen auszumerzen. Howard Elias’ Arbeit fortzuführen
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