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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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– Chastain – die genaue Uhrzeit und das genaue Datum mitgeteilt bekommen hatte, zu dem er vor Gericht erscheinen und aussagen sollte. Bei der Durchsicht der übrigen Prozeßvorladungen stellte Bosch fest, daß sie in der Reihenfolge ihrer Zustellung abgeheftet worden waren, nicht in der Reihenfolge, in der die Vorgeladenen vor Gericht zu erscheinen hatten. An diesem Punkt merkte er, daß er sich ein besseres Bild vom chronologischen Ablauf des Prozesses und damit auch von Elias’ Strategie machen könnte, wenn er die Vorladungen in der Reihenfolge anordnete, in der die Vorgeladenen vor Gericht erscheinen sollten.
    Er brauchte zwei Minuten, um die Vorladungen nach diesem Gesichtspunkt anzuordnen. Als er fertig war, sah er sich die Dokumente, eins nach dem anderen, an und stellte sich den Ablauf des Prozesses vor. Als erster würde Michael Harris aussagen. Er würde seine Geschichte erzählen. Als nächster käme Captain John Garwood, Leiter der RHD, an die Reihe. Garwood würde eine geglättete Darstellung des Ermittlungsverfahrens geben. Die nächste Vorladung galt Chastain. Er kam nach Garwood. Widerwillig – er hatte die Zustellung zu verhindern versucht – würde er nach dem RHD-Captain aussagen.
    Warum?
    Bosch legte die Frage vorerst beiseite und begann die restlichen Vorladungen durchzusehen. Dabei wurde rasch klar, daß Elias nach dem uralten Schema vorging, abwechselnd positive und negative Zeugen zu bringen. Er wollte die Darstellungen der angeklagten RHD-Detectives den Aussagen der Zeugen gegenüberstellen, die erwartungsgemäß zugunsten Michael Harris’ aussagen würden. Das waren Harris, der Arzt, der sein Ohr behandelt hatte, Jenkins Pelfry, Harris’ Chef in der Waschanlage, die zwei Obdachlosen, die Stacey Kincaids Leiche gefunden hatten, und schließlich Kate Kincaid und Sam Kincaid. Elias hatte vorgehabt, die Darstellung der RHD anzufechten, die Folterung Michael Harris’ aufzudecken, den Nachweis zu erbringen, daß er die Tat nicht begangen hatte, und zum Schluß als Knalleffekt die Kincaids vor Gericht zu zitieren und höchstwahrscheinlich die Wahrheit über Charlottes Website und die Schrecken von Stacey Kincaids jungem Leben an den Tag zu bringen. Ganz offensichtlich wollte Elias den Geschworenen den Fall in derselben Reihenfolge präsentieren, in der Bosch und sein Team bei ihren Ermittlungen vorgegangen waren – daß Harris unschuldig war, daß es eine Erklärung für seine Fingerabdrücke gab und daß Sam Kincaid oder jemand, der mit ihm oder dem Kinderpornoring in Verbindung stand, seine Stieftochter ermordet hatte.
    Bosch wußte, es war eine gute Strategie. Er war überzeugt, Elias hätte den Prozeß gewonnen. Er blätterte zu den ersten Vorladungen zurück. Chastain befand sich an dritter Stelle und damit auf der Positivseite des Wechselschemas – er kam nach Garwood und vor einem der beklagten RHD-Detectives. Er hätte als positiver Zeuge für Elias und Harris aussagen sollen, aber er hatte die Annahme der Vorladung zu verweigern versucht.
    Bosch suchte auf dem Vorladungsformular nach dem Namen der Zustellungsagentur und rief die Auskunft an. Es war zwar spät, aber Zustellungsbeamte arbeiteten nicht zu den üblichen Zeiten. Vorladungen wurden nicht immer von neun bis fünf zugestellt. Ein Mann kam ans Telefon und Bosch verlangte nach Steve Vascik, der Chastain laut Beleg die Vorladung zugestellt hatte.
    »Der ist heute abend nicht hier. Er ist zu Hause.«
    Bosch wies sich aus und erklärte, er ermittle in einem Mordfall und müsse Vascik dringend sprechen. Der Mann am anderen Ende der Leitung wollte Vasciks Telefonnummer nicht herausrücken, erklärte sich aber bereit, Boschs Nummer zu notieren und die Nachricht an Vascik weiterzuleiten.
    Nachdem er aufgelegt hatte, stand Bosch auf und begann im Haus herumzugehen. Er war nicht sicher, ob an der Sache wirklich etwas war. Aber er hatte dieses komische Kribbeln im Bauch, das er oft bekam, wenn er kurz davor stand, eine wichtige Entdeckung zu machen. Er verließ sich ganz auf seinen Riecher, und sein Riecher sagte ihm, daß er so dicht an etwas dran war, daß er jeden Augenblick mit der Nase darauf stoßen konnte.
    Das Telefon läutete, und er schnappte es von der Couch und drückte auf die Gesprächstaste.
    »Mr. Vascik?«
    »Harry, ich bin’s.«
    »Eleanor. Hallo, wie geht’s dir? Alles in Ordnung?«
    »Sicher. Aber ich bin ja auch nicht in einer Stadt, die jeden Augenblick in Flammen aufgehen kann. Ich habe die Nachrichten

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