Schwarze Engel
immer an und sagt mir Bescheid, damit ich weiß, was ich zum Abendessen machen soll und für wieviel Leute.«
»Und Sie, Martin? Wann haben Sie zum letzten Mal mit Ihrem Vater gesprochen?«
Martin Elias öffnete die Augen.
»Keine Ahnung, Mann. Vor ein paar Tagen. Was soll das ganze Theater überhaupt? Sie wissen doch, wer es war! Es war jemand mit einer Dienstmarke.«
Nun endlich begannen Tränen über Martin Elias’ Gesicht zu laufen. Bosch wünschte sich irgendwoanders hin. Egal, wo.
»Wenn es ein Cop war, Martin, haben Sie mein Wort, daß wir ihn finden werden. Er wird nicht ungestraft davonkommen.«
»Klar«, erwiderte Martin Elias, ohne Bosch anzusehen. »Sie geben uns Ihr Wort. Aber wer sind Sie denn?«
Das ließ Bosch einen Moment stocken, bevor er fortfuhr:
»Noch ein paar Fragen. Hatte Mr. Elias hier im Haus ein Arbeitszimmer?«
»Nein«, antwortete der Sohn. »Er hat seine Arbeit nicht hier gemacht.«
»Okay. Nächste Frage. Erwähnte er in den letzten Tagen oder Wochen irgendeine spezielle Drohung oder eine bestimmte Person, die ihm seiner Meinung nach etwas antun wollte?«
Martin Elias schüttelte den Kopf. »Er sagte bloß immer, eines Tages würden ihn die Cops fertigmachen. Wenn er von jemand etwas zu befürchten hätte, dann von den Cops.«
Bosch nickte, nicht zum Zeichen seiner Zustimmung, sondern in Kenntnisnahme von Martins Meinung.
»Noch eine letzte Frage. In Angels Flight wurde auch eine Frau ermordet. Wie es aussieht, haben sie die Bahn unabhängig voneinander benutzt. Sie heißt Catalina Perez. Sagt dieser Name einem von Ihnen etwas?«
Boschs Blick wanderte vom Gesicht der Frau zu dem des Sohns. Beide blickten ausdruckslos vor sich hin und schüttelten den Kopf.
»Nun gut.«
Er stand auf.
»Wir lassen Sie jetzt allein. Allerdings werde entweder ich oder ein anderer Detective noch einmal mit Ihnen sprechen müssen. Wahrscheinlich im Lauf des Tages.«
Weder die Mutter noch der Sohn zeigten eine Reaktion.
»Mrs. Elias, haben Sie ein Foto von Ihrem Mann, das Sie uns leihen könnten?«
Die Frau sah verständnislos zu ihm auf.
»Warum wollen Sie ein Foto von Howard?«
»Wir müssen es bei den Ermittlungen allen möglichen Leuten zeigen.«
»Jeder kennt doch Howard. Und wie er aussieht.«
»Das mag durchaus sein, Ma’am, aber in einigen Fällen könnte es vielleicht trotzdem nicht schaden, wenn wir ein Foto hätten. Haben Sie –«
»Martin«, sagte die Frau. »Hol bitte die Alben aus der Schublade im Arbeitszimmer.«
Martin Elias verließ den Raum, und sie warteten. Bosch zog eine Visitenkarte aus der Tasche und legte sie auf die Glasplatte des schmiedeeisernen Couchtisches.
»Hier drauf steht meine Pagernummer, wenn Sie mich brauchen oder wenn ich irgend etwas für Sie tun kann. Haben Sie einen Hausgeistlichen, den wir anrufen sollen?«
Millie Elias sah wieder zu ihm auf.
»Reverend Tuggins drüben beim AME.«
Bosch nickte, bereute aber seine Frage sofort. Martin Elias kam mit einem Fotoalbum zurück. Seine Mutter nahm es und begann darin zu blättern. Beim Anblick der vielen Bilder ihres Mannes begann sie wieder leise zu schluchzen. Bosch wünschte sich, er hätte sich das Foto erst beim nächsten Gespräch geben lassen. Schließlich kam sie zu einer Nahaufnahme von Howard Elias’ Gesicht. Sie schien zu wissen, daß es das Foto war, das für die Zwecke der Polizei am besten geeignet war. Vorsichtig entfernte sie es aus der Plastikhülle und reichte es Bosch.
»Bekomme ich das wieder zurück?«
»Ja, Ma’am. Darum werde ich mich kümmern.«
Bosch nickte und wandte sich zum Gehen. Er fragte sich, ob er einfach vergessen könnte, Reverend Tuggins anzurufen.
»Wo ist mein Mann?« fragte die Witwe unvermutet.
Bosch drehte sich um.
»Seine Leiche ist im Leichenschauhaus, Ma’am. Ich gebe den Leuten dort Ihre Nummer. Sie werden Sie anrufen, wenn Sie mit den Vorbereitungen für das Begräbnis beginnen können.«
»Was ist mit Reverend Tuggins? Möchten Sie unser Telefon benutzen?«
»Äh, nein, Ma’am. Wir rufen Reverend Tuggins vom Auto aus an. Wir finden auch alleine raus.«
Auf dem Weg zur Tür betrachtete Bosch die Sammlung gerahmter Fotos, die in der Diele an der Wand hingen. Es waren Aufnahmen von Howard Elias mit allen möglichen schwarzen Stadtpolitikern sowie zahlreichen anderen Prominenten. Er war mit Jesse Jackson, mit der Kongreßabgeordneten Maxine Waters und mit Eddie Murphy abgebildet. Auf einem Foto war er zwischen Bürgermeister Richard
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