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Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
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fuhr er mit ruhigerer, leiserer Stimme fort: »Martin. Sie müssen sich um Ihre Mutter kümmern. Wir müssen Ihnen beiden sagen, was passiert ist, und Ihnen ein paar Fragen stellen. Je länger wir hier rumstehen und rumschreien und uns beschimpfen, desto länger wird es dauern, bis Sie sich um Ihre Mutter kümmern können.«
    Er wartete einen Moment. Die Frau drückte ihr Gesicht wieder gegen die Brust ihres Sohns und begann zu weinen. Dann machte Martin Elias einen Schritt zurück und zog sie mit sich, so daß Bosch und Chastain nach drinnen kommen konnten.
    Die nächsten fünfzehn Minuten saßen Bosch und Chastain mit Mutter und Sohn in einem schön eingerichteten Wohnraum und teilten ihnen mit, was über das Verbrechen bekannt war und wie man bei den Ermittlungen vorgehen wollte. Bosch wußte zwar, für die beiden war das in etwa so, als teilten ihnen zwei Nazis mit, sie wollten eine Untersuchung über Kriegsverbrechen anstellen, aber ihm war auch bewußt, wie wichtig es war, vorschriftsgemäß vorzugehen und den Angehörigen des Opfers, so gut es ging, klarzumachen, daß die Ermittlungen gründlich und vorbehaltlos geführt würden.
    »Ich weiß, Sie denken, es waren irgendwelche Cops«, erklärte Bosch abschließend. »Im Moment können wir das jedoch noch nicht sagen. In diesem frühen Stadium wissen wir noch nichts über das Motiv. Wir sind noch dabei, Anhaltspunkte zu sammeln. Aber bald werden wir dazu übergehen, das Material zu sichten, und jeder Cop, der auch nur im entferntesten einen Grund gehabt haben könnte, Ihrem Mann etwas anzutun, wird unter die Lupe genommen. Ich weiß, es gibt viele, auf die das zutrifft. Sie haben mein Wort, daß sie sehr genau überprüft werden.«
    Er wartete. Mutter und Sohn saßen eng aneinandergeschmiegt auf einer Couch mit einem heiteren Blumenmuster. Wie ein Kind, das eine Bestrafung abzuwenden versucht, drückte der Sohn ständig die Augen zu. Er hatte an dem, was er gerade mitgeteilt bekommen hatte, schwer zu kämpfen. Ihm begann zu dämmern, daß er seinen Vater nie wieder sehen würde.
    »Uns ist bewußt, was für ein schrecklicher Moment das für Sie ist«, fuhr Bosch behutsam fort. »Deshalb möchten wir Sie auf keinen Fall lange mit unseren Fragen belästigen. Aber ein paar Dinge, die uns jetzt sehr weiterhelfen würden, würden wir Sie trotzdem gern fragen.«
    Er wartete auf Widerspruch, aber es kam keiner. Er fuhr fort:
    »Der wichtigste unklare Punkt wäre im Moment, warum Mr. Elias mit Angels Flight fuhr. Wir müssen herausfinden, wo er war –«
    »Er wollte in die Wohnung«, sagte Martin Elias, ohne die Augen zu öffnen.
    »In welche Wohnung?«
    »Er hatte in der Nähe der Kanzlei eine Wohnung, damit er nicht immer extra hier rausfahren mußte, wenn er einen Gerichtstermin hatte oder sich noch spät abends auf einen Prozeß vorbereitete.«
    »Wollte er heute nacht dort schlafen?«
    »Ja. Er übernachtete schon die ganze Woche dort.«
    »Er nahm die Aussagen vereidigter Zeugen zu Protokoll«, sagte die Frau. »Lauter Polizisten. Sie kamen nach dem Dienst vorbei, weshalb er ziemlich lange in der Kanzlei blieb. Und anschließend ging er in die Wohnung.«
    In der Hoffnung, einer von beiden würde sich noch weiter darüber auslassen, schwieg Bosch, aber sie beließen es bei dieser Auskunft.
    »Hat er Sie angerufen, daß er in der Stadt bleiben wollte?« fragte er schließlich.
    »Ja, er rief immer an.«
    »Wann war das? Daß er das letzte Mal anrief, meine ich?«
    »Im Lauf des Abends. Er sagte, er hätte noch einiges zu tun und müßte auch Samstag und Sonntag in der Stadt bleiben. Sie wissen schon, um sich auf den Prozeß am Montag vorzubereiten. Er sagte, er wollte versuchen, am Sonntag zum Abendessen nach Hause zu kommen.«
    »Demnach haben Sie also heute nacht nicht mit ihm gerechnet?«
    »Nein, habe ich nicht«, sagte Millie Elias mit einem trotzigen Unterton, als dächte sie, Bosch wolle mit seiner Frage etwas anderes andeuten.
    Wie um ihr zu versichern, dies sei nicht der Fall, nickte Bosch. Als er nach der genauen Adresse der Wohnung fragte, sagte man ihm, sie sei in einer Wohnanlage, die sich The Place nannte, direkt gegenüber vom Museum of Modern Art in der Grand Street. Bosch holte sein Notizbuch heraus und schrieb es sich auf. Er steckte es nicht wieder ein.
    »Und können Sie sich vielleicht genauer erinnern, Mrs. Elias«, fuhr er fort, »wann Sie zum letztenmal mit Ihrem Mann gesprochen haben?«
    »Es war kurz vor sechs. Um diese Zeit ruft er

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