Schwarze Engel
Polizei weg haben.«
Rider gab nicht nach. »Sir, wir haben die Waffe noch nicht gefunden. Wir brauchen diese Waffe, um –«
»Sie werden sie nicht finden.«
Irving trat weiter in den Raum. Er sah sich um, und als sein Blick schließlich Boschs Gesicht erreichte, blieb er darauf haften.
»Es war ein Fehler, auf Sie zu hören. Ich hoffe, die Stadt muß nicht dafür büßen.«
Bosch zögerte einen Moment, bevor er antwortete. Irving wandte seinen Blick nicht von ihm ab.
»Chief, ich weiß, daß Sie das Ganze unter … politischen Gesichtspunkten sehen. Aber wir müssen mit der Durchsuchung dieses Hauses und anderer den Kincaids zugänglichen Räumlichkeiten weitermachen. Wir müssen die Waffe finden, um beweisen zu können, daß –«
»Ich sagte Ihnen doch gerade, Sie werden die Waffe nicht finden. Nicht hier und auch nicht in sonst irgendwelchen den Kincaids zugänglichen Räumlichkeiten. Das alles, Detective, war lediglich eine Ablenkung. Eine Ablenkung, die zum Tod dreier Menschen geführt hat.«
Bosch wußte nicht, was das Ganze sollte, aber er war verunsichert. Er deutete auf die elektronischen Geräte auf dem Schreibtisch.
»Ich würde das nicht unbedingt eine Ablenkung nennen. Kincaid war Mitglied eines Kinderpornorings, und wir –«
»Ihr Auftrag war Angels Flight. Ganz offensichtlich habe ich Ihnen und Ihren Leuten zuviel Spielraum gelassen, und das haben wir nun davon.«
»Das ist Angels Flight. Darum brauchen wir die Waffe. Sie stellt die Verbindung –«
»Herrgott noch mal, Mann, wir haben die Waffe! Wir haben sie schon vierundzwanzig Stunden! Wir hatten auch den Mörder. HATTEN! Wir haben ihn laufengelassen, und jetzt kriegen wir ihn nicht mehr zurück.«
Bosch starrte Irving fassungslos an. Vor Wut war das Gesicht des Chiefs dunkelrot angelaufen.
»Die ballistische Untersuchung wurde vor weniger als einer Stunde abgeschlossen«, fuhr Irving fort. »Die drei Kugeln aus Howard Elias’ Leiche wiesen eindeutig die gleichen Spuren auf wie die Geschosse, die im Schußwaffenlabor aus Detective Francis Sheehans Neun-Millimeter-Smith-and-Wesson-Pistole abgefeuert wurden. Die Leute in Angels Flight hat Detective Sheehan erschossen. Basta. Es gab einige von uns, die an diese Möglichkeit glaubten, sich aber davon abbringen ließen. Mittlerweile ist diese Möglichkeit eine Tatsache, aber Detective Sheehan ist nicht mehr unter uns.«
Bosch war sprachlos und mußte sich gewaltig anstrengen, seinen Mund nicht offenstehen zu lassen.
»Sie«, stieß er schließlich hervor. »Sie machen das für den Vater. Für den alten Kincaid. Sie –«
Um zu verhindern, daß Bosch beruflichen Selbstmord beging, packte Rider ihn am Arm. Er schüttelte ihre Hand ab und deutete in Richtung Wohnzimmer, wo die Leichen waren.
»– verraten einen Ihrer eigenen Leute, um das zu decken. Wie können Sie das tun? Wie können Sie sich auf so einen Handel mit diesen Leuten einlassen? Und mit sich selbst?«
»Sie TÄUSCHEN sich!« schrie Irving zurück. Dann fügte er, wieder ruhig, hinzu: »Sie täuschen sich, und ich könnte Sie wegen dem, was Sie gerade gesagt haben, fertigmachen.«
Bosch sagte nichts. Er hielt weiter dem Blick des Deputy Chiefs stand.
»Diese Stadt erwartet Gerechtigkeit für Howard Elias«, fuhr Irving fort. »Und für die Frau, die mit ihm ermordet wurde. Aber Sie haben sie darum gebracht, Detective Bosch! Sie haben Sheehan den Ausweg eines Feiglings ermöglicht. Sie haben die Menschen um die Möglichkeit gebracht, Gerechtigkeit zu bekommen, und darüber werden sie nicht begeistert sein. Möge uns allen der Himmel beistehen.«
33
S ie wollten die Pressekonferenz nach Möglichkeit abhalten, solange es noch regnete, damit sie sich das schlechte Wetter zunutze machen konnten, die Menschen – aufgebrachte Menschen – davon abzuhalten, auf die Straße zu gehen. Das Ermittlungsteam war vollzählig vertreten und hatte sich an der Rückwand des Podiums aufgereiht. Der Polizeipräsident und Gilbert Spencer vom FBI sollten die Konferenz abhalten und sämtliche Fragen beantworten. Das war das Standardverfahren in extrem brisanten Situationen. Der Polizeipräsident und Spencer wußten kaum mehr, als in der Presseerklärung stand. Daher konnten Fragen zu Einzelheiten des Ermittlungsverfahrens mühelos und guten Gewissens mit Phrasen wie ›Davon ist mir nichts bekannt‹ oder ›Meines Wissens nicht‹ abgeschmettert werden.
Das Aufwärmtraining übernahm O’Rourke von der Pressestelle. Er erinnerte die
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