Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Schwarze Engel

Schwarze Engel

Titel: Schwarze Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Connelly
Vom Netzwerk:
tun.
    »Willkommen bei der Mordkommission«, sagte Bosch, bevor er auflegte.
    »Was?« fragte Chastain.
    »Nichts. Nur ein blöder Spruch.«
    Bosch wählte Irvings Nummer. Der Deputy Chief meldete sich nach dem ersten Läuten mit Angabe seines vollständigen Namens und Rangs. Es kam Bosch eigenartig vor, daß Irving hellwach wirkte, als ob er nicht geschlafen hätte.
    »Chief, hier ist Bosch. Sie sagten, ich soll anrufen, wenn –«
    »Kein Problem, Detective. Was gibt’s?«
    »Wir haben es gerade den Angehörigen mitgeteilt. Elias’ Frau und Sohn. Äh, sie wollte, daß ich ihren Geistlichen anrufe.«
    »Wo soll da das Problem sein?«
    »Der Geistliche ist Preston Tuggins, und ich dachte, jemand höheren Orts könnte das vielleicht besser –«
    »Verstehe. Das war sehr umsichtig. Ich werde mich darum kümmern. Ich kann mir vorstellen, daß das der Polizeichef persönlich in die Hand nehmen möchte. Ich wollte ihn sowieso gerade anrufen. Sonst noch was?«
    »Vorläufig nicht.«
    »Danke, Detective.«
    Irving legte auf. Chastain fragte, was der Deputy Chief gesagt hatte, und Bosch erzählte es ihm.
    »Dieser Fall …«, sagte Chastain. »Wenn mich nicht alles täuscht, wird das eine ganz haarige Angelegenheit.«
    »Das können Sie laut sagen.«
    Chastain wollte noch etwas hinzufügen, aber Boschs Pager ertönte. Er sah auf das Display. Wieder stand nicht seine Privatnummer darauf, sondern die von Grace Billets. Es war sogar schon das zweite Mal. Er hatte vorher vergessen, sie anzurufen. Das holte er jetzt nach, und seine Vorgesetzte meldete sich nach dem ersten Läuten.
    »Ich habe mich schon zu fragen begonnen, ob Sie mich überhaupt noch mal anrufen.«
    »Entschuldigung. Zuerst war ich sozusagen verhindert, und dann habe ich es vergessen.«
    »Und was ist nun eigentlich los? Irving wollte mir nicht sagen, wer tot ist. Nur, daß die RHD und Central den Fall nicht übernehmen können.«
    »Howard Elias.«
    »Ach du Scheiße … Harry … tut mir leid, daß es Sie erwischt hat.«
    »Schon okay. Das kriegen wir schon hin.«
    »Alle werden Ihnen auf die Finger sehen. Und wenn es ein Cop war … Das ist eine Situation, in der Sie von Anfang an nur verlieren können. Was kriegen Sie von Irving mit? Will er es ohne Rücksicht auf Verluste durchziehen?«
    »Widersprüchliche Signale.«
    »Können Sie nicht frei reden?«
    »Genau.«
    »Also, ich bekomme hier auch widersprüchliche Signale. Irving hat gesagt, ich soll Ihr Team freistellen, aber nur bis Freitag. Dann soll ich noch mal mit ihm sprechen. Nachdem ich jetzt allerdings weiß, wer das Opfer ist, kann das meiner Meinung nach nur heißen, daß Sie vermutlich bis dann Zeit haben, sich voll auf den Fall zu konzentrieren. Anschließend schickt er Sie nach Hollywood zurück, und hier können Sie dann nur an dem Fall arbeiten, wenn Sie gerade etwas Zeit dafür erübrigen können.«
    Bosch nickte, sagte aber nichts. Es paßte zu den anderen Entscheidungen, die Irving getroffen hatte. Der Deputy Chief hatte zwar ein großes Team auf den Fall angesetzt, aber wie es aussah, wollte er ihm nur eine Woche Zeit geben, um sich uneingeschränkt damit zu befassen. Vielleicht hoffte er, daß das Medieninteresse bis dahin auf ein halbwegs verkraftbares Maß zurückging und der Fall irgendwann zu den Akten gelegt wurde. Wenn Irving das glaubte, machte er sich allerdings nach Boschs Auffassung gewaltig etwas vor.
    Er und Billets sprachen noch ein paar Minuten, bevor sich seine Vorgesetzte schließlich mit einer Warnung verabschiedete.
    »Seien Sie vorsichtig, Harry! Wenn es ein Cop war, einer dieser RHD-Typen …«
    »Was?«
    »Seien Sie einfach nur auf der Hut.«
    »Mache ich.«
    Er schaltete das Handy aus und sah durch die Windschutzscheibe. Sie hatten fast die Abfahrt zum Freeway 110 erreicht. Bis zur California Plaza war es jetzt nicht mehr weit.
    »Ihr Lieutenant?« fragte Chastain.
    »Ja. Sie wollte bloß wissen, was los ist.«
    »Was ist da nun eigentlich genau zwischen ihr und Rider? Kauen sich die beiden immer noch gegenseitig einen ab?«
    »Das geht mich nichts an, Chastain. Und Sie auch nicht.«
    »War ja nur eine Frage.«
    Eine Weile fuhren sie schweigend weiter. Bosch ärgerte sich über Chastains Frage. Er wußte, der IAD-Detective hatte ihn nur daran erinnern wollen, daß er Geheimnisse wußte, daß er sich zwar bei den Ermittlungen zu einem Mordfall nicht unbedingt in seinem Element befand, aber daß er Geheimnisse über Polizisten wußte und lieber ernst genommen werden

Weitere Kostenlose Bücher