Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
spät.«
    »Wir alle wissen, Chief, daß die Polizei Verdächtige bis zu achtundvierzig Stunden festhalten kann, ohne offiziell Anklage gegen sie zu erheben. Warum wurde Detective Sheehan nicht so lange festgehalten?«
    »Weil wir, um ehrlich zu sein, bei den Ermittlungen anderen Spuren nachgingen. Er war der Tat nicht dringend verdächtigt. Er war eine von mehreren Personen, die wir überprüft haben. Wir sahen keinen Anlaß, ihn länger festzuhalten. Er hatte unsere Fragen zufriedenstellend beantwortet, er gehörte dieser Behörde an, und es bestand keine Fluchtgefahr. Wir hielten ihn auch nicht für suizidgefährdet.«
    »Eine zweite Frage«, übertönte Button den nun wieder einsetzenden Lärm. »Wollen Sie damit sagen, er hatte es seinem Status als Polizist zu verdanken, daß er auf freien Fuß gesetzt wurde, so daß er nach Hause fahren und sich umbringen konnte?«
    »Nein, Mr. Button, das will ich damit nicht sagen. Ich sage, wir erhielten erst Gewißheit, daß er der Täter war, als es zu spät war. Wir erfuhren es erst heute. Er wurde gestern abend freigelassen und brachte sich gestern abend um.«
    »Hätte er auch dann gestern abend nach Hause fahren dürfen, wenn er ein normaler Bürger gewesen wäre – sagen wir mal, ein Schwarzer wie Michael Harris?«
    »Diese Frage hat keine Antwort verdient.«
    Um die Rufe anderer Journalisten abzuwehren, hob der Polizeipräsident die Hände.
    »Ich habe noch andere Ankündigungen zu machen.«
    Als die Journalisten weiter ihre Fragen brüllten, trat O’Rourke vor und überschrie sie. Er drohte, die Pressekonferenz abzubrechen und den Saal räumen zu lassen, wenn keine Ruhe einkehrte. Das zeigte die gewünschte Wirkung. Von da an übernahm wieder der Polizeipräsident.
    »Diese Mitteilung steht indirekt mit den eben erwähnten Ereignissen in Zusammenhang. Ich habe die traurige Pflicht, Ihnen den Tod von Sam und Kate Kincaid sowie deren Sicherheitsberater Donald Charles Richter bekanntzugeben.«
    Darauf begann er von einem anderen Blatt Papier die Umstände des Doppelmordes und Selbstmords abzulesen und stellte sie als die Tat Kate Kincaids dar, die nach dem Verlust ihrer Tochter der zunehmenden nervlichen Belastung nicht mehr gewachsen gewesen war. Der sexuelle Mißbrauch ihrer Tochter durch ihren Mann, seine pädophilen Neigungen und seine Zugehörigkeit zu einem Kinderpornoring fanden ebensowenig mit einem Wort Erwähnung wie die laufenden Ermittlungen, die vom FBI und der Abteilung Computerkriminalität des LAPD über die geheime Website angestellt wurden, in der Kincaid seinen perversen Neigungen gefrönt hatte.
    Bosch war klar, dahinter konnte nur Kincaid senior stecken. Der ursprüngliche Autozar ließ seine Beziehungen spielen, um den guten Namen seiner Familie zu wahren. Bosch nahm an, daß jetzt in der ganzen Stadt alte Schulden eingefordert wurden. Jackson Kincaid würde nicht zulassen, daß der Ruf seines Sohnes – oder sein eigener – ruiniert würde. So etwas konnte sehr geschäftsschädigend sein.
    Als der Polizeipräsident mit dem Ablesen der Mitteilung fertig war, wurde er mit Fragen überschüttet.
    »Wenn sie so untröstlich war, warum brachte sie dann ihren Mann um?« wollte Keisha Russell von der Times wissen.
    »Das wird sich für immer unserer Kenntnis entziehen.«
    »Und der Sicherheitsberater, Richter? Warum sollte sie ihn aus Schmerz um den Verlust ihrer Tochter umgebracht haben?«
    »Auch das entzieht sich unserer Kenntnis. Wir gehen der Frage nach, ob er vielleicht gerade im Haus war und zufällig dazukam, als Mrs. Kincaid ihre Waffe hervorholte, um sich zu erschießen. Es deutet einiges darauf hin, daß die beiden Männer bei dem Versuch ums Leben kamen, Mrs. Kincaid davon abzuhalten, sich selbst zu erschießen. Sie verließ anschließend das Haus und fuhr zu ihrem früheren Wohnsitz, wo das Paar bis zum Tod seiner Tochter gelebt hatte. Dort tötete sie sich in dem Bett, in dem ihre Tochter geschlafen hatte. Es handelt sich hier um einen zutiefst bedauerlichen Unglücksfall, und die Angehörigen und Freunde der Familie Kincaid können unseres aufrichtigen Mitgefühls gewiß sein.«
    Bosch war abgestoßen. Fast hätte er den Kopf geschüttelt, aber da er hinter dem Polizeipräsidenten auf dem Podium stand, wäre den Kameras und den Journalisten eine solche Geste nicht entgangen.
    »Dann, wenn es sonst nichts mehr gibt, würde ich Sie bitten –«
    »Chief«, fiel ihm Button ins Wort. »Inspector General Carla Entrenkin hat in einer

Weitere Kostenlose Bücher