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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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Ende getippt. Ich packe alles zusammen, und wenn es irgendwie geht, bringe ich es Ihnen morgen vorbei. Aber nageln Sie mich bitte nicht darauf fest – bis sich die Lage in der South Side wieder beruhigt, habe ich Streifendienst.«
    »Das macht nichts.«
    »Übernehmen Sie auch seine Kanzlei? Soll ich dort alles hinbringen?«
    »Ja. So ist es gedacht. Das wäre nett.«
    Bosch nickte, aber er merkte, daß sie das nicht sehen konnte.
    »Also dann«, sagte er. »Danke für Ihre Hilfe. Ich weiß nicht, ob Irving was gesagt hat, aber der Hinweis auf Sheehan stammte aus den Akten. Einer der alten Fälle. Ich nehme an, Sie haben davon gehört.«
    »Ehrlich gestanden … nein. Aber tun Sie sich keinen Zwang an, Detective Bosch. Ich bin neugierig. Was Sheehan angeht. Er war früher Ihr Partner …«
    »Ja. War er.«
    »Erscheint Ihnen das alles einleuchtend? Daß er erst Howard erschießt und dann sich selbst? Und diese Frau in der Standseilbahn?«
    »Hätten Sie mich das gestern gefragt, hätte ich gesagt, nie im Leben. Dagegen habe ich heute das Gefühl, mich nicht mal mehr selbst zu verstehen, geschweige denn irgend jemand anders. Wenn wir bei der Polizei etwas nicht erklären können, haben wir dafür einen ganz bestimmten Spruch: Die Beweise sind, wie sie sind … Und dabei belassen wir es dann auch.«
    Bosch lehnte sich auf dem Bett zurück und starrte an die Decke. Er hielt das Telefon an sein Ohr. Nach einer Weile fragte sie: »Besteht denn die Möglichkeit, die Beweise anders zu deuten?«
    Sie sagte es langsam, präzis. Sie war Anwältin. Sie wählte ihre Worte mit Bedacht.
    »Was wollen Sie damit sagen, Inspector?«
    »Im Moment bin ich nur Carla.«
    »Was wollen Sie damit sagen, Carla? Was fragen Sie mich?«
    »Sie müssen sich klar darüber sein, daß ich jetzt eine andere Funktion habe. Für mich gelten jetzt die Regeln, die das Verhältnis von Mandant und Anwalt regeln. Michael Harris ist jetzt in einem Prozeß gegen Ihren Arbeitgeber und mehrere Ihrer Kollegen mein Mandant. Ich muß vorsicht–«
    »Gibt es etwas, was seine Unschuld beweist? Die von Sheehan? Etwas, das Sie bisher zurückgehalten haben?«
    Bosch setzte sich auf und beugte sich vor, starrte mit weit aufgerissenen Augen auf nichts Bestimmtes. Sein Blick war ganz nach innen gewandt, und er versuchte, sich an etwas zu erinnern, was er übersehen haben könnte. Er wußte, Entrenkin hatte den Ordner mit der Prozeßstrategie einbehalten. Darin mußte etwas gestanden haben.
    »Darauf zu antworten ist mir leider nicht –«
    »Der Strategieordner«, fiel ihr Bosch aufgeregt ins Wort. »Er enthält etwas, was alles auf den Kopf stellt. Es …«
    Er verstummte. Was sie andeutete – beziehungsweise, was er aus ihren Worten herauslas –, ergab keinen Sinn. Die Schüsse in Angels Flight waren nachweislich aus Sheehans Dienstwaffe abgegeben worden. Das hatte die ballistische Untersuchung zweifelsfrei ergeben. Die drei Kugeln in Howard Elias’ Leiche waren alle drei aus Sheehans Waffe abgefeuert worden. Fall erledigt, Ende der Diskussion. Die Beweise sind, wie sie sind.
    Das war das konkrete Faktum, mit dem er es zu tun hatte, obwohl ihm sein Gefühl weiterhin sagte, Sheehan war der falsche Mann, er hätte so etwas nicht getan. Gewiß, er wäre liebend gern auf Elias’ Grab herumgetanzt, aber er hätte den Anwalt nicht in dieses Grab befördert. Das war ein gewaltiger Unterschied. Und Boschs Instinkt – auch wenn er angesichts der nackten Tatsachen auf verlorenem Posten stand – sagte ihm, daß Frankie Sheehan ungeachtet dessen, was er Michael Harris getan hatte, im Kern seines Wesens nach wie vor ein zu guter Mensch war, um letzteres getan haben zu können. Er hatte zwar zuvor schon Menschen getötet, aber er war kein Mörder. Nicht so.
    »Hören Sie«, fuhr er schließlich fort. »Ich weiß nicht, was Sie wissen oder zu wissen glauben, aber Sie müssen mir helfen. Ich kann nicht –«
    »Es ist da«, sagte sie. »Wenn Sie die Unterlagen haben, ist es da. Ich habe etwas zurückgehalten, weil ich verpflichtet war, es zurückzuhalten. Aber ein Teil davon war in den öffentlich zugänglichen Unterlagen. Wenn Sie danach suchen, werden Sie es finden. Ich sage nicht, Ihr Partner ist von aller Schuld reingewaschen. Ich sage nur, da war noch etwas anderes, dem man wahrscheinlich hätte nachgehen sollen. Aber das war nicht der Fall.«
    »Und das ist alles, was Sie mir sagen werden?«
    »Das ist alles, was ich Ihnen sagen darf – und selbst das hätte ich nicht

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