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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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wird mir eine Ehre und eine Herausforderung sein.«
    Von Journalisten auf den Black-Warrior-Fall angesprochen, erklärte Entrenkin, sie plane, die Angelegenheit baldmöglichst weiterzuverfolgen. Sie werde den Vorsitzenden Richter am nächsten Morgen bitten, den Prozeßbeginn auf kommenden Montag festzusetzen. Bis dahin werde sie sich mit den Feinheiten des Falls und der Strategie, die Howard Elias zu befolgen beabsichtigt habe, hinreichend vertraut gemacht haben. Hinsichtlich der Äußerung eines Journalisten, die Stadt werde sich angesichts der jüngsten Entwicklungen vermutlich verstärkt um eine gütliche Einigung bemühen, zeigte sich Entrenkin skeptisch.
    »Wie Howard möchte ich diese Angelegenheit nicht mit einem Vergleich beilegen«, erklärte sie und blickte dabei direkt in die Kamera. »Dieser Fall verdient es, in vollem Umfang aufgeklärt zu werden. Wir werden auf jeden Fall vor Gericht gehen.«
    Großartig, dachte Bosch, als der Bericht zu Ende war. Es wird nicht ewig regnen. Sollten sich der Ausbruch heftiger Krawalle im Moment noch vermeiden lassen, dann würde Carla Ichdenke garantiert nächste Woche welche auslösen.
    Nun wandte sich die Berichterstattung den Reaktionen wichtiger Prominenter auf die Ereignisse des Tages und die Äußerungen des Polizeipräsidenten zu. Als Bosch Reverend Preston Tuggins auf dem Bildschirm sah, griff er nach der Fernbedienung und schaltete auf einen anderen Sender. Er landete erst einmal bei zwei Programmen, die Meldungen über friedliche Lichterketten brachten, und bei einem dritten, in dem ein Interview mit Stadtrat Royal Sparks kam, bevor er eine Nachrichtensendung fand, die eine Hubschrauberaufnahme der Kreuzung Florence und Normandie brachte. An der Stelle, wo 1992 die Unruhen ausgebrochen waren, hatte sich eine große Menschenmenge versammelt. Die Demonstration – wenn man sie so nennen wollte – war friedlich, aber Bosch wußte, es war nur eine Frage der Zeit. Der Regen und das schwächer werdende Tageslicht würden die Empörung nicht eindämmen. Er dachte an das, was Carla Entrenkin am Samstag abend zu ihm gesagt hatte, über die Wut und die Gewalt, die die Leere füllte, wenn den Menschen die Hoffnung genommen wurde. Bei dem Gedanken an die Leere, die jetzt auch in ihm herrschte, fragte er sich, womit er sie füllen würde.
    Er stellte den Ton leiser und wandte sich wieder seinem Bericht zu. Als er fertig war, nahm er ihn aus der Schreibmaschine und legte ihn in einen Aktenordner. Falls er dazu kam, würde er ihn am nächsten Morgen abgeben. Nach Abschluß ihrer Ermittlungen hatten er und seine Partner jetzt denselben Zwölf-Stunden-Dienst wie alle anderen Kollegen. Sie mußten sich am nächsten Morgen um sechs in Uniform in der Einsatzzentrale des South Bureau melden. Sie würden die nächsten paar Tage, wenn nicht sogar länger, im Streifendienst zum Einsatz kommen und in Achtergruppen, auf zwei Autos verteilt, das Krisengebiet patrouillieren.
    Bosch beschloß, im Kleiderschrank nachzusehen, in welchem Zustand sich seine Uniform befand. Er hatte sie fünf Jahre nicht mehr getragen – seit dem Erdbeben, als der Noteinsatzplan der Polizei zum letzten Mal in Kraft getreten war. Als er sie aus der Plastikhülle nahm, klingelte das Telefon, und er stürzte an den Apparat, weil er hoffte, es wäre Eleanor, die anrief, um ihm zu sagen, daß bei ihr alles in Ordnung war. Er nahm das Telefon vom Nachttisch und setzte sich aufs Bett. Aber es war nicht Eleanor. Es war Carla Entrenkin.
    »Sie haben meine Akten«, sagte sie.
    »Was?«
    »Die Unterlagen für den Black-Warrior-Fall. Ich übernehme den Fall. Ich brauche die Akten wieder.«
    »Ach so, klar. Ich habe es gerade im Fernsehen gesehen.«
    Darauf folgte ein Schweigen, bei dem Bosch unbehaglich wurde. Obwohl er für die Sache, für die diese Frau kämpfte, herzlich wenig übrig zu haben schien, hatte die Frau etwas an sich, was Bosch mochte.
    »Das war eine gute Idee«, sagte er schließlich. »Daß Sie seine Fälle übernehmen, meine ich. Sie sind sich also mit der Witwe einig geworden, hm?«
    »Ja. Und nein. Von Howard und mir habe ich ihr nichts erzählt. Ich sah keine Notwendigkeit, ihr die Erinnerungen an ihn zu verderben. Sie hatte es schwer genug.«
    »Wirklich edel von Ihnen.«
    »Detective …«
    »Ja?«
    »Nichts. Manchmal verstehe ich Sie einfach nicht.«
    »Da sind Sie nicht die einzige.«
    Weiteres Schweigen.
    »Ich habe die Akten hier. Die ganze Schachtel. Ich habe gerade meinen Abschlußbericht zu

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